Staatsanwaltschaft und Polizei geben bekannt:
Bereits seit Freitag (07. November) sitzt ein 32 Jahre alter Ghanaer wegen des Verdachts der Kindstötung in Untersuchungshaft. Der zuletzt in Köln lebende Mann wird beschuldigt, seine eigene Tochter (3) im Oktober 2007 getötet und anschließend vergraben zu haben. Seit etwa zwei Wochen suchen Ermittler der eingerichteten Mordkommission (MK Ghana) mit Schaufeln und einem Bagger nach der Mädchenleiche. Zwischenzeitliche Veränderungen der landschaftlichen Gegebenheiten erschweren die auch für die nächste Zeit geplante Fortsetzung der Grabungsarbeiten.

Ende März 2008 nahm das Verfahren gegen den 32-Jährigen mit einer Anzeige seiner Ehefrau (25) seinen Anfang. Der Tatvorwurf – Entziehung Minderjähriger. Nach aufwändigen Ermittlungen in Köln und in Ghana verstärkte sich der Verdacht, dass der Tatverdächtige die Dreijährige getötet hat. Am 06. November vereitelten Ermittler seinen Plan, für immer nach Ghana zurück zu gehen.

Nach ersten Schilderungen der Kindsmutter sollte der 32-Jährige sie und ihre Tochter 2007 mehrfach misshandelt und das Kind im Oktober 2007 nach Ghana verbracht haben. Was den Ermittler aufhorchen ließ, war die Schilderung der Umstände der Reise nach Ghana. Nach Angaben seiner Frau war der Beschuldigte an einem Abend im Oktober 2007 mit einem leeren Koffer in die gemeinsame Wohnung gekommen und hatte ihr erklärt, er habe das gemeinsame Kind einem Freund nach Ghana mitgegeben. Bei seiner noch im März 2008 durchgeführten Vernehmung teilte der Tatverdächtige dem Ermittler des zunächst zuständigen Kommissariates 54 einen anderen Geschehensablauf mit. Er sprach davon, das Kind selbst – in Absprache mit seiner Frau – nach Ghana gebracht zu haben.

Noch während der Überprüfung der widersprüchlichen Aussagen kam im April 2008 die Nachricht über Bekannte des Paares, das Kind sei in Ghana an Malaria gestorben. Erst bei einem Anruf des Ermittlers, der die Kindsmutter in Ghana erreichte, gab die 25-Jährige an, dass ihr Kind in Ghana gestorben sei. Aufgrund nunmehr erheblicher Verdachtsmomente gegen den Kindsvater insbesondere aufgrund des Umstandes, dass für die Einreise des Kindes in Ghana erforderlichen Dokumente von den Behörden nicht ausgestellt worden waren, richtete die Polizei Köln eine Mordkommission ein.

Die Überprüfung der Sterbedokumente, die das Paar bei der Deutschen Botschaft im ghanaischen Accra vorgelegt hatte, verstärkte den Verdacht. Es handelte sich um Totalfälschungen. Der auf dem Patientenblatt verzeichnete Arzt der afrikanischen Klinik gab auf Befragen an, das Kind nie behandelt zu haben und identifizierte "seine" Unterschrift als Fälschung. Auch an dem in der Sterbeurkunde verzeichneten Sterbeort hatte man die Dreijährige, die alleine schon wegen der Hautfarbe aufgefallen wäre, nie gesehen.

Als die Ermittler der MK Ghana erfuhren, dass sich der 32-Jährige aus Deutschland absetzen will, nahmen sie ihn am 06. November fest. Der Beschuldigte schweigt zu den Vorwürfen. Über die von seinem Verteidiger eingelegte Haftbeschwerde ist noch nicht entschieden worden. Fest steht, dass die 25-Jährige ihrem Mann die Geschichte vom Tod der gemeinsamen Tochter in Ghana zunächst geglaubt hat. Ihre inzwischen getätigten Aussagen sowie die bei Auswertung des Computers des Tatverdächtigen gefundenen Bilder von einem Waldgelände in Köln-Merkenich untermauern nunmehr die Verdachtslage.


Diese Gegenstände fand die Polizei in dem Waldstück, wo man die Leiche des dreijährigen Mädchens vermutet

Bei der inzwischen zweifelsfrei identifizierten Örtlichkeit handelt es sich um den Fußweg zwischen der KVB-Endhaltestelle Linie 15 und den Ford-Werken. Diesen Fußweg hat der 32-Jährige täglich genutzt, um zu seiner Arbeitsstelle zu gelangen. Als Ermittler den Waldsaum durchkämmten, stießen sie auf neuwertige Gartengeräte und eine Spitzhacke. Diese stammen aus einem Baumarkt, in dem der Tatverdächtige nach polizeilichen Feststellungen bereits früher eingekauft hat. Die aufgefundenen Grabungswerkzeuge korrespondieren mit der Erkenntnis, wonach der Inhaftierte Anfang September diesen Jahres die Leiche des Kindes wieder ausgraben wollte. Dieses Vorhaben scheiterte offensichtlich an landschaftlichen Veränderungen, die durch den Bau einer Pipeline entstanden waren.

Der 32-Jährige soll mit einem leeren Koffer zu der vermeintlichen Stelle gefahren sein. Die MK Ghana fragt:

– Wer hat Anfang September 2008 einen Schwarzafrikaner mit Koffer oder mit den abgebildeten Werkzeugen in dem beschriebenen Bereich gesehen?

Hinweise nimmt die MK Ghana unter Tel: 0221 / 229-0 entgegen. Die Suche der Polizei nach der Leiche des Kindes wird fortgesetzt.

[ots]