Köln | In Sicht- und Hörweite des AfD-Büros am Heumarkt versammelten sich gestern am Heumarkt rund 500 Menschen, um nach dem Anschlag von Halle ein Zeichen gegen rechten Terror zu setzen. Aufgerufen dazu hatte das Antifaschistische Aktionsbündnis „Köln gegen Rechts“. Bei der Kundgebung warfen Redner verschiedener Organisationen der AfD ein geheucheltes Mitgefühl nach dem Anschlag vor und bezeichneten die AfD als „parlamentarischen Arm des rechtsextremen Deutschlands“.

Einige Demonstranten trugen zum Zeichen der Solidarität Kippas und die israelische Flagge. (Foto: Brand)

Eine Partei, deren Abgeordnete ein Holocaust-Denkmal als „Denkmal der Schande“ und den Mord an Millionen von Juden als „Vogelschiss der Geschichte“ verharmlosten, sei mitverantwortlich für den Tod der beiden Menschen in Halle. Auch prangerten die Redner die Verstrickungen von Polizei, Behörden und Sicherheitskräften in die rechtsextreme Szene an. Organisationen wie die militante neonazistische Organisation „Combat18“ seien bis heute nicht verboten. Derzeit gebe es 500 flüchtige Neonazis, die polizeilich gesucht, aber nicht verhaftet würden. Die zahlreichen Anschläge der letzten Jahre seien schon lange „keine Einzelfälle“ mehr, wie es viele Politiker behaupteten, sondern Zeichen eines breit organisierten rechten Terrornetzwerkes, dessen Arm bis in staatliche Institutionen reiche.

Die Demonstranten hielten Schilder mit den Namen aller Opfer rechter Gewalt der letzten in die Höhe. Den Medien warfen einige Redner vor, der AfD eine zu große Plattform bereit zu stellen, um ihre „menschenverachtenden“ Ansichten zu verbreiten. Dies sei „falsch verstandene Demokratie“. Dass ausgerechnet der AfD-Abgeordnete Jörg Meuthen am Tag nach dem Anschlag im ARD Morgenmagazin ein Interview geben durfte, wo er die AfD als „projüdisch“ bezeichnete, sei eine „Widerwärtigkeit“.

An das AfD Abgeordnetenbüro, in dem zukünftig „Bürgersprechstunden“ stattfinden sollen, richteten die Redner eine klare Botschaft: „Wenn diese Bürgersprechstunden stattfinden, dann kommen wir vorbei!“ und griffen den Satz auf, den AfD-Sprecher Alexander Gauland nach der Bundestagswahl 2017 an Angela Merkel und die CDU gerichtet hatte: „Wir werden euch jagen!“. Sie forderten „kompromisslose Ächtung und breiten Widerstand gegen rechtes Gedankengut — in den Medien, in Gewerkschaften, auf der Straße.“

Laut Veranstalter nahmen rund 500 Menschen an der Demonstration teil. Erwartet worden waren 200 Teilnehmer. Dennoch, einige Teilnehmer waren enttäuscht, über die Teilnehmerzahl: „Eigentlich sollten hier heute Tausende von Teilnehmern sein“, so eine Teilnehmerin, die über die Medien von der Demo erfahren hatte. „Der Anschlag in Halle und der rechte Terror ist größtenteils schon wieder aus dem öffentlichen Interesse verschwunden“, beklagte auch eine der Rednerinnen der Kundgebung.

Nach der Kundgebung auf dem Neumarkt zog der Demonstrationszug über die Cäcilienstraße zum Neumarkt, weiter über die Richmodstraße, wo eine zweite Kundgebung stattfand. Die Demonstration verlief friedlich.

Autor: Julia Katharina Brand
Foto: Teilnehmer der Demonstration hielten Schilder mit den Namen aller Opfer des rechten Terrors der vergangenen Jahre in die Höhe. (Foto: Brand)