Köln darf sich seit heute als "Fairtrade Town" bezeichnen. TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath überreichte heute Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters die Auszeichnung. Mit der Ehrung würdigt TransFair weltweit Städte, die sich nachhaltig für den Fairen Handel engagieren. Weltweit sind schon über 1.000 Städte ausgezeichnet. Zu den Kriterien gehören dabei unter anderem ein Ratsbeschluss mit Handlungsgrundsätzen für die eigene Verwaltung, den Fairen Handel auf kommunaler Ebene zu fördern. Zudem muss die Stadt eine gewisse Zahl an Geschäften und Gastronomen vorweisen, die faire Produkte anbieten. Relativ zur Einwohnerzahl müssten in Köln 111 Geschäfte und 55 Gastronomie-Betriebe faire Waren verkaufen. Tatsächlich sind es derzeit laut TransFair über 200 Läden.


Im Rahmen einer Feierstunde überreichte heute TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath (m.) Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (r.) im Beisein von FC-Sportdirektor Volker Finke die Urkunde zur "TransFair Town"


"Nicht Almosen, sondern faire Chancen"
Roters betonte in seiner Rede, dass die Auszeichnung zugleich Auftrag sei, den fairen Handel in Köln weiter zu fördern. So sei die Verwaltung von dem Kölner Stadtrat bereits per Ratsbeschluss dazu beauftragt worden, weitere Ideen und Vorschläge zu entwickeln, wie der Faire Handel in Köln ausgebaut werden könne. Die Vorschläge sollen den entsprechenden Gremien noch in diesem Jahr vorgelegt werden, verkündete Kölns Oberbürgermeister.

Zugleich schlug Roters auch traurige Töne an. Weltweit würden derzeit 215 Millionen Kinder zur Arbeit gezwungen, etwa 115 Millionen von ihnen unter unmenschlichen und ausbeuterischen Bedingungen. "Machen wird uns bewusst, dass dies etwa 115 Mal sie viele Kinder sind wie Köln Einwohner hat", sagte Roters. "115 Mal so viele Kinder, die ohne Hoffnungen auf eine bessere Zukunft Steine spalten, Baumwolle pflücken", so der Oberbürgermeister weiter. Der Faire Handel könne diesen Kindern eine Alternative bieten. Denn dadurch würden nicht nur Produkte gekauft, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden, sondern auch Projekte gefördert, die an den Ursachen von Not und Armut ansetzten. "Nicht Almosen, sondern faire Chancen – das ist es, das die Menschen wollen und was sie verdienen", betonte Roters.

Düsseldorf ist FairTrade-Hauptstadt
TransFair-Ge4schäftsführer Dieter Overath lobte die Stadt und alle engagierten Kölner. "Sie haben einen tollen Job gemacht", sagte Overath. Zugleich bliebe in Köln jedoch noch viel zu tun. Schließlich sei Düsseldorf und nicht Köln die Hauptstadt des fairen Handels. Dennoch komme auch Köln eine Vorreiterrolle zu. Denn in Köln wurde vor über 19 Jahren die erste Geschäftsstelle von TransFair eröffnet. Und die hier ansässige Supermarkt-Kette Rewe nahm als erstes Unternehmen 1993 fairen Kaffe bundesweit in das Sortiment auf. Heute gebe es keinen Supermarkt mehr in der Stadt, der keine fairen Produkte anbiete. "Das Argument ‚Ich habe diese Produkte noch nie gesehen‘ gilt nicht mehr", sagte Overath. Allerdings, so kritisierte der TransFair-Geschäftsführer, könnten die Produkte in den Märkten noch besser platziert werden.

Faire Kamelle für den Karneval?
Abgerundet wurde die Feierstunde im Historischen Rathaus in Köln durch einen Markt der Möglichkeiten sowie durch Auftritte der Kölner Band "Klee" und Massamba Diouf, einer Trommelgruppe mit Kindern aus der Ketteler-Schule in Köln-Meschenich. Neben Vertretern aus der Kölner Politik nahmen auch für den Fairen Handel engagierte Kölner wie FC-Sportdirektor Volker Finke, Hans van Ooyen und Anne Walkenbach als Sprecherteam der Kölner Steuerungsgruppe für fairen Handel, Jean Pütz und Rosenmontagszugleiter Christoph Kuckelkorn an der Ehrung teil. An ihn appellierte Overath: Werfen Sie an RosenMontag ab sofort nur noch faire Kamelle!"

Infobox: Verein TransFair
Der Verein TransFair wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen. Als unabhängige Organisation handelt TransFair dabei nicht selbst mit Waren, sondern vergibt das Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte und fördert das Bewusstsein für einen nachhaltigen Konsum. Produkte mit dem Fairtrade-Siegel gibt es bundesweit in 36.000 Verkaufsstellen. In über 18.000 gastronomischen Betrieben wird Fairtrade-Kaffee und -Kakao ausgeschenkt.

[cs]