2 Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege auf dem Neumarkt an dem Platz, an dem der Brunnen gebaut werden soll am 17. Mai 2023./ Foto: Grümer

Köln | Am Neumarkt soll ein Brunnen gebaut werden. Anfang März wurde deshalb eine Baustelle eingerichtet. Dabei machten Mitarbeiter:innen der Bodendenkmalpflege eine Entdeckung: Im Bereich des Brunnenbeckens wurden Teile einer mittelalterlichen Straße, sowie Funde der historischen Marktnutzung wie Scherben und Münzen freigelegt. Gregor Wagner, Leiter der Archäologischen Bodendenkmalpflege und Prof. Dr. Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums, erklärten heute, 17. Mai, um was für eine Straße es sich genau handelt und wie das weitere Vorgehen mit dem Brunnenbau verlaufen soll.

Archäologische Funde am Neumarkt

Auf dem Neumarkt sind derzeit etwa 150 Quadratmeter Fläche mit einem Bauzaun und einem Sichtschutz abgesperrt. Hinter dem Zaun befindet sich ein etwa 1 Meter tiefes Loch, das im Rahmen des neuen Brunnen-Baus gegraben wurde. In diesem wurde nun die mittelalterliche Straße entdeckt. Es ist der „spätmittelalterliche Neumarkt“, wie Trier es nannte. Zusehen ist ein abgenutztes Straßenpflaster, sowie die südliche Randkante. Wagner erklärte, dass die Straße damals diagonal über den Neumarkt verlief. Teilweise seien sogar noch Fahrspuren zu erkennen.

Neben der Straße wurden noch einige Gegenstände entdeckt: Sogenannte Tuchplomben aus dem Mittelalter. Tuchplomben seien laut Wagner in der damaligen Zeit eine Art Qualitätssiegel für Textilien gewesen. Sie wurden am Rand des Tuchs befestigt. Neben den Plomben fanden die Archäologen einen Rechenpfennig. Rechenpfennige wurden als Hilfsmittel zum Rechnen auf Märkten genutzt. Wagner verglich es mit einer Art Rechenschieber. In der früheren Zeit wurde noch mit römischen Zahlen gerechnet, was Addition und Subtraktion schwierig gestaltete – daher nutzen Markthändler Rechenpfennige.

Zudem fanden die Archäologen alte Tierknochen. Wagner vermutete, dass es sich dabei um Schlachtabfälle handeln könnte. Zusätzlich fanden die Archäologen Porzellan- oder Keramikscherben wie von alten Westerwälder Senftöpfen, die oftmals an blauen Bemalungen zu erkennen sind.

Zeitliche Einordnung

Erzbischof Pilgrim regierte von 1.021 bis 1.036 n. Chr. in Köln. Er baute damals die Basilika St. Aposteln in Köln aus. Trier erklärte: „Vermutlich hat er auch den Neumarkt, damals „Novum Mercato“ gegründet“. Im Jahr 1.076 n.Chr. wurde der Neumarkt erstmals in Unterlagen erwähnt. In einer Karte des Neumarkts um 1572 von Braun und Hogenberg war die mittelalterliche Straße über den Neumarkt bereits mit einer gestrichelten Linie eingezeichnet. Wagner bestätigte, dass die Bautechnik der Straße ins Mittelalter oder in die frühe Neuzeit passe. Anfang des 19. Jahrhunderts, 1834 wurde in Ur-Kataster angelegt. Auf diesem Kataster ließ sich ebenfalls eine diagonale Straße über den Neumarkt erkennen. Wie alt die Straße genau sei, könne man jedoch noch nicht sagen.

Weiteres Vorgehen

Noch 10 weitere Wochen werden die Archäologen das ausgegrabene Loch untersuchen. Des Weiteren solle noch der Bereich untersucht werden, an dem die Technik verbaut werden soll, so Wagner. Der gefundene Teil der Straße soll trotz des Brunnen-Baus erhalten bleiben, jedoch nicht sichtbar sein.

Eine Trennlage zwischen der mittelalterlichen Straße und dem zukünftigen Brunnen soll das Denkmal schützen.