Am Straßenbahnmuseum wurde gezeigt, wie Farbschmierereien an KVB-Bahnen entfernt werden. Foto: Eppinger

Köln Wie in vielen Großstädten wurde Ende der 90er Jahre die Flut von Graffiti im öffentlichen Raum zunehmend ein Problem für Köln. Zudem stand in der Domstadt damals der G7-Gipfel vor der Tür, bei dem Staatsgäste aus aller Welt mit ihren Delegationen an den Rhein reisen würden. Ihnen wollte man eine ordentliche und saubere Stadt präsentieren.

So wurde 1998 die Kölner Anti Spray Aktion kurz Kasa ins Leben gerufen. Zu den ersten Partnern gehörten neben der Stadt auch die Polizei, das Ordnungsamt und der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein. Heute sind es insgesamt 37 Behörden, Unternehmen und Institutionen, die Kasa bei ihrer Arbeit unterstützen. Dazu gehören unter anderem die KVB, die Deutsche Bahn, die Abfallwirtschaftsbetriebe der Stadt (AWB), die Rheinenergie, die Bundespolizei und die Staatsanwaltschaft Köln.

500.000 Quadratmeter Fläche wurde von Graffiti befreit

„Köln würde ohne die Kasa heute anders aussehen. Im Laufe der Jahre wurden 500.000 Quadratmeter Fläche von Graffiti befreit. Das entspricht etwa 70 Fußballfeldern. Jedes Jahr bekommen die AWB mehr als 400 Aufträge. Der Etat liegt bei 700.000 Euro pro Jahr. Wichtig ist es auch, mit regelmäßigen Kampagnen bei den Bürgern ein Problembewusstsein für Graffiti zu schaffen“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Dazu soll auch eine neue Plakatkampagne in den kommenden Wochen beitragen.

Durch Graffiti entstehe Schaden an Gebäuden, der hohe Kosten verursache. Bei öffentlichem Eigentum gehe das auf Kosten der Steuerzahler. „Es geht auch darum, dass sich die Menschen in unserer Stadt wohlfühlen können. Daher hat die Kasa viel zu tun.“ Man habe den Sprayern mehrere Flächen zur Verfügung gestellt, wo sie ganz legal ihre Graffiti anbringen können, wie zum Beispiel an der Geldernstraße, am Kalkberg, in Buchforst oder in Chorweiler.

Thomas Tewes vom Kölner Haus- und Grundbesitzerverein, KVB-Chefin Stefanie Haaks, OB Henriette Reker und Polizeipräsident Falk Schnabel (v.l.) präsentieren die neue Plakatkampagne im Straßenbahnmuseum in Thielenbruch. Foto: Eppinger

Polizeipräsident Falk Schnabel zeigt sich begeistert von Kasa: „Da wurde in den vergangenen 25 Jahren eine hervorragende Leistung erbracht. Graffiti sind eine tägliche Herausforderung, auch weil sie dafür sorgen, dass sich Menschen in ihrem Veedel unsicher fühlen. Seit 2005 sind Graffitis im Strafgesetzbuch als Straftat aufgeführt. Da geht es um Sachbeschädigung“

Die Sprayer seien oft Jugendliche, es gebe aber auch Erwachsene, die illegal zur Spraydose greifen. „Das geht durch alle Gesellschaftsschichten. Der älteste Sprayer, den wir erwischt haben, war über 40. Problematisch wird es vor allem, wenn extremistische Parolen und illegale Zeichen wie Hakenkreuze gesprayt werden. Dann wird die Straftat für den Staatsschutz relevant. Solche Graffiti werden in der Regel noch am selben Tag entfernt.“

Die KVB haben in zehn Jahren 2,17 Millionen Euro Reinigungskosten verzeichnet

Zu den Gründungsmitgliedern der Kasa gehört der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein: „Wichtig ist bei der Arbeit der Kasa auch die Prävention zum Beispiel in Schulen. Da geht es darum, ein Gefühl für das private Eigentum zu schaffen. Grundsätzlich ist alles illegal, das nicht mit der Einwilligung des Eigentümers angebracht wird. Die Kasa war 1998 ein bundesweites Pilotprojekt, das inzwischen in vielen Städten Nachahmer gefunden hat“, sagt Hauptgeschäftsführer Thomas Tewes.

Massiv betroffen von illegalen Graffitis sind die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) mit ihren Bussen und Bahnen. „Zunehmend werden Objekte des öffentlichen Raumes, und dazu gehören auch unsere Stadtbahnen, Busse und Haltestellen, Ziel solcher Beschädigungen“, sagt KVB-Chefin Stefanie Haaks im Straßenbahnmuseum in Thielenbruch, wo auch direkt das Entfernen einer Farbschmiererei an einer Bahn demonstriert wird.

Allein in den Jahren 2012 bis 2022 hat die KVB Flächen in der Größe von 100.000 Quadratmetern von Graffiti und Farbschmierereien gereinigt, die teilweise auch erneuert werden mussten. Daraus ergab sich nach Angaben der Verkehrsbetriebe ein Schaden von rund 2,13 Millionen Euro. „Das sind Kosten, für die die öffentliche Hand aufkommen muss“, erläutert Haaks.

Weitere Informationen zur Kölner Anti Spray Aktion gibt es online unter:

www.kasa-koeln.de