Der offene Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großer Sorge sehen wir, die unterzeichnenden Gruppen, Initiativen und Vereine, der Stadtrats-sitzung am kommenden Donnerstag, den 14.07.2011 entgegen.

Wir befürchten, dass bei der Fülle der zu diesem Termin anstehenden „Problem-Projekte“ das Projekt „Rheinboulevard“ vernachlässig werden könnte, und ohne eine ausreichende und dem Projekt ange-messene Sachdiskussion die Beschlussvorlage der Verwaltung angenommen und beschlossen wird.

Nach Ansicht der Unterzeichnenden wäre es ein Fehler, das Projekt nach den aktuellen Plänen fortzuführen und den Bau der Ufertreppe in der geplanten Länge von 450 Metern zu beschließen. Damit wäre eine historische Chance vertan, am Deutzer Rheinufer etwas zu schaffen, dass in seiner Art sicher einmalig wäre und die Idee einer Aufwertung des Deutzer Ufers entsprechen würde. Wir sprechen hier von der Idee einer Ufertreppe unter Einbeziehung des „Historischen Park Deutz“, einer Ufertreppe in einem historischen Park.

Durch die Variante der Einkürzung der Ufertreppe –von beiden Seiten auf ca.300 m- könnte die Stadt nicht nur Kosten einsparen, sondern hätten die Planer auch die einmalige Chance, die archäologischen Funde und die historischen Gegebenheiten besser zu berücksichtigen. Ziel hierbei sollte sein, die Schaffung einer „Ufertreppe in einem Historischen Park Deutz“.

Auf dem südlichen Abschnitt könnte die 1700 Jahre alte Geschichte von Deutz, des heutigen rechtsrheinischen Teils der Kölner Innenstadt, auf engstem Raume dargestellt werden ohne auf eine vorgelagerte Treppe achten zu müssen. Es gibt übrigens in Westdeutschland keine Stelle, an der in dieser Dichte so viele wertvolle Funde aus einer solch langen Zeitperiode vorhanden sind. Die ausgestaltete archäologische Fläche dieses Nucleus von Deutz wäre schon für sich eine Attraktion.

Im nördlichen Teil im Anschluss an die Hohenzollernbrücke bedarf die Besonderheit nicht einmal einer umfangreichen Bearbeitung. Hier müsste nur durch eine Beschriftung erklärt werden, dass es sich bei dieser ausgefallenen Uferrandgestaltung in Basalt um ein Teil eines denkmalwürdigen technischen Werkes des 19. Jahrhunderts handelt. Die jeweiligen symmetrischen Treppenanlagen mit den dazugehörigen Rampen und den Absätzen in verschiedener Höhe dienten einer Fähranlage und den Sackträgern.

Diese beförderten die Ware von der um die Mitte der 1840er Jahre angelegten Endstation der Cöln-Mindener Eisenbahn am hier gelegenen Rheinufer auf die Fähre bzw. auch von der von Köln übergesetzten Fähre in die Züge. Vermutlich fand hier auch eine Personenbeförderung statt. Auch solch eine Anlage dürfte wohl kaum eine andere Stadt besitzen. Eine Zerstörung dieser auch optisch eindrucksvollen Ufergestaltung wäre ein Verlust für Köln.

Hier bietet sich also die einmalige und unwiederbringliche Chance, der neuen Uferpromenade in Deutz ein Alleinstellungsmerkmal unter den schon bestehenden und geplanten Freitreppen am Rhein zu verschaffen.

Wir appellieren daher an Sie, bei Ihrer Entscheidungsfindung die Vorteile der Variante 2 mit Einkürzung der Ufertreppe zu berücksichtigen und diese zu beschließen. Diese symetrisch angelegte Freitreppe ist stadtgestalterisch die verträglichste und kostengünstigste Lösung mit allem Freiraum für den Historischen Park Deutz.

Außerdem weisen wir darauf hin, dass es Signale der Landesregierung gibt, das Projekt „Historischer Park Deutz“, bei entsprechenden Anträgen der Stadt Köln, in das Förderprogramm des Landes mit aufzunehmen. Diese Bereitschaft sollte unbedingt bei den weiteren Planungen zur Finanzierung des Projektes berücksichtigt werden.

Unterzeichnet von:
BID, Fortis Colonia e.V, IG Deutz, DeutzKultur e.V., Bürgervereinigung Deutz e.V., Bürger für Bäume, St. Sebastianus Schützenbruderschaft Deutz e.V.

[asch]