Köln | Beamte der Kölner Polizei haben bei einer großangelegten Razzia gegen das Organisierte Verbrechen zahlreiche Objekte auch außerhalb Kölns durchsuchen lassen. Die Verdächtigen sollen in großem Umfang mit Drogen gehandelt haben. Auch in anderen Bundesländern sowie in Belgien und Spanien griffen die Sicherheitsbehörden durch.

Wie die Kölner Polizeibehörde am heutigen Mittwoch berichtete, startete die Razzia gegen 6 Uhr in der Früh. Parallel ermittelte auch die Staatsanwaltschaft Aachen gegen die Gruppe wegen Betrugs. In Köln lag der Schwerpunkt der Durchsuchungen. Die Ermittlungen begannen, nachdem die Polizei rund 80 Kilogramm Kokain in einem speziell dafür präparierten Pferdetransporter im Fährhafen Harwich in Großbritannien sicherstellte. Die Tatverdächtigen sollen bisher mindestens 23 solcher Transporte von jeweils 80 Kilo Kokain aus den Niederlanden nach England organisiert haben, so der Vorwurf der Ermittler.

Darüber hinaus hatte ein Teil der Beschuldigten ein bundesweites Firmengeflecht mit Auslandsbezügen aufgebaut. Über Strohleute sollen sie IT, Kommunikationsmittel, Fahrzeuge und Büroeinrichtung erworben haben. In dem Zeitraum seit Ende 2017 stellten die Ermittler 166 Betrugsfälle mit einem Schadensvolumen von mindestens 1,3 Millionen Euro fest.

Schaden in Millionenhöhe – Täter sollen der italienischen Mafia angehören

Die festgenommenen Verdächtigen sind sowohl italienische wie deutsche Staatsbürger, ihr Alter liegt zwischen 33 und 68 Jahren. Ein 45-jähriger Restaurantbetreiber aus dem Rhein-Erft-Kreis ist für die Behörden der Hauptverdächtige. Die Ermittlungen laufen über eine Ermittlungskommission (EK) namens „Falabella“ und das schon seit März 2016. Die EK ist beim Kriminalkommissariat 23 der Kölner Polizei als Fachdienststelle zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität aus Italien angesiedelt.

Insgesamt durchsuchten die Ermittler 35 Objekte, alleine 23 in NRW. Neben Köln befinden sich die Räumlichkeiten in Leverkusen, Aachen, dem Rhein-Erft- sowie dem Ennepe-Ruhr-Kreis, Düren, Heinsberg, dem Rhein-Kreis Neuss und Recklinghausen. Vier weitere Objekte liegen in Berlin, vier weitere in Thüringen, zwei auf Mallorca (Spanien) sowie zwei im belgischen Verviers.Die Ermittler vollstreckten Vermögensarreste in Millionenhöhe. In Nordrhein-Westfalen und Berlin wurden sieben Haftbefehle vollstreckt.

Mehr als zwei Jahre intensiver Ermittlungen gegen das Organisierte Verbrechen

Seit mehr als zwei Jahren arbeiten die Sicherheitsbehörden in Deutschland, Italien, Niederlande und Belgien gemeinsam gegen Mitglieder des Mafiaclans San Luca aus Kalabrien. Dieser Clan ist nach Erkenntnissen der italienischen Behörden der `Ndrangheta zuzurechnen. Auch Bedienstete mehrerer Behörden stehen im Fokus der Ermittlungen, sie sollen Dienstgeheimnisse verraten haben.

14 Festnahmen bundesweit bei Großrazzia gegen Mafia

Bei der Großrazzia gegen die italienische Mafia in Deutschland hat es am Mittwoch 14 Festnahmen gegeben. Das teilte das Bundeskriminalamt (BKA) am Nachmittag mit. Die Durchsuchungsmaßnahmen hätten sich gegen mutmaßliche Angehörige der `Ndrangheta wegen des Vorwurfs des Drogenhandels mit Schwerpunkt Kokain, der Geldwäsche sowie wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen kriminellen Vereinigung gerichtet.

Bislang werde in Deutschland gegen 47 Beschuldigte ermittelt. Über 440 BKA-Mitarbeiter waren am Mittwoch im Einsatz, 65 Objekte wurden durchsucht. Dabei wurden unter anderem hohe Bargeldsummen sowie mehrere Autos, die mutmaßlich als Kurierfahrzeuge genutzt wurden, sichergestellt.

Die Maßnahmen mit örtlichen Schwerpunkten in Nordrhein-Westfalen und Bayern dauerten am Nachmittag weiter an, so das BKA. Die Operation war Teil eines internationalen polizeilichen Großeinsatzes. Der Handel mit Rauschgift gilt als eine der Haupteinnahmequellen der Mafia. Schon während der Ermittlungen wurden europaweit rund vier Tonnen Kokain und beträchtliche Mengen Ecstasy/MDMA beschlagnahmt.

Im aktuellen Ermittlungsverfahren geht das BKA dem Verdacht nach, dass die `Ndrangheta 490 Kilogramm Kokain nach Deutschland geschmuggelt hat sowie für weitere Kokaineinfuhren in großen Mengen verantwortlich ist. Das BKA geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die durch den Drogenhandel illegal erworbenen Geldmittel dazu eingesetzt werden, in Deutschland Immobilien zu erwerben, darunter Restaurants, die zu Geldwäschezwecken gekauft und wiederverkauft werden.

Autor: rk