Der Intendant des Kölner Schauspielhauses Stefan Bachmann auf einer Pressekonferenz im Juni 2022 in Köln. | Foto: Bopp

Köln | aktualisiert | Stefan Bachmann wechselt aus Köln nach Wien und wird ab 2024 Intendant des Burgtheater Wien. Die Nachricht über den Wechsel von Bachmann ließen gestern österreichische Medien platzen. Heute kommen die Amtsstuben in Köln und Wien nach. Der Wechsel wurde von der Stadt Köln und dem Schauspielhaus bestätigt. In Wien soll der neue Intendant der Burg heute vorgestellt werden.

So bestätigt die Stadt Köln den Wechsel

Stefan Bachmann wird zu Beginn der Spielzeit 2024/2025 neuer Intendant des Burgtheater Wien. Er ist zweimaliger Preisträger des österreichischen Theaterpreises „Nestroy“. Während seiner Intendanz am Schauspiel Köln baute er das Depot zu einem 10 Jahre dauernden Interim aus. Er etablierte das Schauspiel Köln auf einem ehemaligen Industriegelände in Köln Mülheim. Der Stadtteil ist migrantisch geprägt, weshalb er sich mit diesem Aspekt immer wieder künstlerisch auseinandersetzte.

So zitiert die Stadt Köln Bachmann

„Nach nunmehr 10 Spielzeiten als Intendant am Schauspiel Köln freue ich mich auf die neue Herausforderung in Wien. Das Burgtheater ist eine der bedeutendsten Sprechtheaterbühnen Europas und es ist mir eine große Ehre, dieses traditionsreiche Haus in die Zukunft zu führen. Dennoch wird es mir auch schwerfallen, Köln und das Schauspiel zum Sommer 2024 zu verlassen. Ich habe hier mit einem großartigen Team zusammengearbeitet. Es ist uns gelungen in der Ausnahmesituation des Interims etwas ganz Besonderes zu machen. Darauf bin ich sehr stolz. Es waren abenteuerliche, erfüllende und beglückende Jahre und ich hoffe, dass der Standort der Kultur in Köln-Mülheim weiter blühen darf“, so Stefan Bachmann im schriftlichen Statement.

Grüne gratulieren und bedauern den Weggang Stefan Bachmanns

Bürgermeisterin Brigitta von Bülow, kulturpolitische Sprecherin der grünen Ratsfraktion sagte gegenüber report-K: „Für Stefan Bachmann ist der Wechsel an das Kölner Burgtheater ganz toll. Ich gratuliere ganz herzlich und auch für die Stadt Köln und das Kölner Schauspiel ein großes Zeichen. Seine Arbeit in Köln wird gewürdigt. Für Köln ist es aber auch schade.“

CDU sieht Theaterstandort Köln als gute Visitenkarte für Intendant:innen

Dr. Ralph Elster, Bürgermeister der Stadt Köln und kulturpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion zeigt sich begeistert, dass Stefan Bachmann Burgchef in Wien werde. Er sieht darin die Leistungsfähigkeit des Theaterstandortes Köln bestätigt und für Bachmann sei dass die Krönung seiner Karriere und ein super Schritt. „Der Standort Köln spielt bei den ganz großen Theaterstandorten mit“, so Elster gegenüber report-K. In Köln werde ambitioniertes Theater gemacht, dass selbst bei den allergrößten deutschsprachigen Theaterhäusern akzeptiert werde. Elster sieht an der Personalie Bachmann bestätigt, dass der Theaterstandort Köln gut aufgestellt sei. Bachmann habe in Köln perfektes Theater gezeigt und dem Schauspiel Köln ein treues Publikum erarbeitet.

Köln müsse jetzt bald für einen sinnvollen Übergang sorgen. Denn Bachmann gestalte noch die Spielzeit 2023. Dabei ist die Spielzeit 2024 eine sehr wichtige für das Haus, denn dann wird das Kölner Schauspiel wieder am alten Standort am Offenbachplatz sein. Wichtig für die Suche sei, dass Köln die beste Frau oder Mann finde, um das bisherige Niveau zu halten. Hier vertraut Elster den neuen Kulturdezernenten Stefan Charles, der mit seiner internationalen Ausrichtung im gesamten deutschsprachigen Raum sondieren könne. Elster formuliert den Anspruch, dass Köln weiter in der obersten Liga mitspielen müsse und der Standort für Intendant:innen bedeute, dass Köln eine gute Visitenkarte sei. Vor dem Wissen der besonderen Spielzeit 2024 brauche es eine Übergangslösung, die gut ausgelotet werden müsse.

Jetzt ist erst einmal die Kölner Oberbürgermeisterin gemeinsam mit dem Kölner Kulturdezernenten an der Reihe das Verfahren aufzusetzen. Elster plädiert für die Einschaltung einer Personalagentur und auch der Schaffung eines Expert:innenbeirats.

SPD mit Forderung zur Besetzung

Maria Helmis, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion: Die Berufung an die wichtigste deutschsprachige Theaterbühne ist auch eine Auszeichnung für die Kulturstadt Köln und zeigt, welch großartige Arbeit Stefan Bachmann hier geleistet hat. Dafür gilt ihm unser Dank und unser Respekt! Für Köln ergibt sich durch einen Wechsel in der Schaulspielintendanz natürlich eine Zäsur, was den Umzug zum Offenbachplatz sowie die Diskussion um die Weiterentwicklung des Depots betrifft. Diesen Moment können und müssen wir aber auch als Chance für den weiteren Prozess begreifen. Die Nachfolgerin oder der Nachfolger für die Intendanz muss nun gefunden werden. Dafür gilt es jetzt angesichts der Herausforderungen der kommenden Jahre, frühzeitig einen transparenten Findungsprozess anzustoßen, bei dem Kreativität, Innovation und Diversität im Mittelpunkt stehen.“

Bachmann folgt Kušejs an der Burg

Stefan Bachmann folgt auf Martin Kušejs am Wiener Burgtheater und wechselt damit an eine der ersten Theateradressen Europas. Die Personalie wurde zunächst in österreichischen Medien wie dem „ORF“ gemeldet. Er übernimmt die Intendanz des Burgtheaters ab 2024. Das Bachmann aus Köln weg wollte ist mehr als ein offenes Geheimnis gewesen. Die „Süddeutsche Zeitung“ spricht von der „wichtigsten Personalie des Theaterjahres“.

Bachmann war seit 2013 in Köln. Kušejs seit 2019 an der Burg. Der hatte überraschenderweise seine Bewerbung zurückgezogen. Bachmann kennt das Burgtheater aus vielen Inszenierungen und in Köln bewies Bachmann, dass er ein Theater leiten kann, sogar in der Ausnahmesituation in der sich die Kölner Bühnen durch die Sanierung der Bühnen befinden.

Die Stadt Köln und der Intendant Bachmann

Eigentlich läuft der Vertrag von Bachmann noch bis 2026 in Köln. Sein Vertrag wurde immer wieder verlängert. Die Suche nach einem Nachfolger für den Schweizer Bachmann gelang nicht. Reker machte die Suche sogar zur „Chefinnensache“ nachdem der Salzburger Intendant Carl Philip von Maldeghem der Stadt Provinzialität vorwarf. Danach kürte Reker Bachmann zum wiederholten Male Bachmann als Intendant. Reker machte also keine Experimente, jetzt schuf Bachmann Tatsachen. Die Findungskommission muss also dieses Mal erfolgreicher sein, als beim letzten Mal. Interessant dürfte zudem werden ob der Nachfolger von Susanne Laugwitz-Aulbach auf dem Posten des Kulturdezernenten Stefan Charles ein glücklicheres Händchen bei der Suche nach einem neuen Intendanten beweist. Wer die Suche noch einmal nachlesen will, der findet die entsprechenden Berichte bei report-K:

So wird Bachmann vom „Standard“ beschrieben

Der Österreichische „Standard“ beschreibt Stefan Bachmann als „freundliches Chamäleon der Bühnenkünste“ und als einen der Theatermacher:innen, der in der Lage war Theatertüren – passend zum Zeitgeist – aufzureissen. Die österreichische Zeitung erinnert ebenso an die Entscheidung des Kölner Hauptausschusses den Vertrag mit Bachmann bis 2026 zu verlängern und nennt den Kölner Intendanten einen „Troubleshooter“, der sich diesen Ruf redlich verdient habe und „widrigen Spielumständen“ getrotzt habe.

agr, ag