Premiere schon um 19:15 Uhr als Erfolg gewertet
„Es ist 19:15 Uhr“ und wir haben annähernd 4.000 Besucher bei der Premiere“, freute sich Albert Damaschke einer der Veranstalter und sind in diesem Jahr schon vergangenes Wochenende mit der Hüttengaudi von 0 auf 100 gestartet. In diese Freude stimmt auch Kölschfest-Erfinder Konstantin Brovot ein, betont aber, dass die Hüttengaudi ein anderes Format war: „Die Menschen können jetzt an den Wochenenden Straßenkarneval in einem geschützten Bereich feiern“. Es war gut das Konzept anzupassen und die Wochenenden, dann wenn die Menschen feiern wollen, zu bespielen. Auch Gruppen auftreten zu lassen ist richtig. Brovot legt Wert auf die Feststellung, dass es sich nicht um eine Sitzung handelt, sondern um eine Karnevalsparty mit Live-Programm, eine Form des Feierns, die immer mehr Menschen suchen. Hier unterscheidet sich das Kölschfest auch von der Lachenden Arena, wo man doch stärker dem Frontalunterricht frönt. Brovot kann sich auch vorstellen, dass Zelt Karnevalsgesellschaften zur Verfügung zu stellen, die sich vielleicht sogar zusammentun, um hier neue Formate ihren Gästen anzubieten. Ein entsprechendes Angebot wurde auch dem Festkomitee unterbreitet, so Brovot.

Feiern direkt nach dem Job
Die Gäste im Zelt wollen feiern. Dani aus Köln etwa ist zum ersten Mal im Zelt und hat sich mit ihrer Kollegin Anneliese spontan überlegt hier zu feiern. Noch nicht einmal kostümiert sind die beiden hübschen Damen und dennoch schloss man sich gleich einer Gruppe an, teilte die Stange und feierte richtig Karneval. Anneliese: „Wir sind jot drop“ und „Ich liebe Köln“. Auch Claudia gefällt es im Zelt und dass sie mit einem roten Funken tanzen durfte war jot. Das Zelt gefällt ihr, die Atmosphäre und die Menschen die hier feiern. Silvia, die um die Ecke herum wohnt kommt jetzt jeden Tag und war auch schon im ersten Jahr megaaktive Kölschfestbesucherin.

Im VIP-Bereich fand sich die Kölner Lokal, aber auch die Bundespolitik ein.
Dr. Michael Paul, CDU, der für den Kölner Süden in den Bundestag eingezogen ist hat sich mittlerweile in Berlin eingewöhnt und ist dort für Köln im Umweltausschuss in der Energiepolitik aktiv. Allerdings ist er gestern aus dem Flieger, direkt in die Kapitänsuniform geschlüpft und in den Karneval eingetaucht: „In Berlin hatten wir 20 cm Schnee und dann kommst Du nach Köln wo all die fröhlichen Menschen feiern und trinkst ein Kölsch mit. Hier in Köln ist das schon ein anderes Lebensgefühl. Ich habe mich sehr gefreut hier heute Abend wieder in Köln zu sein.“

Karl-Jürgen Klipper, CDU, der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses des Kölner Rates war zum ersten Mal auf dem Kölschfest: „Das ist eine Veranstaltung für viele Menschen hier. Ich sehe das hier nicht als Konkurrenz zu den Sitzungen. Hier können auch die Menschen feiern, wie sie es auch im Straßenkarneval tun, so ein Format hat uns gefehlt. Ich wünsche dem Kölschfest viel Erfolg.“

Götz Bacher und Peter Kron, Ratsmitglieder der SPD feierten gemeinsam an einem Tisch und befanden: „Ohne SPD kein Karneval und auch die SPD kann schunkeln. Die Veranstaltung gefällt uns“.

Erding trinkt Früh
Aber nicht nur die Politik fand sich ein, auch von fern kamen Gäste, wie ein Freundeskreis der Narhalla Erding, ein Ort in Bayern, der den meisten Kölnern wahrscheinlich nur als Biermarke bekannt sein dürfte. Die Narhalla Erding allerdings ist ein Patenverein, man höre und staune der Kölsche Funke rut-weiß und im Jahre 2005 hatten diese sich auf den Weg nach Bayern gemacht und mit den Bajuwaren gemeinsam gefeiert. Von den kölschen Gruppen kennt man in Bayern Brings und Höhner und „Wenn et Trömmelche geht…“ konnten die Vertreterinnen und Vertreter der Narhalla Erding sogar textsicher mitsingen. Natürlich feiert man in Bayern nicht ganz so intensiv Karneval wie in Köln, dafür aber kürzer. Samstag geht es auf die Bälle, einen Umzug gibt es in der Nachbargemeinde und am Faschingsdienstag feiert man noch einmal gemeinsam. Eine Dame aus der Gruppe meinte: „Wir feiern anders, aber auch sehr schön und nicht so groß“.
Im Gewühle auch Barbara mit ihren hübschen Freundinnen aus Kierspe, das liegt bei Lüdenscheid. Schon der Auftakt gefiel den jungen Damen sehr. Auf die Frage ob sie denn von einem der staatsen Funken gebützt worden seien, reagierten die Damen erst einmal mit Unverständnis. Als wir ihnen erklärten, dass dies eine Tätigkeit – nach Definition – mit gespitzten Lippen einen Wangenkuss gebend, bei den Roten Funken interpretiert man das auch manchmal anders, im Kölner Karneval sei, erklärten die Damen unisono: „Nein“. Aber man lernt ja bekanntlich nicht aus. Barbara und ihre Freundinnen waren zum ersten Mal auf dem Kölschfest. Als Colör auf der Bühne waren knubbelte es sich schon im Stehbereich und die kölschen Girls brachten das Zelt schon gleich mal richtig in Schwung. Die Gruppen tun der Veranstaltung gut, bringen Abwechslung hinein.

Eine Chance für den Karneval
Wer sich jetzt fragt, was der Unterschied zur lachenden Kölnarena ist, dem kann man eine ganz einfache Erklärung geben. In der lachenden Kölnarena ist die Bestuhlung wie bei einem Konzert, vorne die Bühne dann das Publikum. So feiert man vor allem wenn man keinen Platz an der Seite bekommen hat, mehr nebeneinander, während man auf dem Kölschfest miteinander an einem oder mit dem Nachbartisch feiert. Beide Formate sind aber mit einer klassischen Sitzung nicht überhaupt nicht vergleichbar, auch vom Publikum nicht. Kölschfest und Lachende Kölnarena sind riesige Karnevalspartys. Und bei Auftritten, wie denen der Roten Funken, kommen sich Straßenkarneval, Karnevalsparty und traditioneller Karneval nahe. Das ist auch eine Chance für den traditionellen Sitzungskarneval.

[ag]