Um 20.40 Uhr kommt Prinz Boris I. in der Kölner Südstadt nach fast 11 Stunden Rosenmontagszug 2023 durch Köln an. | Foto: Bopp

Köln | KOMMENTAR | Egal wie lange der Zoch dauert. Egal wie steil die Brücke ist. Rosenmontag in Köln das ist Kölsch-Power pur! Aber es gibt einen Wermutstropfen. Ein Kommentar von Andi Goral

Wer einmal Rosenmontag in Köln erlebt hat, der weiß welche Energie und Kraft – und nicht weil Süßkram geworfen wird – im Kölschen Fastelovend steckt. Da kann es Nacht werden in der Severinsstraße, die Kölschen sind da und feiern ihre Helden Karneval bis kurz vor 21 Uhr. Und das ist nur der Mann in dem Bottich am Schluss des Zuges, der ohne Unterlass Kamelle schmeißt und das auch nach mehr als 12 Stunden Einsatz für Kölle. Und immer mit einem Lächeln im Gesicht. Prinz Boris I. und seine beiden Mitstreiter Bauer Marco und Jungfrau Agrippina sind Kölsche Helden.

Auch die Kölschen Jecken feiern sich, ihre Stadt und ihren Fastelovend ohne Pause und jede und jeder von ihnen ist auch ein Kölscher Held/in. Sie waren ausgehungert, ausgelaugt nach zwei Jahren Pause wegen Pandemie und Krieg. Ja, es ist immer noch Krieg in der Ukraine und den haben die Kölschen nicht vergessen. Sie werden die Power nutzen, die sie jetzt gewonnen haben, um etwa die Projektpartnerstadt Dnipro zu unterstützen. Kölns Oberbürgermeisterin warb dafür an Weiberfastnacht. Und sie weiß: Auf den Kölner Karneval ist Verlass.

Blicken wir auf den Rosenmontag der Premieren zurück. Noch nie dürfte ein Rosenmontag in Köln so spät im Ziel gelandet sein, wie dieser Rosenmontag 2023. Noch nie ging ein Rosenmontagszug in Köln über die Deutzer Brücke. Das Resümee dürfte eher mau ausfallen. Die Brücke ist nicht der hippste Ort für den Zoch trotz Selfiemanie. Stattdessen gab es zwei Epizentren und das ist eigentlich die Botschaft. Da ist Deutz und die rechtsrheinischen Jecken. Die überliefen das eher gutbürgerliche Stadtviertel und goutierten es, dass ihnen der Zug die Referenz erwies. Zugleiter Kirsch lag richtig mit seiner Einschätzung und gut, dass sich Köln erinnert, dass beide Seiten des Rheins eins sind: Kölle unteilbar.

Da ist die Severinsstraße der andere kölsche Hotspot mit all seiner Verrücktheit, der so ja allen Kölschen und weit darüber hinaus bekannt war. Es gefiel den Jecken in der Südstadt wieder das Finale des Zuges zu sein, so überrannten sie das Veedel. Und Prinz Boris I. lächelte noch kurz nach halb Neun Uhr Abends selig und warf Kamelle. Das ist echte kölsche Power und ein gutes Gefühl: Gemeinsam Kölschen Fastelovend feiern und erleben.

Es gibt auch einen Wermutstropfen: Der Müll muss weniger werden. 200 Tonnen Müll, die nur auf der Straße lagen, sind zu viel. Da sind ja noch nicht Kostüme, die Anreisen und all das andere eingerechnet, was beim Carbon-Footprint des Kölschen Fasteleer einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Hier braucht es Kölsche Power und Ideen, um Vorreiter im nachhaltigen Feiern zu werden. Genug zu tun für die nächsten 200 Jahre organisierter Karneval. Dafür braucht es ein ordnendes und ökologisches Festkomitee.

Hier den Rosenmontagszug 2023 in Köln bei report-K durch Nachlesen miterleben: