Rückgang der Exporte schwächt Unternehmen
Das Rheinland befindet sich in einer Rezession. Das geht aus dem ersten „Konjunkturbarometer Rheinland“ der Industrie- und Handelskammern (IHK) Köln, Düsseldorf, Aachen, Bonn/Rhein-Sieg und Krefeld hervor. Laut Konjunkturklima-Index liegen die Lage- und Erwartungen der befragten Unternehmer bei aktuell 76 Punkten erheblich niedriger als beim neutralen Wert von 100. Grund für den Einbruch sei der Rückgang der Exportgeschäfte im Rheinland.

„Dabei ist die Lage insgesamt – noch – nicht schlecht, aber die Erwartungen der Wirtschaft für den weiteren Jahresverlauf sind pessimistisch“, sagt Udo Siepmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. „Mehr als die Hälfte der für das Konjunkturbarometer befragten Unternehmen fürchtet, dass sich ihre Geschäfte im Jahresverlauf verschlechtern“, sagt Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln.

Zusammenarbeit im Rheinland stärken
Mit dem „Konjunkturbarometer Rheinland“ möchten die IHK die wirtschaftliche Lage in der Region halbjährlich abbilden. Zudem soll sie Investoren ihre Entscheidungen erleichtern, sich geschäftlich im Rheinland zu betätigen. Die Hauptgeschäftsführer der IHKs verstehen ihre Zusammenarbeit auch als Beitrag, das Rheinland wie das Ruhrgebiet als Metropolregion zu etablieren. Für das Konjunkturbarometer wurden zu Jahresbeginn 2.400 Unternehmer in den Bezirken der fünf Kammern befragt.

Dramatischer Stimmungswandel in der Automobilbranche
Drastisch ist auch die Wirtschaftskrise in der Automobilbranche spürbar. Als einer der größten Standorte der Automobilbranche in Deutschland sei NRW besonders betroffen. „“Noch vor einem halben befand sich die Branche in einer ausgeprägten Boomphase“, sagt Ferger. „Zu Jahresbeginn 2009 hat sich das jedoch komplett gewandelt“. Von den befragten 165 Unternehmen bezeichneten 34 Prozent ihre Lage als „gut“, 30 Prozent sind hingegen damit unzufrieden. Blicken die Unternehmer in die Zukunft sieht es ihrer Meinung nach allerdings pessimistisch für sie aus: 54 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Nur acht Prozent gehen von einer guten Entwicklung aus. Probleme bereitet der Branche hauptsächlich der Einbruch der Exportgeschäfte. Mehr als die Hälfte der Unternehmer befürchtet einen weiteren Rückgang des Exporthandels. Die Automobilbranche erwirtschaftet rund 60 Prozent ihres Umsatzes über den Außenhandel. Um die Folgen abzufedern, kürzen auch trotz der neuen Abwrackprämie rund 45 Prozent der Unternehmer ihrer Investitionsbudgets und schränken mit rund 42 Prozent ihre Beschäftigungspläne ein.

Logistik besonders pessimistisch
Besonders schlechte Aussichten befürchten Logistikunternehmen. Beurteilen derzeit nur noch elf Prozent der Unternehmer ihre Lage als gut, schätzen fast 60 Prozent der Unternehmer ihre künftige Situation als schlecht ein „Das ist die schlechteste Vorhersage überhaupt“, kommentiert dies Herbert Ferger. Außerdem erwarten drei von vier Unternehmer ein zurückgehendes Exportgeschäft. Grund für diese Einschätzungen sind Absatzrückgänge in Industrie- und Großhandel. Ein weiterer Grund sei die Erhöhung der Autobahnmaut um rund 60 Prozent im Januar dieses Jahres, obwohl viele zuvor in die Erneuerung ihres Fuhrparks investiert hätten.

Schlecht sieht nach Einschätzung der Banken und Versicherer aus. „Die Werte zur Lage und zu den Erwartungen ist 2003 nicht mehr so schlecht“, sagt Udo Siepmann. Hier gehen die Kammern davon aus, dass in diesem bereich weiter mit einem Beschäftigungsabbau zu rechnen ist.

Gesundheitswirtschaft: 18 Prozent wollen bei Beschäftigung expandieren
Positive Nachrichten gebe es hingegen von der Gesundheitswirtschaft zu berichten. Dieser Wirtschaftszweig nehme aufgrund immer mehr Senioren und einem gesteigerten Gesundheitsbewusstsein an Bedeutung zu. Daher habe die Initiatoren die verhalten positiven Werte überrascht. Die Unternehmer beklagten vor allem einen zu großen bürokratischen Aufwand. Ebenso hätten die Diskussionen um den Gesundheitsfonds dazu beigetragen. Demzufolge beurteilen 30 Prozent der Unternehmer ihre Lage als gut, 16 Prozent als schlecht. Im Vergleich zu anderen Branchen, ist die Gesundheitswirtschaft der einzige Zweig, der sich optimistisch zeigt. So rechnen 24 Prozent mit besseren Geschäften. Schlechtere erwarten 19 Prozent. Leicht expansiv sind hier auch die Investitionsabsichten: 18 Prozent der Betriebe wollen weiter einstellen, wohingegen 16 Prozent mit weniger Beschäftigung planen.

War der Einzelhandel zuvor noch ein Sorgenkind, gehen auch aktuelle gesamtwirtschaftliche Prognosen von einer leichten Zunahme der Konsumausgaben seitens der Verbraucher aus. Derzeit sei der Einzelhandel mit seiner Situation noch knapp zufrieden.

Sinkende Rohölpreise könnten Kaufkraft steigern
Allerdings machen Siepmann und Ferger auch Faktoren aus, die positive Effekte im Jahresverlauf setzen könnten. Beispielsweise könne sich die Senkung der Rohölpreise mit 2,5 Milliarden Euro an Kaufkraft der privaten Haushalte im Rheinland auswirken. Darüber hinaus stützten sinkende Inflationsrate von ehemals 3,5 Prozent auf derzeit 0,9 Prozent ebenso die Kaufkraft.

Nadin Hüdaverdi für Report-k.de Kölns Internetzeitung

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