Schramma zeigte sich verärgert
Schramma forderte die KVB auf eine 14tägige Atempause einzulegen und erst wieder mit den Arbeiten zu beginnen, wenn die gesamte Strecke untersucht ist. Außer den vereinbarten Sicherungsarbeiten am Heumarkt und in der Severinstraße sollten ab sofort keine Arbeiten mehr durchgeführt werden. Schramma will eine Ruhepause von 14 Tagen, außer für Arbeiten die der Sicherung und Sicherheit dienen. Weitere Erschütterungen, Erdbewegungen und -abfuhren seien nicht das richtige Zeichen bei den Bürgern Vertrauen zu schaffen. KVB Vorstand Reinarz ging zunächst auf der Pressekonferenz auf die Schelte des Oberbürgermeisters nicht ein, erklärte aber auf Nachfrage „Die KVB ist eine 100 prozentige Tochter der Stadt Köln und es werde das ausgeführt, was die Stadt Köln will“.

Rettung des zweiten Vermissten gestaltet sich äußerst schwierig
Feuerwehrdirektor Neuhoff schilderte die immensen Schwierigkeiten bei der Suche nach dem zweiten Vermissten. An zwei Stellen habe man aus der Wohnung von Designstudent Khalil Gegenstände gefunden. Der Straße zugewandt eine Jacke und ein Portemonnaie des Vermissten und im rückwärtigen Bereich Teile seines Mobiliars und Stücke eines Sofas aus der Wohnung. Bis zu einer Tiefe von 5,5 Metern sei man vorgedrungen. Dort stehe man vor den alten dicken Fundamentmauern des ehemaligen Kölner Stadtarchivs, die auch noch abgesackt ist. „Wir haben aktuell keine Möglichkeit zu lokalisieren, wo sich der Vermisste befinden könnte“, so Neuhoff. Auch sei ein Teil des Gebäudes in das KVB-Bauwerk gefallen, auch dort werde man suchen. Allerdings muss man dafür den 80 Tonnen schweren Seilzugbagger komplett umziehen und sich der Einsturzstelle dann von Norden nähern.

Ein weiteres Haus muss eingerissen werden
Ein weiteres Problem für die Einsatzkräfte stellt das steigende Grundwasser dar. Zur Sicherung der Grube liege daher auch der Fokus einen Anstieg zu vermeiden und dazu habe man große Pumpen eingebracht. Die Giebelwand des Gebäudes 214-218 zeigt sich mittlerweile auch durch den Abriss des Gebäudes 220 als instabil. Zur Zeit können die dort tätigen Mitarbeiter noch Dinge abtransportieren. Morgen soll das Gebäude ebenfalls eingerissen werden. Neuhoff kündigte an, dass das Areal zunächst eine Feuerwehreinsatzstelle bleibe und man jetzt dabei ist eine Führungsstruktur aufzubauen.

Schramma kündigt Sondersitzung des Rates an
Am Mittwoch wird der Kölner Rat zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um über das Unglück zu beraten. Dies haben auch die Fraktion der CDU, FDP, SPD und Grünen in einem gemeinsamen Antrag gewünscht. Zusätzlich hat Schramma den Hauptausschuss 14tägig einberufen. Am 17.3.2009 wird es im Kölner Gürzenich um 14 Uhr eine Gedenkfeier geben. Von der Severinstraße wird ein kostenloser KVB Bus eingesetzt um die Menschen aus dem Veedel dorthin zu bringen. Zu diesem Anlaß wird am Rathaus, Gürzenich und am Waidmarkt Trauerbeflaggung angeordnet. Zudem kündigte Schramma an, dass er bald einen Ombudsmann einsetzen werde, der eventuell von Transparency International kommen soll.

KVB-Vorstand Walter Reinarz kündigte an, dass der TÜV nun beginnen werde die gesamte Strecke zu untersuchen. Zudem habe das Unternehmen heute Informationen an Anwohner und Hausbesitzer verteilt. Reinarz forderte die Menschen entlang der Trasse auf, sich zu melden und ihre Sorgen vorzutragen.

Schulen haben Betrieb wieder aufgenommen
Der Leiter des Krisenstabes Stadtdirektor Kahlen teilte mit, dass mit der Räumung der Severinstraße 232 begonnen wurde. Morgen, so hoffe er, seien alle sechs von sieben, eine Wohnung stand leer, umgezogen. Zudem werde morgen die Spitzgasse für den Verkehr wieder freigegeben und damit sei der südliche Teil der Severinstraße wieder besser erreichbar und damit würde die Situation der Gewerbetreibenden dort vor Ort wieder verbessert. Beide Schulen haben wieder ihren Betrieb aufgenommen teilte Schuldezernentin Agnes Klein mit. Das Friedrich-Wilhelm Gymnasium (FWG) nahm seinen Betrieb in den ehemaligen VHS-Räumen am Neumarkt auf, das Kaiserin Augusta Gymnasium in den Räumen der Fachhochschule Köln. Die Abiturklassen werden auch weiterhin in der Severinstraße betreut. Alleine für den Umzug des FWG wurden 2500 Kartons gepackt. Das FWG verbleibe langfristig am Neumarkt. Beim Kaiserin-Augusta-Gymnasium ist eine endgültige Lösung noch nicht klar. So fahre die Stadt zur Zeit zweigleisig. Zum einen werde geprüft ob die Schule an ihrem jetzigen Ort fortgeführt werden kann, oder wenn das nicht geht, wo es alternative Standorte gäbe.


Schneeregen und das Dach ist noch nicht ganz fertig – für das Kulturgut sprach Quander von einer katastrophalen Lage

Kulturgut: „Lage nach wie vor katastrophal“

Kölns Kulturdezernent Georg Quander bezeichnete die Lage des Kulturgutes des Historischen Archivs „weiterhin als katastrophal“. So habe man gehofft das Dach würde schneller geschlossen werden und man komme nur langsam voran“. Die Verluste in Köln seien schlimmer als beim Brand der Anna Amalia Bibliothek, da es sich dort um Druckwerke gehandelt habe, in Köln aber vor allem Unikate verloren gehen. Die Sortierung sei sehr zeit- und arbeitsintensiv. Quander dankte aber für die große Unterstützung die Köln aus der Region, aber auch aus der gesamten Republik und dem benachbarten Ausland erhalte. So seien erst heute 50 Studenten der Archivschule Marburg eingetroffen um zu helfen und 10 Stundenten aus Bern. Die Leiterin des Historischen Archivs Dr. Schmidt-Czaia konnte aber auch Positives melden. So sei einer der Autographen des Albertus Magnus aufgefunden und von den Bänden des Ratsherren Weinsbergs aus dem 16. Jahrhundert seien vier von fünf Büchern wieder aufgetaucht. Schmidt-Czaia rechnet damit, dass es Jahrzehnte dauern werde, die Schäden wieder zu beseitigen, bei den Stücken, bei denen das überhaupt möglich ist.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung