Köln | Nach dem Beschluss in der letzten Ratssitzung am 20. März ist nun das Kulturprogramm auf dem Ebertplatz offiziell an den Start gegangen. Bis in den Sommer warten viele weitere Events auf Kunstinteressierte.
Der Ebertplatz galt bislang eher als Schandfleck und Angstraum. Nun soll alles besser werden. Nachdem im vergangenen Jahr hier ein Mann zu Tode kam und eine Welle öffentlicher Aufregung hochkochte, setzten sich Künstler, Initiativen vor Ort und Vertreter von Stadt und Polizei zusammen, um gemeinsam über Lösungen für den Ebertplatz zu sprechen. Heraus kam ein konzertiertes Konzept, das vor allem eines im Sinn hat: den Platz und seine dunklen Unterführungen mit den stillgelegten Rolltreppen nachhaltig zu beleben.
„Kunst und Kultur können den Ebertplatz positiv verändern. Ich bin froh, dass der Kunstort Ebertplatz Bestand hat und im Zwischennutzungskonzept und hoffentlich auch in Zukunft eine große Rolle spielen wird. Denn im gerade entstehenden Kulturentwicklungsplan für Köln geht es vor allem um den Erhalt der Räume für die Kunst und Kultur, womit auch der öffentliche Raum gemeint sein kann“, betonte zum Start des Kunstprogramms auch Kölns Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach.
FAR OFF macht den Anfang
Am gestrigen Mittwoch startete das mehrwöchige Programm, das gleich mehrere Veranstaltungsreihen nach sich zieht. So macht die FAR OFF, eine Parallelveranstaltung zur derzeit stattfindenden Kunstmesse ART Cologne, den Anfang. Bis zum kommenden Samstag gibt es hier ein nicht-kommerzielles Programm mit Installationen, Performances, Videokunst, Soundart und Musik von über 40 Künstlern, täglich von 16 bis 23 Uhr.
Der Pneu soll ab sofort Teil des Kunstraumes Ebertplatz sein. Bild:_Jonathan Haehn
Ein Teil des Programms wird in einem durchsichtigen und aufblasbaren Raum, genannt Pneu, zu sehen sein, der als temporärer Raum erstmals in der Ebertplatzpassage aufgestellt wird. Geleitet wird die FAR OFF von der Kuratorin Maria Wildeis, die seit 2015 das Programm des Kunstraumes „Tiefgarage“ am Ebertplatz gestaltet, und dem freiberuflichen Kölner Architekten Jonathan Haehn. Die Veranstaltungsreihe FAR OFF wird von der Stadt Köln mit 9000 Euro unterstützt und dauert bis zum kommenden Samstag.
Wasser Marsch zu Ehren von Wolfgang Göddertz
Vom 25. Mai bis 9. Juni folgt das Kunst-, Performance- und Musikprojekt „Wasser Marsch“, das zu Ehren des Kölner Künstlers Wolfgang Göddertz stattfindet. Der hat auch die bekannte wasserkinetische Plastik entworfen, die noch heute den Ebertplatz als Kunstwerk im öffentlichen Raum ziert. und eine Ausstellung mit Dokumentation von vorangegangenen Wettbewerbsausschreibungen und Einreichungen zur Gestaltung des Ebertplatzes sowie Presseartikeln, ergänzt durch Zeitzeugenberichte, historisches Filmmaterial vom Ebertplatz und Gesprächen mit Kennern der Platzgeschichte zu sehen sein. Am letzten Tag soll zudem die Plastik des Kölner Künstlers wieder in Betrieb gehen. Dafür gibt es von der Stadt weitere 8000 Euro an Fördergeldern.
Am Wochenende 16./17. Juni folgt eine Art Intermezzo. Geplant ist ein AIC ON-Wochenende mit einem Sonderprogramm an Führungen und Musikveranstaltungen in den Kunsträumen. AIC ON ist die gemeinsame Veranstaltung des Netzwerkes AIC (Art Initiatives Cologne) der rund 40 freien, nicht kommerziellen Kunsträume und Initiativen Kölns.
Alles Andere – Highlights im Sommer
Das dritte größere Kunstprojekt mit dem Titel „Alles Andere“, zeigt Installationen von fünf Künstlern im Außenraum, darunter eine skulpturale Arbeit von Tobias Becker („Der gute Geist“ des Ebertplatzes) und eine temporäre Bühnenskulptur von Julia Bünnagel, die ihr selbst und auch weiteren Künstlern für Musik- und Tanzperformances dienen wird. Eine Fotoserie von Martin Plüddemann und gepolsterte Säulen von Diane Müller sind weitere Highlights. Am Eröffnungstag, dem 7. Juli 2018, wird zudem die Arbeit „Secco Bianco“ von Pascal Fendrich und Martin Plüddemann gezeigt, bei der das Publikum durch seine Teilnahme die Skulptur in eine andere transformiert. Die Stadt Köln fördert das Ausstellungs- und das Veranstaltungsprogramm mit weiteren 9200 Euro.
Parallel mit der Abschlussveranstaltung von „Alles Andere“ am 20. Juli 2018 findet das jährliche Sommerfest der Kunsträume am Ebertplatz statt. Weitere Veranstaltungen werden ab Mitte Mai 2018 unter www.unser-ebertplatz.de angekündigt. Ideen für konkrete Veranstaltungen können über ein Online-Formular an die Stadtverwaltung übermittelt und nach einer ersten Prüfung und Konsensbildung mit den Arbeitsgruppen und Akteuren vor Ort auch persönlich vorgestellt werden.
Die nun laufenden Veranstaltungsreihen sind Ergebnis der Gespräche zur Zwischennutzung des Ebertplatzes. Mehrere Arbeitsgruppe wie die AG Partizipation, die AG Formale Struktur, die AG Gewerbliches und weitere hatten sich in mehreren Gesprächsrunden auf zunächst drei Formate zur Belebung der Platzfläche geeinigt. Im weiteren Verlauf des Jahres sollen weitere Veranstaltungen aus den Bereichen Theater, Musik und Tanz hinzukommen.
Die Arbeitsgruppen Partizipation, Kultur und Veranstaltungen sowie Temporäre Gestaltung, die sich während der Entwicklung des Zwischennutzungskonzeptes gebildet haben, bleiben vorerst bestehen. Sie sind mit ihren regelmäßigen Treffen eine Anlaufstelle für am Prozess und am Ebertplatz interessierte Veranstalter und Bürger ebenso wie ein Ideengenerator für Aktionen in den Jahren 2019 und 2020.
Autor: bfl
Foto: Die wasserkinetische Plastik von Wolfgang Göddertz wird Anfang Juni wieder in Betrieb genommen. Das Kunstprogramm hat bereits gestern begonnen. Bild: Archiv Wolfgang Göddertz