Köln | KOMMENTAR | Der 1. FC Köln und sein Trainer Peter Stöger und sogar sein Co-Trainer Manfred Schmid verlassen den Verein. Nach Sportdirektor Schmadtke. Dies ist nicht nur eine Personalie, die für Schlagzeilen sorgt, sondern vor allem ein kompletter Know-How-Aderlass im Bereich der sportlichen Führung. Also der operativen Leitung, die Abläufe, Organisation und vor allem die Qualitäten der einzelnen Spieler, ihre Leistungsfähigkeit kennt und einschätzen und damit richtig einsetzen kann. Und dies übrigens nicht zum ersten Mal, mit Finke und Solbakken gibt es eine historische Parallele. Wer verfügt denn jetzt beim FC über dieses sportliche Wissen, Herr Spinner und Herr Wehrle?

Blicken wir ganz nüchtern auf den 1. FC Köln: Es gibt einen dreiköpfigen Vorstand der entscheidet und der ist komplett. Es gibt Gremien, auch die sind komplett. Es gibt eine kaufmännische Geschäftsleitung, die mit einem Geschäftsführer besetzt ist, also auch komplett.
Es gibt keine sportliche Führung mehr und was vielleicht noch viel wichtiger ist, deren Wissen ist heute fürs Erste endgültig durch die Tore des Geisbockheims hinausspaziert. Niemand kannte das Team und seine Fähigkeiten, die Psyche der einzelnen Spieler besser als Stöger, Schmidt und Schmadtke. Sie standen jeden Tag auf dem Trainingsplatz, nicht die FC-Oberen Spinner, Schumacher, Ritterbach und Wehrle.

Wer jetzt sagt, ach Drissejal, wat fott es, es fott, et bliev nix wie et wor und et kütt wie et kütt, der muss sich vorwerfen lassen, dass er nur über ein kurzes Gedächtnis verfügt. Wie vielleicht auch der für die Strategie verantwortliche Vorstand, die das Operative anscheinend gering schätzen, trotz aller Beteuerungen. Fünf Jahre ist es her, also knapp mehr als die 4,5 Jahre, die jetzt Stöger die erste Mannschaft sportlich leitete und das Team wie kein anderer kannte, als der FC 100 Prozent identisch agierte. Es war im Jahr 2012.

Wiederholt sich die Geschichte?

Für alle die, die es vergessen haben, hier die Fakten zur Erinnerung: Zunächst trennte sich der 1. FC Köln 2012 von Sportdirektor Volker Finke und anschließend von Trainer Stale Solbakken am 12. April 2012. Den Wissens-Aderlaß verkraftete der 1. FC Köln damals nicht wirklich gut: Der Verein stieg in die zweite Liga ab und das Jahr, dass dann in der 2. Bundesliga folgte, war kein Erfolgsjahr. Den Erfolg brachte erst der Trainer Peter Stöger und sein Wissen: Aufstieg und Europa League. Sein eigenes Wissen, Stöger kam neu in die Bundesliga, baute er für sich in Köln auf und erweiterte dies. Sehr zum Nutzen des FC, der nur davon profitierte. Dieses Know-How, wie man junge Spieler fit für die teure Liga macht, ließ der Vorstand des 1. FC Köln heute mitsamt dem des Co-Trainers vom Hof gehen und dass obwohl Spinner selbst auf der letzten Mitgliederversammlung feststellte, dass man sonst in der Bundesliga viel Geld braucht. Der 1. FC Köln und vor allem sein Vorstand agieren aktuell vor dem Hintergrund dieser Historie spürbar irritierend.

Spürbar anders und vielleicht ein wenig schlauer wäre es gewesen, so zu agieren wie die Freiburger. Der dortige Präsident Fritz Keller hält an Trainer Christian Streich fest und will dies sogar im Fall des Abstiegs tun. Das der Profi-Kader und die Kölner Fans an Stöger glauben, zeigte der Auftritt in Schalke und deren Reaktionen.

Autor: Andi Goral
Foto: FC-Präsident Werner Spinner agiert spürbar irritierend