Mehr Kapazitäten dringend gesuch
"Mit rund 275 Millionen Fahrgästen haben wir zum fünften Mal in Folge einen Fahrgast-Rekord aufgestellt", freute sich heute Jürgen Fenske, Vorstandsvorsitzender der KVB. Im Vergleich zum Vorjahr fuhren damit etwa 2,3 Millionen Fahrgäste mehr mit den Bussen und Bahnen in Köln. Das entspricht einem Zuwachse von 0,9 Prozent. Der Zuwachs fiel damit etwas geringer aus als in den Vorjahren, liegt jedoch über dem bundesweiten Zuwachs von 0,7 Prozent. Und auch für 2012 erwartet Fenske einen neuen Rekord. Das liegt laut Fenske vor allem an einem steigenden Umweltbewusstsein der Kölner und hohen Bezinkosten. Die steigenden Fahrgastzahlen sind zwar erfreulich, die KVB stellen sie jedoch auch vor Herausforderungen. Denn die Fahrgästen wollen vor allem zu Verkehrsspitzen-Zeiten fahren. Morgens und abends sind die Busse und Bahnen jedoch schon heute oftmals überfüllt.

Auf der Linie 13 wurde daher mit dem Fahrplan-Wechsel Ende 2011 morgens eine weitere Bahn eingeführt. Doch nicht auf alle Linien können mehr zusätzliche Bahnzeiten eingerichtet werden. Auf der Ost-West-Achse etwa (Linien 1,7 und teilweise 9) sind keine zusätzlichen Bahnfahrten mehr möglich. Hier werden derzeit nun andere Lösungen geprüft: So könnten langfristig etwa 3-zügige Bahnen eingesetzt werden. Alle U-Bahn-Haltestellen seien dafür schon jetzt lang genug. Viele der oberirdischen Haltestellen müssten jedoch umgebaut werden. Daher arbeitet die KVB derzeit auch daran, die Kapazität der 2-zügigen Bahnen auszubauen. So werden derzeit 27 Bahnen umgebaut: Sie werden mit weniger Sitzplätzen ausgestattet und können so mehr Menschen transportieren. Voraussichtlich im Juni 2012 sollen die umgebauten Bahnen ihren Betrieb aufnehmen. Auf den Buslinien will die KVB künftig mehr Gelenkbusse nutzen und so zusätzlichen Platz für Fahrgäste schaffen.

Schwarzfahren soll teurer werden
Ausbauen will die KVB in diesem Jahre ihre Kontrollen in den Bussen und Bahnen. Diese wurden bereits 2011 gesteigert. Auch dadurch habe man die Zahl der Schwarzfahrer reduzieren können, sagte Fenske heute. Insgesamt sei die Quote der Schwarzfahrer von 6,3 Prozent auf 4,7 Prozent gesunken. Die absolute Zahl der festgestellten Schwarzfahrer sei jedoch angestiegen. Bundesweit liegt die Schwarzfahrer-Quote laut Fenske bei 5 bis 6 Prozent. Derzeit zahlen Schwarzfahrer in Köln 40 Euro . Die KVB will das Bußgeld jedoch auf 60 Euro und für Widerholungstäter sogar auf 120 Euro anheben. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) will es den Verkehrsverbünden frei stellen, ob sie ihre Bußgelder bis auf 60 Euro anheben. Entscheiden muss darüber nun die Bundes-Politik. "Wir hoffen, möglichst zügig", so Fenske. Schwarzfahren sei eine Frage der Gerechtigkeit gegenüber allen Fahrgästen, sagte Fenske. Insgesamt entstünden der KVB jährlich rund acht bis neun Millionen Euro Verlust durch Schwarzfahrer.

Sanierungsbedarf von 95 Millionen Euro
Eine weitere Herausforderung für die KVB stellt angesichts der wachsenden Fahrgastzahlen die Finanzierung dar. "Wachstum kostet", betonte Fenske. Schon jetzt gebe es einen "deutlichen Sanierungsbedarf an den Stadtbahnen und Haltestellen", sagte Fenske heute. Allein bis zum Jahr 2015 würden eigentlich 95 Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen benötigt. Zugleich drohe eine Reduzierung der Fördermittel des Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetzes (GVFG). Bis 2013 stünden aus diesem Fördertopf bundesweit 450 Millionen Euro zur Verfügung. Unklar sei derzeit jedoch, wie viel Geld das GVFG 2014 bis 2017 bereitstelle. Derzeit werde über eine Reduzierung der Mittel diskutiert, sagte Fenske. Dabei forderten die Länder sogar 790 Millionen Euro. "Eine Reduzierung der Förderung wäre für die Stadt Köln und die KVB nur schwer verdaulich", sagte Fenske. Mit den Fördermitteln seien in den vergangenen Jahren etwa die Umbauten an den Haltestellen der Linie 5 und den Ausbau der Barrierefreiheit finanziert worden. Zugleich rief der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) dazu auf, einen Kostendeckungsgrad von 77 Prozent zu erreichen. Bei der KVB betrug der Kostendeckungsgrad 2010 gut 75 Prozent, die Daten für 2011 liegen derzeit noch nicht vor.

[cs]