Mit Familie Gehalt knapp oberhalb von Hartz IV

Lehrer Hannes Kuhlmann (M.) mit Lehrerkollegen heute beim GEW-Warnstreik

Hannes Kuhlmann hat die Verbeamtung knapp verpasst. Auf der Bühne auf dem Hans-Böckler-Platz erklärt der studierte Architekt wie er zum Lehrer wurde. Die Landesregierung habe damals ein attraktives Angebot gemacht und ihm suggeriert, wir brauchen gerade Menschen aus der Wirtschaft. Kuhlmann hatte als Architekt gearbeitet. Nach der Weiterbildung allerdings schwenkte die Landesregierung um. Keine Verbeamtung, kein Tarifvertrag mehr nach BAT, stattdessen das gleiche Einstiegsgehalt wie ein Uniabsolvent. „Das Gehalt berücksichtige auch nicht die familiäre Situation“, so Kuhlmann zu den rund 500 Schülern. Sein Gehalt sei knapp über der Hartz IV Grenze mit einer fünfköpfigen Familie, die er damit kaum mehr ernähren kann. Die Schüler auf dem Platz skandieren derweil seinen Namen: „Hannes, Hannes…“ Ein Lehrer der beliebt ist. Zwei seiner Kollegen seien schon nach Hessen abgewandert, denn dort sind die Bedingungen für angestellte Lehrer wesentlich besser. Kuhlmann bezeichnet seine Situation als dramatisch und ohne Zukunftsperspektive.

Drei Kölner Schulen am Warnstreik beteiligt

Schüler nahmen beim GEW-Warnstreik an einer öffentlichen Unterrichtsstunde teil.

Hannes Kuhlmann ist einer von rund 500 angestellten Lehrern, die heute auf dem Hans-Böckler-Platz für mehr Lohn streiken. Zum Warnstreik hatte die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Köln aufgerufen. Dem waren auch rund 300 Schüler von der Gesamtschule Holweide, die Montessori Hauptschule sowie vom Georg-Simon-Ohm Berufskolleg gefolgt. Die Schüler stellten in einer öffentlichen Unterrichtsstunde anhand eines Rollenspiels nach, wie Tarifverhandlungen laufen.

Mit dem Warnstreik will die GEW ihre Aktionsbereitschaft in der derzeit laufenden Tarifrunde für den öffentlichen Dienst signalisieren. Die GEW NRW fordert eine Gehaltserhöhung von acht Prozent für die über 70.000 Tarifbeschäftigten an den Schulen und Hochschulen. Der Tarifabschluss soll zeitgleich auf die rund 150.000 Beamtinnen und Beamten im Schuldienst übernommen werden. „Wer gute Bildung will, muss auch gut bezahlen“, begründete GEW-Vorsitzender Andreas Meyer-Lauber die Tarifforderung seiner Gewerkschaft. Die Forderung der Gewerkschaften sei bezahlbar. Sie orientiere sich am Tarifabschluss für Bund und Kommunen aus dem letzten Jahr. Eine kräftige Lohnerhöhung für Lehrer und Sozialpädagogen in den Schulen und Wissenschaftler in den Hochschulen sei auch für die Belebung der Konjunktur notwendig, weil sie die Binnennachfrage stärke.

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