Köln | Dort wo einst Waren vom Wasser aufs Land umgeschlagen worden sind, soll künftig ein lebendiges Stadtquartier zum Wohnen und Arbeiten entstehen. Auf dem 26,4 Hektar großen Gelände des Deutzer Hafens könnten dann 4500 Menschen wohnen und etwa 5000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Der klassische Hafenbetrieb wird dagegen von der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) als immer unrentabler eingestuft. Dagegen steigt der Bedarf an zentralen Plätzen in einer wachsenden Stadt wie Köln stetig.

Dabei sollen im Deutzer Hafen anders als im noblen Rheinauhafen gegenüber nicht nur Luxuswohnungen entstehen. Geplant ist, dass 30 Prozent der Wohnfläche durch den öffentlich geförderten Wohnungsbau entstehen soll. Ebenso will man ein lebendiges und dichtes Viertel ohne monotone Stadtstrukturen auf den Weg bringen. Dazu gehören auch kulturelle Angebote, Einzelhandel und attraktive Grünflächen im Hafen.

„Das ist eine einmalige räumliche Struktur, die dort entwickelt werden soll. Mit den Poller Wiesen und dem Blick auf den Dom hat der Deutzer Hafen beste Voraussetzungen zu einem attraktiven Stadtquartier zu werten. Das Projekt ist ein wertvoller Baustein für die Entwicklung und die Aufwertung des Rechtsrheinischen“, betont Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Am 26. und 27. Februar gibt es in der Essigfabrik an der Siegburger Straße die Auftaktveranstaltung zum Workshop-Verfahren. Daran sollen Städtebauexperten genauso beteiligt werden wie interessierte Bürger, Anwohner und Nutzer. Ziel ist es, bis zum September die Grundstrukturen und Leitziele des neuen Viertels am Rhein zu erarbeiten. „Es geht noch nicht um Architektur und konkrete Bauvorhaben“, betont Baudezernent Franz-Josef Höing und will sich noch nicht auf einen festen Zeitplan für die Umsetzung des Projekts festlegen lasse. Beteiligt am Verfahren sind Expertenteams unter anderem aus Köln, Kopenhagen und aus der Schweiz.

„Wir haben noch eine lange Wegstrecke vor uns“, weiß Höing. Dazu gehört es, dass wichtige Fragen wie der Hochwasserschutz des neuen Quartiers und der Umgang mit dem Retentionsraum direkt am Rhein noch geklärt werden müssen. Feststeht wohl, dass die Mühle am Hafen bleiben wird. Dabei bleibt auch deren Infrastruktur mit der Zugänglichkeit vom Wasser und über die Schiene bestehen. Andere Anlieger wie der große Schrott- und Stahlhandel an der Südbrücke haben laut HGK Angebote für Ersatzflächen bekommen, sich dazu aber noch nicht geäußert. Vom Gesamtgebiet des Hafens besitzt die HGK 75 Prozent der Fläche, der Rest ist in Privatbesitz.

Unangetastet sollen die Poller Wiesen und die historische Drehbrücke bleiben, die gerade ertüchtigt wird. An der Spitze des Geländes auf Höhe der Mühlen sehen erste Überlegungen Freiflächen vor. „Grundsätzlich planen wir aber offen. So könnte eine S-Bahn-Stadion an der Südbrücke dieses Gebiet zur Vorderseite des Quartiers machen“, sagt Höing. Man wolle keinen zweiten Rheinauhafen in Deutz entstehen lassen. Es gehe hier um eine andere Handschrift sowie um andere Maßstäbe und Nutzungen. Miteinbezogen in die Planungen wird auch das Gebiet zwischen der Siegburger Straße und dem Poller Kirchweg. Auch höhere Gebäude auf dem Niveau der bisherigen Mühle hält Höing für möglich.

Für ihn gehört der Deutzer Hafen zu den großen städtebaulichen Projekt Köln, genauso wie die Parkstadt auf dem bisherigen Großmarktgelände und die Entwicklung des Mülheimer Südens. „Der Bedarf der wachsenden Stadt ist jetzt da. Und es geht nicht nur um Randlagen sondern auch um zentrale Lagen. Diese sind auch zunehmend von großen Unternehmen gefragt, die sich hier ansiedeln wollen.“ Laut Stadt braucht es zentral und dezentral gelegen etwa 65.000 neue Wohneinheiten, um in Köln dem künftigen Bedarf der wachsenden Stadt gerecht zu werden.

Die Auftaktveranstaltung beginnt am Freitag, 26. Februar, um 14 Uhr. Angeboten wird an diesem Tag auch ein Rundgang durch den Hafen. Der zweite Tag beginnt in der Essigfabrik um 10 Uhr mit Impulsvorträgen und sich anschließenden Thementischen.

Autor: Stephan Eppinger