Leipzig | An der Legida-Demonstration am vergangenen Mittwoch haben laut Leipziger Soziologen wesentlich weniger Menschen teilgenommen, als von der Stadt Leipzig und der örtlichen Polizei kommuniziert: Maximal 5.000 Menschen sollen sich an der Demo beteiligt haben, wie die Universität Leipzig am Freitag mitteilte.

Mitarbeiter des Instituts für Soziologie an der Leipziger Uni hatten die Teilnehmerzahlen der Legida-Demonstration mit drei unabhängigen Zähl-Methoden erhoben. Gezählt wurden die Teilnehmer der Kundgebung auf dem Augustusplatz, der sich am östlichen Rand der Leipziger Innenstadt befindet, sowie der Demonstrationszug direkt nach dem Start und nach der Hälfte der Strecke.

Ein Teil des Zählteams positionierte sich im obersten Stockwerk eines Gebäudes am Augustusplatz, um von dort aus Fotos zu schießen. Anhand der Fotos wurde gezählt – Ergebnis: etwa 4.100 Demonstranten. Weitere Mitglieder des Teams erhoben von einem erhöhten Standpunkt die Anzahl der Reihen sowie die durchschnittliche Reihenbreite und errechneten daraus die Gesamtstärke der Demonstration.

Das Ergebnis dieser Methode waren circa 4.700 Demonstranten. Zudem wurde anhand eines Videos des kompletten Demonstrationszuges gezählt: Dabei seien etwa 3.800 Teilnehmer ermittelt worden, hieß es seitens der Uni Leipzig weiter. „Da die drei Methoden unabhängig voneinander sind und alle drei Ergebnisse relativ nah beieinander liegen, dürfte eine Schätzung von 4.000 bis 5.000 Teilnehmern mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr nahe an die tatsächliche Teilnehmerzahl herankommen“, sagte der Leiter der Zählung und Dozent für Statistik an der Universität Leipzig, Stephan Poppe.

Die Leipziger Polizei und die Stadt hatten ihrerseits von rund 15.000 Menschen gesprochen, die an der Legida-Demo teilgenommen haben sollen.

Zahlreiche Übergriffe auf Journalisten bei Legida-Demo

Bei der Legida-Demo am Mittwochabend in Leipzig hat es offenbar zahlreiche Übergriffe auf Journalisten gegeben. Die Leipziger Volkszeitung (LVZ) berichtete, Legida-Demonstranten hätten Journalisten mit Schlägen attackiert. Rund 50 Angreifer aus den Reihen der Legida-Anhänger hätten sich zudem auf die vor dem Demonstrationszug laufenden Journalisten gestürzt.

Ein Fotograf der dts Nachrichtenagentur berichtete, er sei mit zusammengeknüllten Papierkugeln beworfen und von Demonstranten herumgeschubst worden, immer wieder hielten Unbekannte Gegenstände vor die Kameralinse und machten das Fotografieren unmöglich. Ein lokaler Radiosender meldete, Augenzeugen zufolge seien weitere Medienvertreter beschimpft, bespuckt und angeblich gar verprügelt worden. Auch Legida-Ordner sollen Fotografen bedrängt und ihre Kameras weggedrückt haben.

Einer der Ordner drohte einem Fotografen: „Wenn wir hier fertig sind, kriegst Du eine auf`s Maul!“ Neben den üblichen „Lügenpresse“-Sprechchören waren immer wieder „Kamera weg“-Rufe oder Sprüche wie „Jetzt habt ihr genug Fotos gemacht, ihr Arschlöcher“, gefolgt von Applaus zu hören. Ein Redner hatte zuvor von der Bühne aus vergebens darum gebeten, die Journalisten „in Ruhe ihre Arbeit“ machen zu lassen. Doch auch aus Reihen der Gegendemonstranten gab es Behinderungen: So meldete der dts-Fotograf, er sei aus Reihen der Anti-Legida-Bewegung mehrfach mit einem Laserpointer bei der Arbeit behindert worden.

Autor: dts