Köln. Es ist die uralte Geschichte des unglücklichen Liebespaares, das zwischen die Fronten gerät und schließlich keine Chance zum Überleben bekommt. Schon bei Romeo und Julia war das so, denn ihre verfeindeten Familien verhinderten gewaltsam die große Liebe. 1957 feierte die West Side Story am Broadway Weltpremiere. Damals wussten ihre Schöpfer Jerome Robbins, Leonard Bernstein, Arthur Laurents und Stephen Sondheim noch nicht, welchen Meilenstein sie für das Musical gesetzt hatten.

Dass der Stoff auch heute noch hochaktuell ist, zeigt die umjubelte Premiere der West Story beim Kölner Sommerfestival am Donnerstagabend in der Philharmonie. „Trotz des tragischen Endes hat, die Geschichte des Musicals eine positive Botschaft. Es zeigt das Leidenschaft jede Konvention brechen kann. Die Hauptfiguren Maria und Tony sind ein Symbol dafür. Man muss für seine Wünsche und Träume kämpfen“, erklärt die spanische Sopranistin Elena Sancho Pereg, die in der Rolle der Maria mit ihrer großartigen Stimme und Bühnenpräsenz brilliert.

Ihr Bühnenpartner, der Kanadier Liam Tobin als Tony, erkennt in der Konfliktsituation ein aktuelles Thema: „Die Geschichte spielt zwar im New York der 50er Jahre, aber auch heute gibt es in den Städten rassistische Konflikte und unüberwindbare Grenzen zwischen Familien. Deshalb ist es wichtig, dass wir diese Geschichte auf der Bühne erzählen.“ Im Stück finden Tony und Maria bei einem Tanzabend zueinander, doch Marias Bruder Bernardo, der zu der Puerto-Rico-Gang Sharks gehört, unterbindet brutal den Kontakt und schickt seine Schwester nach Haus. Auch für Tony, dessen Bruder Chef der weißen Jets ist, gibt es Ärger, denn mit den Zuwanderern will man im „sauberen“ Stadtteil nichts zu tun haben.

So wie die Liebe immer größer und tiefer wird, steigt auch die Bereitschaft zur Gewalt. Erst sterben die Anführer der Gangs bei einer Messerstecherei, später wird Tony von einem der Puerto Ricaner erschossen. Die große Liebe und Versöhnung gibt es im Musical nur als Traum, bei dem alle Gangmitglieder ihre Farben ablegen und komplett in weiß gekleidet auf der Bühne stehen. Die West Side Story ist ein Stück der ganz großen Gefühle, so wenn die großen Hits „Maria“ oder „Tonight“ gesungen werden. Es ist aber auch ein Stück, das Lebensfreude und großartige Tanzszenen zeigt, so beim fröhlich-ironischem „America“. Nach Köln kommt das Musical mit der Originalchoreografie von Jerome Robins, die auch 50 Jahre nach der Weltpremiere noch voll überzeugen kann.

Spannend ist die Verlegung der West Side Story von den Opernhäusern und Musical Theatern in ein klassisches Konzerthaus wie die Philharmonie. Das bedeutet für die Zuschauer eine ungewohnte Nähe zum Geschehen auf der Bühne, auch wenn das brillante Orchester dafür in den Hintergrund versetzt wird.
Die West Side Story gastiert noch bis zum 29. Juli in Köln. Zu sehen ist sie auch vom 18. bis zum 29. Oktober im Colosseum Theater in Essen. Karten für das Kölner Gastspiel gibt es für 45 bis 79,50 Euro unter Telefon 0221/280280.
www.westsidestory.de

Autor: Stephan Eppinger