Das Pressefoto zeigt Hennig-Wellsow. | Foto: Matthias Eckert/Die Linke

Berlin | dts | aktualisiert | Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Das teilte sie am Mittwochnachmittag über ihre Webseite mit. „Ich stelle heute mein Amt als Parteivorsitzende der Linken mit sofortiger Wirkung zur Verfügung“, so Hennig-Wellsow.

„Ich weiß um die vermeidbaren Fehler, die ich selbst gemacht habe. Ich weiß auch, dass ich es nicht ausreichend vermocht habe, diejenigen zu überzeugen, die mit Erneuerung vor allem die Angst vor dem Verlust des Vertrauten, der Gewissheiten verbinden.“ Als konkrete Gründe nannte sie ihre private Lebenssituation, eine nötige Erneuerung der Partei mit neuen Gesichtern sowie den Umgang mit Sexismus in der Partei.

„Eine programmatische, strategische und kulturelle Erneuerung der Linken ist nötig, wir wissen es seit Jahren. Ich habe das mir Mögliche versucht, dazu beizutragen. Wir sind aber auf diesem Weg bisher nicht so weit gekommen, wie es meiner Ansicht nach nötig wäre“, so Hennig-Wellsow.

Gysi: „Hennig-Wellsow war in ihrer Funktion nicht glücklich“ 

Für den früheren Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, kommt der Rücktritt der Bundesparteivorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow wenig überraschend. „Ich nehme Susanne Hennig-Wellsows Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Donnerstagausgaben). „Sie war in ihrer Funktion nicht glücklich“, so Gysi, der die Partei nach dem Mauerfall Schritt für Schritt von der Nachfolgepartei der SED bis zur heutigen Linken mit aufgebaut und geprägt hat.

Der 74-Jährige und heutige außenpolitische Sprecher der Fraktion, der Zerwürfnisse in der Parteigeschichte aus eigenem Erleben kennt, fügte hinzu, die frühere Thüringer Landes- und Fraktionschefin „ist auch nicht glücklich gemacht worden“. Die 44-Jährige war im Februar 2021 in einer Doppelspitze mit Janine Wissler aus Hessen zur Bundesvorsitzenden gewählt worden. In ihrer Amtszeit stand sie immer wieder stark in der Kritik, bei der Bundestagswahl musste die Partei schwere Einbußen hinnehmen.

Linksjugend fordert Partei-Fonds für Betroffene sexueller Gewalt   

Die Linksjugend solid verlangt vor der Sondersitzung des Linken-Bundesvorstands zu Vorwürfen sexueller Gewalt im hessischen Landesverband die Einrichtung eines Fonds für Betroffene. Das sagte Bundessprecherin Sarah Dubiel dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Donnerstagausgaben). „Wir fordern, dass die Partei einen Fonds einrichtet für alle Betroffenen, die innerhalb der Partei sexuelle Übergriffe erlebt haben“, so Dubiel.

„Daraus sollte ein Solidaritätsbeitrag finanziert werden, der die Betroffenen etwa bei Gerichts- und Anwaltskosten unterstützt. Sie dürfen nicht alleingelassen werden.“ Die Jugendorganisation erwarte, „dass die Parteiführung die Vorwürfe sexueller Gewalt ernst nimmt“.

Dubiel hob hervor: „Der Fokus sollte auf ganzheitliche Aufklärung liegen. Die Partei muss deswegen unabhängige Experten mit der Aufklärung beauftragen.“ Nach Bekanntwerden mutmaßlicher sexueller Übergriffe bei den hessischen Linken berät der Parteivorstand am Mittwochabend über das weitere Vorgehen und das Einsetzen einer im Oktober 2021 gegründeten Vertrauensgruppe.