17:50 Uhr >
SPD-Chef Gabriel bietet Merkel Energiepartnerschaft an
SPD-Chef Sigmar Gabriel hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Gespräche über gemeinsame Pläne zum Netzausbau, der Förderung erneuerbarer Energien und der Modernisierung bestehender Kraftwerke angeboten. Gegenüber der "Saarbrücker Zeitung" sagte der Oppositionschef, Voraussetzung dafür sei allerdings, dass Merkel auf die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke verzichte. Er habe die Befürchtung, dass Merkel "uns nach den Wahlen den zweiten Deal mit der Atomwirtschaft präsentiert: Einige alte Kraftwerke bleiben abgeschaltet und eine ganze Reihe anderer dürfen wesentlich länger laufen," erklärte Gabriel. Sollte Merkel darauf verzichten, wolle er gerne helfen ein tragfähiges Energiekonzept zu erarbeiten und zu verabschieden. Dies sei wichtig, da die Unternehmen und Bürger Planungs- und Investitionssicherheit bräuchten. Merkel hatte nach den Problemen mit dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima die Laufzeitverlängerung für drei Monate ausgesetzt, aber noch nicht endgültig zurückgenommen.

17:10 Uhr > Gedenkgottesdienst im Kölner Dom
Am Freitag, 25. März, findet im Kölner Dom ein Gedenkgottesdienst mit Weihbischof Dr. Heiner Koch, dem Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für die Auslandsseelsorge, statt. Gemeinsam soll für die Opfer der Katastrophe in Japan gebetet werden. Hierzu laden die Japanischen Katholischen Gemeinden in Köln und Düsseldorf ein. Beginn ist um 18.30 Uhr.

16:45 Uhr > Deutschlands Ernährungsindustrie bereit für Exporte nach Japan
Deutschlands Ernährungsindustrie bietet Japan Hilfe bei der Lebensmittelversorgung an. "Wir könnten bei Engpässen jederzeit einspringen und Nahrungsmittel liefern", sagte Jürgen Abraham, der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagausgabe). Die heimischen Hersteller hätten ausreichend Kapazitäten, um für den Export nach Japan zu produzieren und schnell zu liefern. "Wir stehen bereit, wenn man uns braucht", versichert Abraham. Dass Hilfe nötig wird, deutet sich bereits an. Der Düsseldorfer Metro-Konzern etwa berichtet von massiven Problemen, ausreichend Nachschub für seine neun Cash-and-Carry-Märkte im Großraum Tokio zu bekommen. Vor allem Obst, Gemüse und Tiefkühlkost werden in den Regalen mittlerweile knapp. Reis, Milch, Wasser, Brot und Fertiggerichte seien sogar praktisch ausverkauft, melden die Rheinländer. "Wir haben derzeit nur noch eine Warenverfügbarkeit von etwa 65 Prozent", sagte ein Metro-Sprecher – rund ein Drittel der Artikel fehlt also. Bislang ist Japan allenfalls ein Nischenmarkt für die deutsche Ernährungsindustrie, vor allem wegen extrem hoher regulatorischer Importhürden. Fleisch, Milchprodukte und Süßwaren sind noch die gängigsten Warengruppen, die nach Fernost geliefert werden. Die Japaner hatten allerdings schon vor den katastrophalen Ereignissen der vergangenen Tage Interesse an deutschen Lebensmittel gezeigt. So sind Landesvertreter unter anderem bei der BVE vorstellig geworden, um für Exporte nach Japan zu werben. Diese Offensive dürfte im Zusammenhang mit einem geplanten Freihandelsabkommen zwischen Japan und der Europäischen Union (EU) stehen.

16:15 Uhr > Zahl der Todesopfer in Japan auf mehr als 6.900 gestiegen
Nach dem verheerenden Erdbeben in Japan ist die Zahl der offiziell bestätigten Todesopfer auf 6.911 gestiegen. Dies gab die japanische Polizei heute bekannt. Tausende Menschen werden noch vermisst, die Chance einige von ihnen noch lebend unter den Trümmern zu finden gilt als äußerst gering. Die Behörden befürchten, dass die endgültige Totenzahl über 10.000 liegen wird. Unterdessen wird am Atomkraftwerk Fukushima weiterhin gegen eine atomare Katastrophe gekämpft. Am Freitag wurden mehr als 50 Tonnen Wasser auf die Brennelemente der Reaktoren gespritzt, berichtete der britische Fernsehsender BBC. Die Gefahr für die eingesetzten Feuerwehrleute ist zuletzt aber gestiegen, da es über dem Abklingbecken des Reaktor 4 zur Bildung von Wasserstoff kam. Dies erhöht die Explosionsgefahr. Immerhin scheinen die Rettungskräfte mit dem Wiederherstellen der Stromleitung zu dem Atommeiler schnell voranzukommen. Bereits am Samstagmorgen soll der Reaktor 4 an das Stromnetz angeschlossen werden und die automatische Kühlung wieder in Gang gesetzt werden.

12:10 Uhr > Japanische Atomsicherheitsbehörde stuft Schwere des AKW-Unfalls hoch
Die japanische Atomsicherheitsbehörde hat die Schwere des Unfalls im Atomkraftwerk Fukushima herauf gestuft. Der Vorfall erreicht nun die dritthöchste Stufe auf der Internationalen Bewertungsskala, berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Damit werden die Vorgänge im AKW Fukushima nicht mehr als "Unfall" der Stufe vier, sondern als "ernster Unfall" der Stufe fünf bewertet. Die Skala hat insgesamt sieben Stufen. Am AKW Fukushima haben Einsatzkräfte der Armee und der Feuerwehr unterdessen am Freitag einen zweiten Kühlversuch gestartet. Die japanische Armee setzt dabei auch Ausrüstung der Tokioer Feuerwehr ein, um die Reaktoren des Kernkraftwerks Fukushima zu kühlen.

10:15 Uhr > Daimler mit Millionenspende für Erdbebenopfer in Japan
Der deutsche Autobauer Daimler stellt zwei Millionen Euro als Soforthilfe für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Japan zur Verfügung. Wie der Konzern am Freitag bekannt gab, handele es sich dabei zunächst um eine erste Maßnahme, weitere Hilfe etwa in Form von Sachleistungen werde folgen. Das Geld wird Hilfsorganisationen vor Ort zur Verfügung gestellt. "Noch immer sind die Folgen des Erdbebens in Japan schwer zu fassen. Umso mehr wollen wir mit unserer Spende ein Zeichen aktiver Solidarität mit den Betroffenen setzen," sagte der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche. Daimler beschäftigt in Japan rund 13.000 Menschen und hat langjährige Vertriebs- und Kooperationspartner.

10:15 Uhr > AKW-Abschaltung kostet Energiekonzern EnBW täglich Millionensumme
Dem Energieunternehmen EnBW entgehen aufgrund der Abschaltung der Atomkraftwerke Neckarwestheim I und Philippsburg I offenbar täglich Gewinne von mindestens 1,5 Millionen Euro. Wie die "taz" (Wochenendausgabe) berichtet, hat das Öko-Institut diese Zahlen berechnet. Während der Reaktor in Neckarwestheim endgültig abgeschaltet wurde, gilt für Philippsburg zunächst nur ein dreimonatiges Moratorium. Das Land Baden-Württemberg hatte erst vor kurzem 45 Prozent an EnBW gekauft. Dafür hatte das Land eine Anleihe aufgenommen, die aus der Dividende der EnBW bedient werden sollte. Durch die entgangenen Gewinne der abgeschalteten Atommeiler, könnte diese allerdings geringer ausfallen als erwartet. Die EnBW kommentierte die Berechnungen des Öko-Instituts nicht.

9:11 Uhr > Lafontaine: Bundeswehr als Grünhelme nach Japan entsenden Angesichts der Atom- und Tsunami-Katastrophe in Japan hat der ehemalige Vorsitzende der Linkspartei, Oskar Lafontaine, seine Forderung nach einem Komplettumbau der Bundeswehr von einer "Berufsarmee im Kriegseinsatz hin zu einer weltweit einsetzbaren unbewaffneten Helfertruppe" nach dem Modell der "Grünhelme" erneuert. Lafontaine, jetzt Links-Fraktionschef im saarländischen Landtag, sagte der "Leipziger Volkszeitung" in einem Interview: "Die Bundeswehr hat technische Geräte, um atomare Verseuchung zu bekämpfen. Es bietet sich doch an, diese technischen Geräte jetzt den Japanern zur Verfügung zu stellen." Man müsse mit der Grünhelm-Idee auch nicht nur an Japan denken. "Mit ungleich viel weniger Geld als in den Kriegen ausgegeben wird, könnte man mit Grünhelmen ungleich viel mehr Leben retten, ohne einen einzigen Menschen töten zu müssen", so Lafontaine. "Stattdessen beteiligen wir uns in Afghanistan an einen Krieg, in dem unschuldige Menschen umgebracht werden. Das ist skandalös." Lafontaine erhofft sich für seine Idee Unterstützung durch den neuen Verteidigungsminister Thomas de Maizière. "In der CDU hat ja jetzt in der Energiepolitik ein neues Nachdenken eingesetzt. Schon der ehemalige Bundesumweltminister Töpfer hatte sich vor Jahren für Grünhelme ausgesprochen. Es wäre wünschenswert, dass der neue Verteidigungsminister sich für solche Überlegungen öffnet." Er sei "der Überzeugung, dass wir keine Berufsarmee im Kriegseinsatz brauchen, sondern dass Deutschland Vorreiter sein sollte, wenn es darum geht, überall in der Welt bei Katastrophen, Krankheiten und Seuchen zu helfen", unterstrich Lafontaine. "Dazu braucht man keine Waffen." Es sei zwar richtig, dass mit Grünhelmen beispielsweise keine Flugverbots-Zone absichern könnte, wie dies im Fall Libyens diskutiert werde. Aber, so der Linkspolitiker: "Die Erfahrungen insbesondere im Irak zeigen doch, dass die Abfolge klar ist: Von der Flugverbotszone schlittert man in einen Krieg hinein. Ich begrüße, dass der Bundesaußenminister diese Gefahr sieht. Ich hoffe, dass er mit seinem Nein standhaft bleibt", ergänzte Lafontaine.

8:45 Uhr > Einsatzkräfte starten zweiten Kühlversuch am AKW Fukushima
Am japanischen Atomkraftwerk Fukushima haben Einsatzkräfte der Armee und der Feuerwehr am Freitag einen zweiten Kühlversuch gestartet. Die japanische Armee setzt dabei auch Ausrüstung der Tokioer Feuerwehr ein, um die Reaktoren des Kernkraftwerks Fukushima zu kühlen. Wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete, sei die Reichweite der von der Polizei eingesetzten Wasserwerfer nicht ausreichend gewesen, mit den jetzt herbeigeschafften Feuerwehrwagen sei diese aber gegeben. Die am Donnerstag eingesetzten Hubschrauber sollen hingegen zunächst nicht mehr zum Einsatz kommen. Unterdessen versuchen die Techniker des Kraftwerks weiterhin, die Stromversorgung des Kraftwerks wieder in Kraft zu setzten, um die Wasserpumpen der Reaktoren wieder in Kraft setzen zu können. Allerdings haben die Arbeiter mit der hohen Strahlungsbelastung und den vielen Zerstörungen des Gebäudes zu kämpfen. Inwieweit die Pumpen selbst mit Stromversorgung überhaupt noch funktionieren, ist zudem unklar.

8:04 Uhr >
Die BBC meldet, dass die japanische Polizei mittlerweile die Zahl der Toten durch das Erdbeben und den Tsunami mit 6.405 angibt und die Zahl der Vermissten mit 10.200. Ob die offiziellen Zahlen allerdings so stimmen wird in Japan angezweifelt. Nach europäischer Zeit heute morgen legte die japanische Bevölkerung eine Schweigeminute für die Opfer der Katastrophe ein. 450.000 Menschen sollen durch die Katastrophe obdachlos geworden sein, der Wintereinbruch verschärft die Situation für die Betroffenen. Stimmen sagen, dass mehr als 1,6 Millionen Haushalte ohne Wasser seien und die Hilfskräfte sprechen laut BBC davon, dass Treibstoff, Medizin und andere wichtige Dinge knapp werden. Die EU könnte sofort helfen, wenn Japan nachfragen würde, erklärt EU Kommissarin Kristalina Georgieva gegenüber der BBC.

7:50 Uhr > Umfrage: Bürger halten Merkels Wandel in der Atompolitik für Wahlkampfmanöver
Die große Mehrheit der Deutschen (68 Prozent) hält die Aussetzung der Laufzeitverlängerung von Angela Merkel (CDU) für reines Wahlkampfmanöver. Nur jeder vierte Bürger (26 Prozent) hält das dreimonatige Atom-Moratorium für einen glaubwürdigen Kurswechsel der Union. Dies ergab der neuste Deutschlandtrend im ARD-Morgenmagazin. 72 Prozent der Deutschen würden außerdem mehr Geld für Strom ausgeben, damit vollständig auf Atomstrom verzichtet werden kann. 24 Prozent der Befragten wären nicht dazu bereit. Die Atomkatastrophe in Japan lässt die Grünen in der aktuellen Sonntagsfrage um fünf Prozentpunkte in der Wählergunst steigen. Sie sind damit so stark wie zuletzt im Dezember 2010. 20 Prozent der Deutschen würden grün wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre. 35 Prozent der Befragten würden die CDU/CSU wählen, fünf Prozent würden sich für die FDP entscheiden, 28 Prozent für die SPD und sieben Prozent für die Linke.

7:46 Uhr > Die Internationale Atomenergiebehörde in Wien IAEA, die Kritiker zu den Atomkraftbefürwortern zählen, hat Zahlen des offiziellen Japans bekannt gegeben, die die Situation in den Becken mit den Brennelementen beschreibt. Die IAEA Experten gehen davon aus, dass diese Becken unter einer Temperatur von 25 Grad Celsius durch permanentes Kühlen zu halten seien. Denn die Brennelemente die dort lagern produzieren permanent Wärme. Die IAEA gibt nun die Temperaturen in den Becken an. (18.3. 7:10 Uhr)

Reaktorblock 4
13.3. > 20:08 Uhr > 84,0 0C
seither keine Messwerte mehr

Reaktorblock 5
17.3. > 04:00 Uhr> 64,2
0C
17.3. > 19:00 Uhr> 65,5
0C
Reaktorblock 6
17.3. > 04:00 Uhr> 62,5
0C
17.3. > 19:00 Uhr> 62,0
0C

Über Block 3 haben Militärhubschrauber vier Mal Wasser versprüht. Das größte Sicherheitsproblem sieht die IAEA allerdings am Becken des Reaktors 4 der auch in Brand stand. Von dort gibt es keine Messungen mehr seit dem 14.3. und es gibt dort auch kein schützendes Dach mehr.

Alleine diese Zahlen, bei denen man sich fragt, warum diese erst fünf Tage später von der IAEA veröffentlicht werden, zeigen die Dramatik der Situation. So verwundert es auch nicht, dass die Behörde von einer positiven Entwicklung spricht, dass sie jetzt Daten aus 47 japanischen Städten über die radioaktive Belastung erhält. Für Tokio trifft man die Aussage, dass die gemessenen Werte unter den für Menschen als schädlich angesehenen Werten liege. In der Nähe des Reaktors von Fukushima Daiichi an der 30 km Zone betrugen die Werte an einigen Punkten, so die IAEA zwischen 80 bis 170 und 26 bis 95 Millisievert. In nordwestlicher Richtung wurden die Werte mit 3 bis 170 Millisievert angegeben. Die Messwerte die das Betreiberunternehmen Tepco direkt an der Anlage nimmt zeigen seit dem 15.3. vier große Ausschläge die kurzzeitig Belastungen von über 3.500 bis an die Grenze von 12.000 Millisievert zeigen. Der Direktor der IAEA, der auch mit UN Generalsekretär Ban-Ki-Moon sprach soll heute in Japan eintreffen um sich mit Japans Ministerpräsident Naoto Kan zu treffen.

Mehr zum Thema:
Die Mahnwache vor dem Kölner Dom am Montag, 14.3.2011 >

Unsere Liveticker zur Lage in Japan:

Liveticker und Berichte vom Samstag 12.3.2011 lesen

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Liveticker und Berichte vom Donnerstag 17.3.2011 lesen
[ag, cs, dts]