Köln | Fassungslos waren heute Vertreter der Polizei, der BAG, aber auch der Bezirksregierung Köln beim Anblick einiger LKW und ihrer Beladung bei der „Kooperativen Großkontrolle“ am Bonner Verteiler an der Autobahn A 555. Lose Stahlträger einfach auf andere Ladung gelegt, umgefallene Paletten und fast platte Reifen in einem Sprinter und einem Liefer-LKW im Regionalverkehr.



Bei diesem Sprinter wurde die Ladungssicherung und ein platter Reifen bemängelt.

Eine Palette Speiseöl in sich zusammengesackt in einem Sprinter der Gastronomen in der Kölner Region beliefert. Der Sprinter setzt am Heck fast auf der Straße auf. Das Hinterrad auf der Beifahrerseite fast platt. Der Fahrer uneinsichtig, beschimpft die Polizei, es sei schließlich sein Wagen. Sein Mitarbeiter sucht derzeit den Wagenheber und einen Stelle an der rostigen Karosserie, wo er ihn bei dem vollbeladenen Sprinter ansetzen kann.


Der Fahrer wurde kontrolliert, weil er mit dem Mobiltelefon sprach – die Beamten fanden lose Stahlträger auf der Ladefläche.

Ein anderer LKW transportierte blau gestrichene Stahlträger. Die lagen völlig ungesichert auf einem Stapel Paletten. Daneben eine Palette Weinkisten und darunter ein rotes Fass mit einer chemischen Flüßigkeit. Kein einziges Stück der Ladung gesichert. Damit gefährdet der Fahrer nicht nur sich selbst im Fall einer Vollbremsung oder eines Unfalls sondern auch Unbeteiligte.

Die Großkontrolle soll ein Zeichen sein in Richtung Fahrer, aber auch Speditionsunternehmen, dass die Kölner Polizei, die Bezirksregierung und das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) an einem Strang ziehen und das Logistikgewerbe stärker in den Blick nehmen. Denn auf den Kölner Autobahnen ist die Zahl der Verkehrstoten im Zusammenhang mit LKW-Unfällen angestiegen. Polizeipräsident Jürgen Mathies stellte diese vor. Elf Prozent des Verkehrs in den ersten drei Quartalen des Jahres 2016 wird von LKW verursacht, aber 21,1 Prozent der tödlichen und 16,9 Prozent der Unfälle mit Schwerverletzten auf den Kölner Autobahnen ist mit LKW-Beteiligung. Ist ein LKW an einem Unfall beteiligt steige das Risiko schwerer Folgen, wie Schwerverletzten oder Getöteten. Die Polizei stellt zu den Unfallursachen fest: zu hohe Geschwindigkeit, Nichteinhaltung des Mindestabstandes, Ablenkung und Übermüdung, falsche Ladungssicherung und technische Mängel am Fahrzeug.

Die polizeiliche Statistik stellt für den Zeitraum Januar bis Mai 2016 auf den Kölner Autobahnen 487 Unfälle bei denen 687 Menschen verletzt wurden, fest. 18 Menschen wurden getötet. Bei 92 Unfällen waren LKW beteiligt, bei denen 144 Menschen verletzt und vier getötet wurden. Von Juni bis September 2016 waren es weniger: 414 Unfälle mit Personenschaden mit 645 Verletzten. 63 wurden durch Unfälle mit LKW verursacht mit 88 Verletzten und vier Toten. Die Polizei folgert, dass ihre Kampagne „Jeder Tote ist zu viel“ den „Negativtrend gestoppt“ habe.

Die Bezirksregierung Köln überprüfte bis September 2016 genau 350 Unternehmen der Logistikbranche und stellte dabei 5.700 Verstöße etwa gegen Lenk- und Ruhezeiten fest. Das BAG hat von 22.000 rund 5.600 Fahrzeuge hinsichtlich Manipulation beanstandet. Dabei wurde festgestellt, dass bei jedem vierten LKW der digitale Tachograf manipuliert war. Hermann Schiffer, der Leiter der Kölner Autobahnpolizei, zeigte ein kleines digitales Lesegerät. Damit sind nun alle Streifenwagen der Autobahnpolizei ausgerüstet. Einmal eingesteckt kann es mit einem Download Key alle digitalen Daten eines LKW auslesen. Damit können die Beamten Manipulationen, aber auch die Lenk- und Ruhezeiten in Echtzeit feststellen.

Die Kölner Polizei kündigte an ihre Kontrollen weiter zu verstärken und auszuweiten. Vor allem Sprinter wolle man im Stadtgebiet Köln vermehrt kontrollieren und baut aktuell eine Kotnrollgruppe auf. An der Ordnungspartnerschaft „Sicherheit im LKW-Verkehr“ sind 16 Organisationen beteiligt.

Autor: Andi Goral
Foto: Die bauen Stahlträger liegen ungesichert auf dem LKW