Blick in die LVR-Ausstellung im Landeshaus in Deutz. Foto: Eppinger

Köln Die Proteste um den Hambacher Forst und das Abrissdorf Lützerath sind noch in guter Erinnerung. Die Protestbewegung für den Erhalt der Orte im Rheinischen Braunkohlerevier und gegen den Ausbau des Abbaugebiets gibt es aber schon deutlich länger. So gab es in den 90er Jahren erfolgreiche Proteste, die dazu führten, dass Orte wie Holzweiler erhalten werden konnten.

Doch was passiert eigentlich mit den Menschen, die wegen des Braunkohleabbaus ihre Heimat verlassen müssen. Orte, in denen ihre Familie teils seit Generationen leben und in denen sie ihre Kindheit verbracht haben. Seit 2018 haben zwei Wissenschaftlerinnen des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte die Menschen der letzten braunkohlebedingten Umsiedlungen begleitet. Dazu gehörten Orte wie zum Beispiel Keyenberg, auf deren Abriss letztlich doch noch verzichtet wurde.

Der Alltag der Menschen im Braunkohlerevier in Zeiten der Energiewende

Thematisiert werden diese Begegnungen und Erfahrungen in der Wanderausstellung “Das Leben mit dem Loch”, die noch bis zum 18. Oktober im Nordfoyer des Landeshauses des LVR am Rheinufer in Deutz zu sehen ist. Die Schau thematisiert den Alltag der Menschen im Rheinischen Braunkohlerevier in Zeiten der Energiewende.

Sie mussten die unmittelbaren Auswirkungen der Braunkohleförderung im Tagebau Garzweiler II bewältigen, indem sie gezwungen waren, umzusiedeln und ihr Leben an einem neuen, für sie unbekannten Ort wieder neu zu organisieren. Dabei geht es beispielsweise auch um Vereine wie Schützenbruderschaften oder Sportklubs, die ihre angestammte Mitglieder- und Infrastruktur komplett neu aufbauen mussten. Das gilt auch für die Dorfgemeinschaft, die sich nach der Umsiedlung neu finden muss oder die danach auseinanderbricht.

Menschen aus dem Revier kommen zu Wort

In der Schau kommen Menschen mit ganz unterschiedlichen Biografien und in verschiedenen Phasen des Neuanfangs zu Wort. Dabei wird die Bedeutung des materiellen und immateriellen Erbes deutlich. Mit der Perspektive auf die Region und die dort lebenden Menschen, deren Biografien über Generationen vom Braunkohletagebau geprägt sind, haben die beiden Ausstellungsmacherinnen Zeugnisse von Umsiedlungen, Verlust, Protest und Neubeginn zusammengetragen.

Auch die Entscheidung zum Gehen oder Bleiben wird thematisiert. Mit dem Gehen verlieren die Menschen auch Kindheitserinnerungen. So wird ein Mädchenzimmer mit einem großen New-York-Puzzle oder eine lange geliebte Puppe gezeigt. Thematisiert wird auch der Neuanfang, für den neue Siedlungen geplant, gebaut und bezogen werden müssen. Auch die Frage, was passiert, wenn geräumte Orte doch nicht abgerissen werden, wird in der Schau gestellt. Dazu kommt ein historischer Überblick über die Geschichte des Rheinischen Braunkohlereviers.

Service: Ausstellung “Das Leben mit dem Loch”, Nordfoyer des Landeshauses des LVR, Kennedy-Ufer 2, Deutz. Öffnungszeiten: 8 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.