Köln | Sieben Herz-Operationen hat Jürgen Fuß aus Köln erlebt. Als es vor ein paar Jahren hieß, „die Chancen stehen schlecht“, beschloss Fuß noch auf der Intensivstation: „Ich fahr mit dem Fahrrad nach London und zeige allen, dass auch Herzkranke so eine Leistung erbringen können“. Er hat es geschafft. Heute berichtete er von seiner spannenden Reise.

„Wunsch stärker als Zweifel“

Als er Mitte 2010 seine Idee laut ausprach, stieß er zunächst auf viel Skepsis. „Meine Familie zweifelte zunächst, auch wenn sie natürlich hinter mir standen. Als klar wurde, dass mein Vorhaben machbar ist, haben sie sofort an mich geglaubt“, sagte Fuß heute. Dank dem langsamen Aufbau des Trainings hat er es geschafft, die gesamte Strecke von fast 800 Kilometern ohne Muskelkater zu fahren. Dabei „konnte ich anfangs nicht einmal an’s Fahrrad fahren denken, aber der Wunsch war einfach stärker als die Zweifel“, so Fuß.

Unterstützt wurde Jürgen Fuß durch seine Begleiter. Zwei Sportstudenten, für die das ganze eine „Herzensangelegenheit“ war, und ein Rettungsmediziner, der im Notfall eingeschritten wäre. „Es ist viel schöner gemeinsam zu fahren – das würde ich so immer wieder tun. Auch wenn die ersten drei Tage mit Gegenwind und Regenwetter bitter waren, habe ich mich gewundert, dass es so einfach ging. Die 90 bis 100 Kilometer täglich waren absolut machbar, England hat mich allerdings gefordert“, berichtete Fuß. Von der Operation merke er inzwischen kaum etwas, außer dass er weniger belastbar sei als jemand mit einem gesunden Herzen. Trotz seiner Hintergrundgeschichte kam ihm nie der Gedanke aufzugeben.

Kinder-Bilder für die Hockey-Mannschaft

Seine größte Motivation sei das persönliche Ziel und die Botschaft, die er mit den Bildern, der Herzkranken Kindern der Kölner Kardiologie, überbringen wollte. Denn die hatte er auf der gesamten Reise mit im Gepäck. In Lonson übergab er sie dann an die deutsche Hockey-Nationalmannschaft – als Glücksbringer auf der Medaillen-Jagd. „Das war der schönste Moment“, erinnerte sich Fuß. Die Bilder hatten die kleinen Künstler extra für diesen Anlass angefertigt. Die deutschen Olympia-Athleten wollen sie nach den Spielen unterschrieben und zurück nach Köln bringen. Hier sollen sie eingerahmt im Herzzentrum der Uni Klinik Köln aufgehängt werden.

Seine Reise nutzte Fuß zudem, um Spenden für den Förderverein des Herzzentrums des Universitätsklinikum Köln e.V. zu sammeln. Bislang hat er bereits rund 4.000 Euro eingenommen. Jetzt geht die Spenden-Aktion noch weiter: Am 18. September 2012 findet in der Kölner Philharmonie ein Geburtstagskonzert für den Verein statt, der nun seit 15 Jahren besteht. Unter dem Motto „Herz für Herzen“ wird zudem ein Trecking-Rad aus dem olympischen Dorf versteigert. Das Fahrrad wird noch von möglichst vielen Athleten wie etwa Judoka Tölzer oder auch Ole Bischof unterschrieben. Auf dem Konzert werden somit auch einige Athelten erwartet. Und Fuß hat immer noch nicht genug. Er schmiedet bereits neue Pläne: Mit dem Fahrrad durch Europa – zu mehr äußerte er sich aber noch nicht.

Autor: Annika Knetsch
Foto: Jürgen Fuß fuhr fast 800 Kilometer mit dem Rad bis London