Köln | Heute ist ein strahlender Sonntag. Viele Menschen sind nach Ehrenfeld gekommen und betrachten neugierig die Ditib-Moschee, die an der Inneren Kanalstraße entstanden ist. Noch ist nicht alles fertig und Bekir Alboga von der Ditib geht wegen der aufwendigen Innenausbauten davon aus, dass man den eigentlichen Eröffnungstermin im Juni diesen Jahres nicht halten kann. Es gab im Vorfeld des Baus viele Konflikte, vor allem mit der extremen Rechten. Diese Konflikte, nicht nur in Köln beleuchtet jetzt eine Broschüre der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im NS-Dok der Stadt Köln.

In Ihrer Einleitung schreiben die Autoren und Herausgeber Patrick Fels, Hans-Peter Killguss und Hendrick Puls: „Am Beispiel des Moscheeneubaus in Köln-Ehrenfeld, das bundes- wenn nicht gar europaweit bekannt wurde, zeigt, dass es bei Moscheebaukonflikten nicht allein um das eigentliche Bauvorhaben geht, sondern dass diese meistens in einen übergreifenden Diskurs über Zuwanderung und Integration im Allgemeinen und über den Islam im Speziellen eingebettet sind.“ Die Autoren schildern Beispiele von Moscheebauten in Nordrhein-Westfalen und die Konflikte oder auch Konsenslösungen die es gab. Neben der Kölner Moschee, auch der in Pulheim, Dortmund Hörde oder Hamm. Dabei beleuchten sie die Standpunkte oder ablehnenden Haltungen vieler Parteien. Sie stellen fest, dass rechte Gruppierungen sei es die „Pro“-Bewegung, NPD oder Kameradschaften so unterschiedlich deren Strategien auch sein mögen, inhaltlich eine Linie zeichnen. Dabei malen die als Drohkulisse immer das Bild, dass das „Deutsche Volk“ durch etwas „Äußeres“, „Fremdes“ bedroht werde.

Die Broschüre zeigt in drei größeren Kapiteln die Problematik auf, aber auch Handlungsmöglichkeiten. Zum Moscheebau in Ehrenfeld kommen auch Anwohner und beteiligte Politiker wie Fritz Schramma, Josef Wirges, Niklas Kienitz oder Brigitta von Bülow zu Wort. Alexander Häußler beleuchtet die „Pro Bewegung“ und Jörg Kronauer den rassistischen Weblog „Politically Incorrect (PI)“. Im Kapitel „Handlungsmöglichkeiten“ stellt sich die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW vor und Felicitas Klingler macht Vorschläge für die Umsetzung des Themas im Unterricht. Bekir Alboga, der bei der DITIB für interreligiöse und interkulturelle Zusammenarbeit zuständig ist, war zur Vorstellung der Brochüre gekommen und traf eine bemerkenswerte Aussage: „Wer gegen Moscheen agiert der begeht Verfassungsbruch. Unser Wunsch wäre es gewesen mehr auf der Ebene sachlicher Kritik zu arbeiten. Der Rassismus den wir erlebten, machte uns traurig. Stolz macht uns jetzt, wenn Bürger sagen, dass ist unsere Kölner Moschee“.

Hier ist die Broschüre erhältlich:

NS-Dokumentationszentrum
Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus (ibs)
Appellhofplatz 23-25
0221/221-26332

Die Broschüre kann gegen eine Schutzgebühr von drei Euro bestellt werden.

„Moscheebaukonflikte und ihre Instrumentalisierung durch die extreme Rechte“
Beiträge und Materialien 5 der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im NS-DOK der Stadt Köln,
60 Seiten, ISBN 978-3-938636-15-2

Autor: Andi Goral
Foto: Hans-Peter Killguss und Patrick Fels mit der Broschüre