Podgorica | Die Nato hat russische Truppenbewegungen an der russisch-ukrainischen Grenze bestätigt. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass ein Rückzug vorbereitet werde, erklärte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Donnerstag am Rande eines Besuchs in Montenegro. Es sei jedoch noch zu früh, um eindeutige Schlüsse zu ziehen.

Der Nato zufolge befinden sich rund 40.000 russische Soldaten an der russisch-ukrainischen Grenze. Ein tatsächlicher Truppenrückzug wäre „erster Schritt Russlands in die richtige Richtung, um seinen internationalen Verpflichtungen gerecht zu werden“, so der Nato-Generalsekretär. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Montag erklärt, er habe das Ende der russischen Militärmanöver nahe der Grenze zur Ukraine angeordnet.

Erneut zahlreiche Tote bei Gefechten in der Ostukraine

Bei Gefechten zwischen ukrainischen Truppen und Separatisten in der Ostukraine sind am Donnerstag erneut mehrere Menschen ums Leben gekommen. Medienberichten zufolge starben in der Nähe der Stadt Wolnowacha in der Region Donezk acht ukrainische Soldaten, 18 weitere seien verletzt worden. Augenzeugen hätten von bis zu 17 Toten gesprochen In der Region Lugansk sei ebenfalls ein Soldat getötet worden.

Eine offizielle Bestätigung für die Angaben gab es bisher nicht, das Verteidigungsministerium kündigte für den Donnerstagabend eine Erklärung an. In der selbst ernannten „Volksrepublik Lugansk“ wurde unterdessen das Kriegsrecht ausgerufen. Dieses solle bis zum Abzug der ukrainischen Truppen gelten.

Übergangsregierungschef Arsenij Jazenjuk beantragte mit Blick auf die Wahlen am Sonntag eine Dringlichkeitssitzung der Vereinten Nationen. Er erklärte, es gebe vermehrt Hinweise auf russische Sabotage-Akte. Dies wolle man bei der Sitzung beweisen.

Übergriffe auf Journalisten in der Ukraine halten an

Die Übergriffe auf Journalisten in der Ukraine halten an. Pro-russische Bürgerwehren entführten Journalisten, um sie mundtot zu machen oder Lösegelder zu erpressen, während radikale ukrainische Nationalisten zu ähnlichen Taten aufrufen, teilte die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ am Donnerstag mit. Demnach nehme das ukrainische Militär immer wieder russische Journalisten fest, die anschließend von offizieller Seite als Terroristen dargestellt werden.

„Es ist erschreckend zu sehen, wie Journalisten in der Ukraine zwischen die Fronten geraten und zum Spielball politischer Interessen werden. Dass wir heute über Folter und Entführung von Journalisten im Herzen Europas sprechen müssen, zeugt von einem schwer vorstellbaren Ausmaß an politischer Verrohung“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Journalisten müssen auch in einer Konfliktsituation in der Lage sein, unbehelligt über die Aktivitäten aller Akteure zu recherchieren und zu berichten.“

Die ROG-Partnerorganisation Institute of Mass Information (IMI) hat seit Jahresbeginn 218 Angriffe auf Journalisten in der Ukraine gezählt. In Simferopol seien am vergangenen Sonntag sechs Journalisten festgenommen und mehrere Stunden lang von russischen Sicherheitsdiensten verhört worden. Im Osten der Ukraine wurden am Montag zwei Journalisten eines russischen Fernsehkanals von der ukrainischen Armee festgenommen, teilte ROG weiter mit.

Autor: dts