Köln | Die Deutsche Bahn AG stellte heute Mittag ihre neue Grafittientfernungsanlage in Köln-Nippes vor. Es stinkt, es ist Handarbeit und am Ende bleibt ein rund zwei Zentimeter dickes Stück Sondermüll von einem Graffiti übrig. Für einen S-Bahnzug benötigen die Mitarbeiter der Deutschen Bahn rund zwei bis drei Stunden, um diesen von allen Graffitis zu befreien. Die Arbeit sieht anstrengend aus, die Männer müssen Schutzkleidung tragen.

Fotstrecke: Ein Graffiti wird von einer S Bahn Köln entfernt >

Ein mit Graffiti voll besprühter S-Bahnzug steht vor dem Ausbesserungswerk in Nippes. Für die Entfernung von Graffitis hat die Deutsche Bahn in Köln sogar eine eigene Halle gebaut. Die ist an eine Anlage in einem Container angeschlossen in der das Wasser, dass für die Reinigung benötigt wird, am Ende des Prozesses eine Filterung durchläuft. Der S-Bahnzug der zu Demonstrationszwecken ausgewählt wurde hat mehrere Graffitis. Rund eine Woche habe es gedauert bis der Zug über und über mit den Werken der Sprayer überzogen war. Die Bahn hat sich zum Ziel gesetzt alle Bahnen innerhalb von 24 bis 72 Stunden von den Sprayarbeiten zu befreien. Das soll helfen, die Flut an Graffitis einzudämmen.

Flottenmanager Hardt schildert einen Fall aus Köln bei dem die Täter rabiat vorgegangen sind. Eine Gruppe Sprayer kaperte eine S-Bahn, die mit Fahrgästen besetzt war. Einer kletterte hinein und zog die Notbremse. Dann besprühte die Gruppe die Bahn, während sich die Fahrgäste noch in der Bahn befanden. Die Mitarbeiter, die die Grafittis in Nippes entfernen, tragen Schutzkleidung. Overall, spezielle Handschuhe und Atemmasken. Es stinkt, als sie die Reinigungsmittel auftragen und das obwohl die Halle von zwei Seiten offen ist. Vier Mitarbeiter sind mit einem größeren Graffiti rund 30 Minuten beschäftigt. Immer wieder müssen Lösungsmittel aufgetragen und mit einer Art Schwamm einmassiert werden, dann wird mehrfach nachgearbeitet. Dabei gehen auch geklebte Logos der Bahn AG kaputt. Am Ende wird mit Wasser nachgespült.

Schmutzwasser wird gefiltert

Das Schmutzwasser wird aufgefangen und in einem großen Tank unter der Halle gesammelt. Dann wird das Gemisch aus Farbresten aus den Spraydosen, Reinigungsmittel und Wasser durch eine spezielle Filteranlage gereinigt. Am Ende bleibt ein Stück undefinierbare braune Masse übrig. Das ist Sondermüll. Das Wasser kann nach der Reinigung dem Abwasser zugeführt werden. Für einen gesamten S-Bahnzug benötigt der Trupp rund zwei bis drei Stunden. Flottenmanager Hardt sagt, es sei ein Katz und Maus-Spiel mit den Sprayern, die mittlerweile sehr aggressiv und in immer größeren Gruppen agierten.

Die DB Regio NRW hat für die neue Grafittientfernungsanlage rund 750.000 Euro investiert und spricht davon, dass es jährlich rund 100.000 Quadratmeter Grafitti auf den S-Bahnzügen in NRW gebe. Die Kölner Anlage ist seit Mai in Betrieb, so die Bahn. Dort seien in den vergangenen rund zwei Monaten Grafittis in der Größe von 5.000 Quadratmetern entfernt worden. Zum Vergleich ein Fußballfeld der Länderspielgröße hat eine Größe von 7.140 Quadratmetern. Grafittis werden aber nicht nur in der Halle entfernt, sondern auch von mobilen Trupps.

Belastung für die Bahn

Für das Jahr 2015 gibt die Deutsche Bahn deutschlandweit 25.900 Vandalismus- und Graffititaten an. 16.240 Fälle rechnet man den Grafittisprayern zu. Die Zahlen seien rückläufig so die Bahn, bei den Graffitis um 16 Prozent. Die Entfernung der Bildwerke koste die Bahn, so das Unternehmen rund acht Millionen Euro im Jahr. Bei der DB Region NRW schlägt dies mit rund zwei Millionen Euro zu Buche. NRW ist ein Schwerpunkt der Sprayerszene. Man bestreife die eigenen Anlagen gemeinsam mit der Bundespolizei mittlerweile stärker. In Berlin habe man 2015 rund 80 Sprayer auf frischer Tat ertappt. Bundesweit waren es 300 Sprayer. Die Bahn weiß um die Problematik, dass das „bomben“ der Züge in der Szene besonderen Ruhm bedeute. Die Bahn weist darauf hin, dass jede illegale Sprayaktion zur Anzeige gebracht wird. Die Bundespolizei verfolgt die Taten.

Nach rund 30 Minuten hat der Trupp in Nippes das erste Grafitti entfernt. Es ist eine mühevolle und anstrengende Arbeit für die Mitarbeiter der Bahn in den Schutzanzügen. Die Mitarbeiter werden aufgrund der Dämpfe und Lösungsmittel auch alle sechs Monate einem Gesundheitscheck unterzogen, so der Leiter der Graffitientfernungsanlage. Die Farbe ist weg aber auch Teile der Beschriftung der Bahn sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Diese muss jetzt ersetzt werden. Je nachdem wie dick oder aggressiv die Farben der Sprayer sind, kann es auch notwendig werden, dass ein Zug ganz neu lackiert werden muss. Dann fällt diese Bahn sieben Tage aus und die Kosten steigen in die Höhe. Die Bahn ist sich sicher, dass das konsequente Entfernen der Grafittis innerhalb kürzester Zeit bei den Sprayern zu einem Abnutzungseffekt führt und diese sich Stellen suchen, wo ihre Werke länger zu sehen sind. Denn für Sprayer zählt vor allem der Ruhm. Und wenn der von ihnen gesprayte Zug nicht rollt, gibt es keine Fotos oder Videos für die sozialen Medien und damit auch keine Ehre.

Autor: Andi Goral
Foto: Die Mitarbeiter der Graffitientfernungsanlage weichen die Farbe ein, bevor diese abgeschabt und abgespült werden kann