Eine „Unverschämtheit“ nannte Helga Kollenbroch, Bäderbeirätin im Nippeser Schwimmbad, die Schließung. Sie ist Mitglied in der Bäderinitiative gegen die Schließung des Schwimmbades in der Friedrich-Karl-Straße in Köln-Nippes und steht mit ihrer Meinung nicht alleine da. Viele, hauptsächlich ältere Mitglieder der Initiative, hatten sich gestern im Vorraum des Schwimmbades getroffen, um ihrem Ärger noch einmal freien Lauf zu lassen. Vor kurzem sei ein Schreiben bei den Teilnehmern eines im Bad angebotenen Gesundheitsschwimmens eingetroffen – es war die Kündigung. Eine Überraschung sei dies nicht gewesen, erklärte Rosemarie Lanio, die ebenfalls im Bäderrat sitzt, sei doch die Entscheidung, das Bad zu schließen, bereits am 13. Oktober vom Rat der Stadt Köln beschlossen worden. Im Nippeser Bad schwammen hauptsächlich Vereine und Schulen. Außerdem wurden Gesundheitsschwimmen und Wassergymnastik angeboten. In dem Brief sei den Teilnehmern geraten worden, die Angebote in den Hallenbädern an der Lentstraße sowie in Köln-Chorweiler teilzunehmen. „Wie soll ich denn bitte nach Köln-Chorweiler kommen?“, fragt sich jedoch eine ältere Dame, die nicht namentlich genannt werden möchte. „Ich habe große körperliche Beschwerden und bin auf die Gymnastik angewiesen.“

Viele Senioren vor den Kopf gestoßen
So ergehe es den meisten Teilnehmern des Gesundheitsschwimmens, wie Walter Hargarten erklärte. „Ich bin selbst körperlich behindert und schaffe es nicht, in den Lentpark oder nach Chorweiler zu fahren“, so der 74-Jährige. Die Wege seien viel zu lang und für ältere Menschen mit Beschwerden oder Behinderungen nicht zu bewältigen. Die Kurse in den vorgeschlagenen Hallenbädern zu nutzen, sei auch für Marga Schliwa keine Alternative. Die Kurse, die jeweils am Dienstag und Donnerstag stattgefunden haben, hätten ihre Gelenke geschont und eine drohende Hüft-Operation hinausgeschoben. Sie fürchte sich davor, dass es ihr gesundheitlich schlechter gehen könnte, wenn sie nun mit der Wassergymnastik aufhören müsste. Hargarten sah indes noch ein weiteres Problem: „Im Lentpark kann man von oben auf die Schwimm-Ebene herunterschauen. Ich habe von vielen Senioren gehört, dass wenn sie dort schwimmen gehen, sich schämen würden, sich so in der Öffentlichkeit präsentieren zu müssen.“

Auch Schulen kommen in große Probleme
Doch nicht nur die Senioren sind von der Schließung betroffen. „Auch acht Schulen leiden unter der drohenden Schließung“, erklärte ein Sprecher der Bäderinitiative, der ebenfalls nicht öffentlich genannt werden möchte. Sie müssten nun Busse chartern, die die Schüler in die nächst gelegenen Bäder bringen würde. „Ich habe selbst eine Tochter, und ihr bringt es absolut nichts, nur eine halbe Stunde im Wasser zu schwimmen, wenn sie fast eine Stunde mit dem Bus zur Anreise braucht“, bemängelte er. Kritik äußerte er dabei an der Kölner Dezernentin Agnes Klein, die unter anderem für Schulen und Sport zuständig ist: „Die Schulen und Bäder werden nicht zusammengeführt und die praktischen Konsequenzen der Schließung nicht bedacht.“ Auch Michael Klimczak, Vorstandsmitglied der SPD Köln-Nippes, kann die Schließung nicht nachvollziehen. „Die Busse müssen von den Schulen selbst bezahlt werden, was einen Kostenaufwand von rund 100.000 Euro pro Jahr bedeutet. Im Umkehrschluss heißt dies, dass arme Schulen kein Schulschwimmen mehr haben werden. Es wird von Seiten der KölnBäder nur betriebswirtschaftlich gedacht.“ Von der Schließung ebenfalls betroffen sei die DLRG Ortsgruppe Rechtrheinisch-Süd, die auf ihrer Internetpräsenz deutlich machen, dass eine Ausbildung der Rettungsschwimmer in den Ausweichbädern Stadionbad und Lentpark nicht im vollen Umfang durchführbar sei.

Keine Reaktion auf Kompromiss-Vorschlag
Ein Sprecher der Bäderinitiative betonte, dass man der Stadt den Vorschlag gemacht habe, das Nippeser Hallenbad in Eigenregie zwei weitere Jahre zu führen. Dies sei die Zeitspanne, die sowieso bis zur weiteren Nutzung des Gebäudes durch die Stadt Köln verstrichen wäre. Man sei dann zwar auf Fördergelder externer Geldgeber angewiesen, jedoch sei die Initiative nicht in der Lage, überhaupt eine genaue Kostenkalkulation aufstellen zu können, da KölnBäder jegliche Bitten um Herausgabe der genauen Informationen und Zahlen des Bades ignorieren würde. „Dabei wäre dies um einiges billiger, als wenn die Stadt das Bad übernehmen würde. Es stellt sich nun die Frage, ob die Stadt bereit ist, das Hallenbad in die Hände der Bürger zu geben und so eine gewisse Nähe zu symbolisieren“, so ein Sprecher.

Klimczak verwies darauf, dass die Bäderinitiative auch Unterstützung durch die Bezirksvertretung erhalte: „Die Bezirksvertretung von Köln-Nippes ist zum größten Teil für die Erhaltung des Bades. Sämtliche Anträge wurden auch gestellt, jedoch hat sich die Rats-SPD über den eigenen Parteibeschluss gestellt.“ Doch die Mitglieder der Bäderinitiative wollen noch nicht aufgeben und würden weiterhin das Gespräch mit sämtlichen Beteiligten suchen, um doch noch zu einem versöhnlichen Ende zu kommen.

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