Köln | Ein Gebäudekomplex mit 1.200 Wohnungen in Köln-Chorweiler soll von der GAG erworben werden. Diesen Vorschlag präsentierte Kölns OB Jürgen Roters heute Mittag. Der sanierungsbedürftige Hochhauskomplex steht derzeit unter Zwangsverwaltung und sollte bereits 2013 zwangsversteigert werden. Die GAG soll die Gläubiger ausbezahlen, die Stadt in den kommenden zehn Jahren rund 32 Millionen Euro für Sozialprojekte und Sanierung beisteuern. So sieht es der Plan vor. Im Gegenzug erhält die Stadt ein zehnjähriges Belegrecht für einen Teil der Wohnungen.

„Dringender Handlungsbedarf“

„Die Zeit drängt“, so Roters. Im Januar habe man bereits eine erneute Zwangsversteigerung durch den Insolvenzverwalter verschieben können. Es seien intensive Gespräche geführt worden. Schwierige Verhandlungen lägen hinter allen Beteiligten. Man wolle mit aller Kraft verhindern, dass sich international agierende Investoren, so genannte „Heuschrecken“, die nur auf eine schnelle Rendite aus seien, den Zuschlag bei einer Versteigerung erhielten. Abschreckendes Beispiel dafür sei Finkenberg. Der jetzt vorgestellte Plan, der laut Roters von Mitarbeitern aus der Verwaltung angestoßen worden war, solle nun alle Beteiligten zufriedenstellen.

Es bestehe in dem Gebäudekomplex dringender Handlungsbedarf, so Roters. Von „Angsträumen“ ist die Rede. Bewohner trauten sich teilweise nicht mehr in ihre eigene Tiefgarage. Auch herrsche dort eine „sehr schwierige Sozialstruktur“ vor, so Roters. 

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Der Plan, der nun als Vorlage in die politischen Gremien der Stadt und an den Aufsichtsrat der GAG gehen soll, sieht Folgendes vor:

-Die GAG kauft die 1.200 Wohneinheiten zu einem symbolischen Kaufpreis.

-Die GAG soll die Gläubiger auszahlen – über die genaue Summe schweigt man sich aus.

-Die Stadt betraut die GAG mit der Grundsanierung und sozialen Flankierung des Komplexes, dazu gehört laut Roters „eine Instandsetzung auf einen akzeptablen Zustand“.

-Die Stadt investiert für einen Zeitraum von zehn Jahren rund 3,2 Millionen Euro jährlich.

-Im Gegenzug erhält die Stadt für den gleichen Zeitraum ein Belegrecht für sozial geförderte Familien.

-Die GAG soll laut Plan Steuerungselemente entwickeln, um die einseitige Bewohnerstruktur aufzubrechen.

-Die GAG soll Räume für soziale Organisationen einrichten, Sozialarbeiter sollen sich vor Ort um die Bewohner kümmern.

-Der Gebäudekomplex soll an den Eingängen eine Concierge-Lösung bekommen, gekoppelt an einen Hausmeisterservice, um zu kontrollieren, wer ein- und ausgeht. 

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Die Zeit dränge, so Roters. Geht es nach ihm, so soll seitens der Stadt am 26. Mai bereits eine Beschlussfassung des Rates vorliegen.  Chorweiler müsse wieder vitalisiert werden, so Roters. Die Stadt könne die Kosten dafür stemmen, auch die GAG könne dies. Über die genau Höhe der Abfindungssumme der Gläubiger schweigt sich Roters aus. Sie soll jedoch deutlich unter der im Grundbuch eingetragenen Summe liegen.

Im Augenblick hätten viele dort Lebende keinen Kontakt zu ihren Nachbarn, so Roters, pflegten keine nachbarschaftlichen Kontakte, weil sie sich dort, wo sie wohnten, nicht wohlfühlten. Das wolle man ändern. Die nun vorgestellte Plan soll dazu beitragen, dass Chorweiler-Mitte stabilisiert werde, so Roters. Aktuell entfallen rund 90 Prozent der 1.200 Wohnungen auf den geförderten Wohnungsbau. Für 75 Prozent der Wohnungen zahlt die Stadt durch Transferleistungen die Miete.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Kölns OB Jürgen Roters bei der Vorstellung des Plans.