20:47 Uhr > Papst feiert Heilige Messe im Olympiastadion
Papst Benedikt XVI. hat mit insgesamt 70.000 Gläubigen die Heilige Messe im Berliner Olympiastadium gefeiert. In seiner Predigt forderte er die Katholiken dazu auf, trotz des Missbrauchsskandals und anderer Missstände nicht aus der Kirche auszutreten. Wer die "leidvolle Erfahrung" mache, "dass es in der Kirche gute und schlechte Fische, Weizen und Unkraut gibt", und seinen "Blick auf das Negative fixiert", verstehe das "große und tiefe Mysterium der Kirche nicht mehr", sagte der Papst am Donnerstagabend in der Messe. Jeder Gläubige müsse sich aber mit der Frage auseinandersetzten, sich den Problemen zu stellen oder die Kirche zu verlassen. Doch "in Christus bleiben" heiße aber, "auch in der Kirche bleiben". Bei seiner Fahrt im Papamobil über die Tartanbahn war er von den Menschenmassen begeistert empfangen worden. An der Messe nahmen neben Bundespräsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel auch zahlreiche Regierungsmitglieder und Bundestagsabgeordnete teil.

20:39 Uhr > Fast zwei Drittel der Linken bleiben Papst-Rede fern
Fast zwei Drittel der Linken-Abgeordneten sind der Papst-Rede im Bundestag fern geblieben. Lediglich 28 der 76 Plätze der Linksfraktion waren besetzt. Damit fiel der umstrittene Papst-Boykott der Fraktion deutlich höher aus, als ursprünglich erwartet. Die meisten anwesenden der Linken-Abgeordneten trugen rote Aids-Schleifen. Bei SPD und Grünen waren die Reihen hingegen relativ dicht besetzt. Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele verließ nach den ersten Sätzen von Papst Benedikt XVI. den Plenarsaal. Von Union und FDP waren mit Ausnahme einzelner Fraktionsmitglieder, die entschuldigt fehlten, alle Abgeordneten anwesend. Im Vorfeld hatten zahlreiche Abgeordnete die Rede des Pontifex scharf kritisiert. Rund 100 Parlamentarier wollten nicht dabei sein, weil sie das Trennungsgebot von Staat und Kirche missachtet sehen. Es war die erste Rede eines Papstes im deutschen Parlament.

20:39 Uhr > 5.000 Menschen demonstrieren gegen Papst-Besuch
In Berlin haben am Donnerstagnachmittag bis 17 Uhr rund 5.000 Menschen gegen den Papst-Besuch demonstriert, somit zunächst weit weniger als erwartet. Zu der Demonstration am Potsdamer Platz hatten der Berliner CSD e.V. und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg aufgerufen, rund 65 Organisationen hatten sich später angeschlossen. Unter dem Motto "Keine Macht den Dogmen" wollten die Teilnehmer gegen die "menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik des Papstes" protestieren. Auch mehrere Bundestagsabgeordnete, die aus Protest der Papst-Rede im Bundestag ferngeblieben waren, hatten sich an der Protestaktion beteiligt.

20:38 Uhr > Gysi: Jetzt auch andere Religionsoberhäupter in den Bundestag
Der Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion im Bundestag hat dafür geworben, nach der Papst-Rede nun auch andere Religionsoberhäupter im Bundestag sprechen zu lassen. Während Lammert den Papst als Staatsoberhaupt des Vatikans eingeladen habe, habe dieser eindeutig deklariert, als Kirchenoberhaupt zu sprechen. Damit sei der Dialog mit anderen Religionen im Bundestag eröffnet, sagte Gysi dem Fernsehsender "Phoenix". Ihm hätten aber die Themen "Krieg und Frieden" und ein paar Worte zu der sozialen Ungerechtigkeit in der Welt gefehlt, so Gysi weiter. Im übrigen sei auch seine Fraktion mit vielen Abgeordneten vertreten gewesen sein.

20:30 Uhr > Papst im Bundestag: "Positivistische Vernunft" reicht nicht aus
Papst Benedikt XVI. hat in seiner Rede vor dem Bundestag daran appelliert, sich in Gesellschaftsfragen nicht nur auf die "positivistische Vernunft" allein zu verlassen, also auf Erkenntnis, die auf der Interpretation "positiver Befunde" beruht. In der stark philosophisch geprägten Rede sagte der Papst, die positivistische Sicht sei zwar ein großer Teil menschlichen Erkennens, allein verkleinere sie aber den Menschen und bedrohe seine Menschlichkeit. Die Natur setze an vielen Stellen einen "Schöpfer" voraus. Die Politik erinnerte er an ihre Verantwortung und lobte unter Zwischenapplaus der Grünen die ökologische Bewegung in den vergangenen Jahrzehnten. Bundestagspräsident Lammert hatte zuvor den Papst aufgerufen, während seiner Amtszeit einen deutlichen Schritt zur Überwindung der Spaltung der christlichen Kirche zu zeigen. Er lobte Benedikt dafür, dass Gespräche mit Repräsentanten anderer Religionen ein wichtiger Bestandteil seines Deutschlandbesuches sei. Zahlreiche Abgeordnete hatten die Rede des Pontifex im Vorfeld scharf kritisiert. Rund 100 Parlamentarier wollten nicht dabei sein, weil sie das Trennungsgebot von Staat und Kirche missachtet sehen. Es war die erste Rede eines Papstes im deutschen Parlament.

16:06 Uhr > Grünen-Politikerin Nickels erwartet keine Impulse von Papst-Besuch
Die Katholische Grünen-Politikerin Christa Nickels erwartet keine Impulse vom Besuch des Papst in Deutschland. Das sagte sie in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Sie könne allerdings nicht verstehen warum so viele Parlamentarier der Rede fernbleiben wollen: "Ich finde es allerdings schade und kindisch, wenn man dann sich nicht hinsetzt und nicht zuhört, denn es ist auch immer eine Frage, wie jemand was sagt. (…) Putin haben sie sich angehört und den Papst, den wollen sie jetzt nicht anhören, das finde ich schon ein bisschen sonderbar." Zur Rolle der Frau in der Katholischen Kirche meinte sie, das es nun einen Aufbruch geben müsse. Sonst würden noch mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren. Seit der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst vor sechs Jahren sind über 700.000 Menschen aus der Kirche in Deutschland ausgetreten.

12:39 Uhr > Schloss Bellevue: Papst beklagt religiöse Gleichgültigkeit
Papst Benedikt XVI. hat in seiner ersten Rede bei seinem Besuch in Deutschland eine zunehmende religiöse Gleichgültigkeit bemängelt. Religion sei aber eine Grundlage für ein gelingendes Miteinander, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Donnerstag bei der offiziellen Begrüßungszeremonie am Schloss Bellevue in Berlin. "Wie die Religion der Freiheit bedarf, so bedarf auch die Freiheit der Religion", zitierte der Pontifex den Sozialreformer Wilhelm von Ketteler. Bei seinem Besuch in Deutschland wolle der Papst nicht wie andere Staatsmänner politische oder wirtschaftliche Ziele verfolgen, sondern Menschen begegnen und über Gott sprechen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche war am Donnerstagvormittag mit einer Maschine aus Rom auf dem Flughafen Berlin-Tegel gelandet. Es ist der erste offizielle Staatsbesuch des Papstes in Deutschland. Benedikt XVI. wurde am Flughafen von Bundespräsident Christian Wulff, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dem Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki und anderen kirchlichen Würdenträgern empfangen. Für den Donnerstag ist ein vertrauliches Gespräch mit Kanzlerin Merkel im Sitz der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin geplant. Mit Spannung wird zudem die Rede des Oberhauptes der katholischen Kirche im Bundestag erwartet. Es ist die erste Rede eines Papstes im deutschen Parlament. Mehrere Abgeordnete wollen der Rede aus Protest fernbleiben. Der Papstbesuch in Deutschland dauert bis Sonntag, weitere Stationen neben Berlin sind Erfurt und Etzelsbach sowie Freiburg im Breisgau.

10:26 Uhr > Papst Benedikt XVI.in Deutschland eingetroffen
Papst Benedikt XVI. hat seinen Deutschlandbesuch begonnen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche landete am Donnerstagvormittag mit seiner Maschine auf dem Flughafen Berlin-Tegel.

10:00 Uhr > Ströbele macht Verhalten im Bundestag von Kleidung des Papstes abhängig
Der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele will sein Verhalten während der Rede von Papst Benedikt XVI. im Bundestag auch von dessen Kleidung abhängig machen. "Ich bin dagegen, dass der Papst im Bundestag redet", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". "Der Papst hat keine besonderen Verdienste, dass er von den Vertretern des deutschen Volkes geehrt werden sollte." Ohnehin hätten Kirchenführer im Parlament nichts verloren. Ströbele fügte hinzu: "Wie ich mich persönlich verhalte, ob ich also rausgehe oder da bleibe, das entscheidet sich erst in der Situation. Ich werde mir das angucken – wie der Papst gekleidet ist, ob er eine Mitra aufhat oder was auch immer. Es gibt Grenzen dessen, was ich mir zumute." Die Mitra ist die Kopfbedeckung der Bischöfe. Die Befürworter des Papst-Auftrittes sagen aber, er komme als Staatsoberhaupt.

09:50 Uhr > Innenminister Friedrich verlangt Respekt für Papst
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat kurz vor dem Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. Respekt für das Oberhaupt der katholischen Kirche verlangt. "Es gibt nicht irgendein vergleichbares Oberhaupt einer anderen Religion", sagte Friedrich im Deutschlandfunk. Der Innenminister kritisierte das geplante Fernbleiben von mehreren Abgeordneten während der Rede des Papstes im Bundestag. "Es ist eine Frage der demokratischen Kultur, dass man sich gegenseitig zuhört. Die kommen mir vor wie kleine Kinder, die sich die Ohren zuhalten, wenn der Vater oder die Mutter was sagen, weil man sich aus seiner Kleingeistigkeit nicht herausbewegen will", so Friedrich.

[cs, dts]