Screenshot aus der Mitteilung der BI "Grüngürtel für Alle".

Köln | Die Öffentlichkeitsbeteiligung der Stadt Köln zur Umgestaltung der Ost-West-Achse für die geplanten Langzüge auf der Stadtbahnlinie 1 erhitzt die Gemüter. Vor allem die geplante Fällung von 24 beziehungsweise 35 Bäumen an der Haltestelle Junkersdorf zieht viel Kritik auf sich. Auch die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ beteiligt sich mit einer Stellungnahme.

Die Ausgangslage

Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) wollen auf der Stadtbahnlinie 1 Züge mit einer Länge von 90 Metern einsetzen. Dazu müssen die Bahnsteige auf der Strecke verlängert werden und die Haltestellen umgebaut werden. So auch die Haltestelle Junkersdorf. Neben den Umbaumaßnahmen an der Haltestelle selbst will die Stadt den Geh- und Radweg verbreitern.

Um dies zu realisieren will die Stadt Köln den mittleren Grünstreifen einsparen und die dort stehenden Bäume abholzen. Es sind 24 Stück. Die Stadt formuliert so: die Bäume müssen „weichen“. Auch für die Überbauung der Bahnsteige müssen 11 weitere Bäume abgeholzt werden. Statt der Bäume will die Stadt das Gleisbett begrünen.

Bürger:innen kritisieren die Abholzung

In der Öffentlichkeitsbeteiligung, die die Stadt Köln veröffentlicht, stellen die Bürger:innen Fragen zu den Bäumen. So fragt ein „Bahnfreak“: „Aber warum muss man dann gleich die ganze Straße so umbauen, das die Bäume in der Mitte wegfallen? Gerade die sind ja wichtig fürs Klima. Würde doch reichen, das man nur die Bahnsteige verlängert und nicht die Straße mit den Bäumen umbaut.“ Ein anderer beklagt ebenfalls den Wegfall der Bäume und des Mittelstreifens und wieder andere fordern eine Wiederaufforstung an anderer Stelle. Ein ClausCGN schreibt: „Die Fuß- und Radwege sind auch jetzt schon sicher wenn sich jeder mal an die Regeln halten würde. Das Verbreitern von Wegen oder Einführen einer Radstraße ist reine Ressourcenverschwendung. Warum soll die Baumallee weichen? Die begrünten Gleise kennt man ja schon von anderen Stellen… es ist alles verdörrt und vermüllt. Mehrwert gleich 0.“

Stadbäume sind wichtig für das Mikroklima

Die aktuelle Omega-Wetterlage, also das Blockieren des Regens vom Atlantik durch eine Hochdruckwetterlage in Folge einer Abschwächung des Jetstream, sorgt viele Kölner:innen. Und sie leiden unter der Hitze. Stadtbäume sind wichtig für das Mikroklima: Durch den Schatten den sie spenden heizt sich die Umgebung nicht so stark auf. Gleichzeitig verdunsten sie Wasser – nicht alle Baumsorten tun dies aber viele – und kühlen so die Umgebung. Laubbäume verdunsten mehr als Nadelbäume. Zudem reduzieren sie den Anteil von Ozon, Stickoxiden, Kohlenmonoxid und Sulfur in der Luft. Das dürfte nicht mit den geplanten „robusten Gewächsen im Gleisbett“ in ähnlicher Form gelingen, wie mit den dort aktuell stehenden 35 Bäumen.

Der durchtrennte Grüngürtel

Die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ bringt einen weiteren Aspekt in die Öffentlichkeitsbeteiligung: Die Verkehrsanlagen durchtrennen den Grüngürtel. An der Haltestelle Junkersdorf aber seien bisher Gleisanlagen, Bahnsteig und Wendeanlage ins Stadtgrün integriert worden. Die BI schreibt: „Das Erscheinungsbild der Verkehrsinfrastruktur fügt sich somit in die Charakteristika des Grüngürtels ein.“ Die Aktiven der BI merken an, dass es sich um zum Teil sehr alte Bäume handelt. Sie befürchten eine „Mikroinsel der Erwärmung“, dort, wo heute die Bäume die Hitze abmildern. Für die Tierwelt am Boden und in der Höhe werde durch die Planungen eine Barriere geschaffen. Denn heute könnten diese den Mittelstreifen und das Baumdach nutzen.

Weiter schreibt die BI „Grüngürtel für Alle“: „Die Haltestelle Junkersdorf liegt heute im Grünen, in Zukunft neben einer breiten Straße. Die Aufenthaltsqualität für die Fahrgäste wird gemindert. Denn heute stehen sie auch während der heißen Sommern unter kühlenden, schattenspendenden Bäumen. Zukünftig soll auch hier nach den Plänen eine neue Hitzeinsel entstehen. Wir befürchten, dass durch die Erwärmung des Abschnittes im Äußeren Grüngürtel eine Klimaänderung eintritt, die zumindest die Buchen im Wendegleis gefährdet. Diese sind besonders empfindlich. Einige Buchen mussten schon früher entfernt werden, weil sie krank waren. Bei der Neuplanung der Haltestelle Junkersdorf kritisieren wir, dass das Kriterium Umweltauswirkung von der Verwaltung nur schwach bewertet wurde, während die betrieblichen Belange der KVB deutlich höher bewertet wurden. Angesichts des bereits eingetretenen Klimawandels ist die vorgelegte Planung vollkommen inakzeptabel!“

Die BI fordert eine Umplanung und nennt als positives Beispiel in der Stadt die Planungen und Fürungen der KVB am Klettenbergpark und der Geisbergstraße.