Köln | Gemeinsam mit den Betreibern der Kölner Weihnachtsmärkte will die Kölner Polizei die Präventionsarbeit gegen den Taschendiebstahl verstärken. Zeiten wie Karneval oder die Weihnachtsmärkte seien „Honig für die Fliegen“ formuliert es ein Beamter der Kölner Polizei und meint damit dass eine Million Touristen auch viele reisende Taschendiebe anlockten. Über 14.000 Taschendiebstähle registrierte die Kölner Polizei 2014.

Touristen vor der Ankunft in Köln vor Taschendieben warnen

Auch in diesem Jahr wird es wieder Flyer in vielen Sprachen geben, die vor Taschendieben in der Vorweihnachtszeit in Köln warnen. Die Polizei baut ihr Netzwerk aus. Spricht mit den Busbetreibern, die die Touristen in die Komödienstraße bringen und damit leider in dem ein oder anderen Fall auch direkt in Zone in denen Taschendiebe aktiv sind. Die Polizei will im Vorfeld informieren. Denn, befindet sich der Tourist erst einmal in Köln, ist er von dem Bild des großen Doms und dem quirligen Trubel auf den Märkten so angetan und abgelenkt, dass er keinen Flyer mehr liest. Auf der Anreise schon und daher sollen die Flyer schon in den Bussen ausliegen, bevor Köln erreicht ist. Beherzigt man einige Tipps, so macht man den Taschendieben das Leben schwer: Die Taschen geschlossen halten und nicht seitlich oder auf dem Rücken tragen, sondern vorne.

Besonders Touristen aus Asien werden oft leichte Beute der Taschendiebe. Dies macht der Polizei besonders große Sorgen. Täter brauchen die körperliche Nähe, um die Tat auszuführen. Europäer neigen dazu Distanz herzustellen, wenn ihnen jemand zu nahe kommt. Touristen aus Asien reagierten oft falsch, da sie nicht unhöflich wirken wollen. Dies entspricht ihrer Tradition. Dies ist aber gerade bei Taschendieben, die exakt falsche Handlungsweise. Wer das Gefühl hat bedrängt zu werden oder eine ihm unbekannte Person komme ihm zu nahe, der solle Öffentlichkeit schaffen. Etwa durch laute Ansprache oder deutliche Gesten. Dies schrecke die Täter oft sofort ab, die ja unerkannt in der Masse bleiben wollen.

Präventionsarbeit auf viele Schultern verteilen

Die Täter reisten sehr stark, so die Kölner Polizei, die in der Gesamtzahl diese Tätergruppe mit 50 bis 60 Prozent taxiert. Ist in einer Stadt oder Region eine Großveranstaltung, dann führe die höhere Touristendichte automatisch zu mehr Straftätern, die einreisen. Einige Weihnachtsmärkte werden neben eigenem Sicherheitspersonal auch einen französischen Gendarm oder zwei Sternenmädchen einsetzen, die die Touristen beraten sollen und den Besuchern Tipps geben werden. Etwa wenn sie eine offene Tasche sehen. Dazu werden die Betreiber und Marktleiter nun von der Kölner Kriminalpolizei geschult, um einen scharfen Blick für das Thema Gelegenheit macht Diebe zu bekommen. Nicht um Täter festzunehmen, sondern Besucher zu sensibilisieren. Die Marktleiter werden dann die Standbetreiber schulen. Die Kölner Polizei setzt dabei auf Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern. So konnten die Zahl der Taschendiebstähle in Helsinki durch die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Gastronomen gesenkt werden.

600 Taschendiebe wurden alleine im letzten Jahr in Köln festgenommen. Dabei stellt die Polizei fest, dass es sich nicht um Armutstäter handelte. Hohe Summen würden mittlerweile erbeutet und nicht selten komme es vor, dass ein Taschendieb am Tag bis zu 3.000 Euro ergaunere. Täter die gefasst wurden, erzählen, dass sie in ihren Herkunftsländern häufig bis zu einem halben Jahr von einer Diebesreise leben könnten, und erst dann wieder auf Beutezug gingen. Dies habe mittlerweile auch die Justiz erkannt, so einer der Kölner Polizeibeamten und darauf reagiert. Dabei beschränken sich die Täter nicht nur auf den Tag, sondern handelten auch Nachts in den Partyzonen. Dringend rät die Polizei davon ab den PIN-Code auf die EC-Karte zu schreiben oder in der Geldbörse eine sechsstellige Telefonnummer aufzuschreiben, von der vier Ziffern unterstrichen oder fetter geschrieben sei. Dies sei kein Schutz, so die Beamten.

Autor: Andi Goral | Foto: Gerhard Seybert/Fotolia