Die Anführer der "Red Army Cologne" stehen unter dem Verdacht der räuberischen Erpressung, gefährlichen Körperverletzung sowie Drogen- und Menschenhandel. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln bereits seit November 2010 gegen Mitglieder aus der Führungsebene des Rockerclubs. Den Beschuldigten wird unter anderem vorgeworfen, wirtschaftlich Einfluss auf den Kölner Straßenstrich genommen zu haben. Es liegen laut Polizei Anhaltspunkte dafür vor, dass die beschuldigten Rocker selbst sechs Wohnwagen für 100 Euro pro Tag an Prostituierte vermietetet und so im Zeitraum eines Jahres rund 200.000 Euro an der Steuer vorbei erwirtschaftetet haben.

aktualisiert 16:05 Uhr
Polizei beschlagnahmt kleine Mengen Drogen und Waffen
Die Durchsuchungen heute Morgen sind laut Polizei Köln wie geplant abgelaufen. Um 6 Uhr drangen Ermittler in die Wohnungen der beschuldigten Mitglieder der "Red Army Cologne" ein. An einigen Objekten waren Spezialeinheiten eingesetzt. Laut Polizei entstand Sachschaden – Personen wurden nicht verletzt. Im Zuge der Durchsuchungen beschlagnahmten die Ermittler neben kleinen Mengen Kokain und Marihuana einen Totschläger, ein Würgeholz, Schlagringe sowie mehrere verbotene Messer. Die Durchsuchungen sind Teil der polizeilichen Strategie gegen die Rockerclubs. Die Polizei will Straftaten aus diesem Milieu konsequent verfolgen. So hat die Polizei laut eigenen Angaben etwa auch durch ihr frühes Einschreiten im Bereich der Kölner Innenstadt-Ringe Auseinandersetzungen verfeindeter Rockergruppen unterbunden. "Wir werden alles tun, um auch in Zukunft Gewalt und Straftaten aus diesem Milieu zu unterbinden", sagte Kriminaldirektor Klaus-Stephan Becker heute in Köln. Becker ist als Leiter "Organisierte Kriminalität" auch für die Beobachtung der Rockerszene zuständig.


Hintergrund: Die Entwicklung der Rocker-Szene in Köln
Deutschland wird vor allem von den beiden Rocker-Clubs Hells Angels und Bandidos beherrscht. In der Kölner Südstadt ließen sich 2001 die Hells Angels nieder. 2008 verlegten sie ihren Motorradclub nach Frechen. Nachdem es im Jahr 2008 zu einer bundesweiten Eskalation zwischen den Rocker-Clubs kam, schlossen diese 2010 einen so genannten "Friedensvertrag". Dabei teilten sie das Bundesgebiet untereinander in Territorien auf. Ende Mai 2011 endete dieser Vertrag. Seitdem, so berichtet die Kölner Polizei, entstehen in ganz Deutschland neue Supporter-Clubs. Auch in Köln würden nun erstmals wieder Anhänger der Bandidos gesichtet.

Zählte die Polizei im Jahr 2003 in Köln und Leverkusen nur fünf Club-Zentren, waren es im Sommer 2011 bereits 16. Einer der neu entstandenen Supporter-Clubs ist die "Red Army Cologne". Zu dem Club gehören vor allem so genannte "Fußball-Fans" des 1. FC Köln. Insgesamt rechnet die Polizei mit etwa 120 Personen, die den Hells Angels direkt oder einem ihrer Supporter-Clubs angehören. Weitere 40 bis 50 Personen zählt die Polizei zu den Bandidos. Neben den beiden Rockerclubs versucht sich laut Polizei seit diesem Jahr in Köln eine weitere Gruppierung zu etablieren: Die Mongols. Sie seien jedoch kein Rockerclubs, sondern eine kriminalistische Vereinigung von Menschen verschiedener Nationalität. In Bremen sei die Gruppierung bereits verboten worden.

[cs, ots]