Köln | Am gestrigen Dienstagnachmittag protestierten einige Bauarbeiter vor der Messe-City, denn gemeinsam wollen sie ein Zeichen für höhere Löhne in der Bauwirtschaft setzen. Zur Kundgebung um 14 Uhr waren auch die Kölner Bundestagsabgeordneten, der SPD Martin Dörmann und der Linke Matthias W. Birkwald, gekommen.

Hintergrund

Die Messe-City in Köln-Deutz. Sie zählt mit einem Investitionsvolumen von rund 750 Millionen Euro und knapp 135.000 Quadratmetern Geschossfläche zu den größten Projektentwicklungen in Köln. Bis 2020 soll hier ein ganzes Büroviertel entstehen. Dort wo die Bauarbeiten derzeit noch auf Hochtouren laufen, protestierten gestern einige Bauarbeiter. Mit dabei waren auch die IG Bau Gewerkschaftssekretäre.

Auf der Baustelle ist neben dem deutschen Generalunternehmen Züblin auch der polnische Subunternehmer Magropol aktiv. Doch die Bauarbeiter – ein Großteil von ihnen aus Polen – sollen nach Angaben der IG Bau nicht den fairen Tariflohn von 17,87 Euro pro Stunde erhalten, sondern einen deutlich niedrigeren Mindestlohn, der auf dem Bau gezahlt werden muss, erklärt Reinhard Steffen von der IG Bau Region Rheinland.

Forderung IG Bau: Faire Löhne und faire Arbeitsbedingungen für alle

Ein weiteres Problem sei, dass die Arbeitgeber den Mindestlohn 2, also den Mindestlohn für Facharbeiter im Westen, nicht mehr wollen. Die IG BAU fordert für die Branche bundesweit die Erhöhung der zwei Mindestlöhne. Die Untergrenze für Facharbeiter soll von derzeit 14,70 Euro auf 15,60 Euro pro Stunde steigen. Ungelernte Kräfte sollen 12,50 Euro statt bislang 11,30 Euro bekommen. Das Angebot der Bau-Arbeitgeber lag zuletzt bei einem Plus von lediglich 25 Cent pro Stunde. „Weniger Mindestlohn bedeutet weniger Rente, weniger Krankengeld, weniger Urlaubsgeld und weniger Kurzarbeitergeld“, fasst Steffen das aktuelle Problem zusammen. Um die Altersarmut zu verhindern, fordert der Gewerkschaftler daher faire Löhne und faire Arbeitsbedingungen für alle Arbeiter.

[infobox]Info: Die aktuellen Mindestlöhne 1 und 2 im Baugewerbe.

Der Tarifvertrag differenziert für das Tarifgebiet West und Berlin je nach Art der Tätigkeit zwei Lohngruppen. Im Tarifgebiet Ost gibt es hingegen einen einheitlichen Mindestlohn für alle Arbeitnehmer.

West

<UL><LI>Mindestlohn 1 – 11,30 Euro

</LI><LI>Mindestlohn 2 – 14,70 Euro

</LI></UL>

Ost

<UL><LI>Mindestlohn 1 – 11,30 Euro

</LI></UL>

Berlin

<UL><LI>Mindestlohn 1 – 11,30 Euro

</LI><LI>Mindestlohn 2 – 14,55 Euro

</LI></UL>

 Mindestlohngruppen

Der Mindestlohn der Lohngruppe 1 ist für die Ausführung einfacher Bau- und Montagearbeiten nach Anweisung und für einfache Wartungs- und Pflegearbeiten an Baumaschinen und Geräten nach Anweisung zu zahlen, für die keine Regelqualifikation vorausgesetzt wird.

Der Mindestlohn der Lohngruppe 2 ist für die Ausführung fachlich begrenzter Arbeiten (Teilleistungen eines Berufsbildes oder angelernte Spezialtätigkeiten) nach Anweisung zu zahlen.

[/infobox]

Sowohl für deutsche als auch für ausländische Bauarbeiter sollte das gleiche Recht gelten, betont Steffen und ergänzt wer an einem Projekt wie der Messe-City arbeitet verdient eine angemessene Bezahlung.

Heute findet die nächste Tarifverhandlung statt

Derzeit verhandelt die IG BAU über die Erhöhung der Lohnuntergrenzen. Mit der Aktion in Köln wollen die Bauarbeiter den Druck auf die Arbeitgeber einen Tag vor der nächsten Tarifverhandlung am heutigen Mittwoch in Berlin erhöhen.

Derzeit verhandelt die IG Bau über die Erhöhung der Lohnuntergrenzen. Mit der gestrigen Aktion in Köln wollen die Bauarbeiter den Druck auf die Arbeitgeber einen Tag vor der nächsten Tarifverhandlung in Berlin erhöhen. Auch Bundestagsabgeordnete der SPD und der Linke waren zur Unterstützung gekommen.

Nur SPD und Linke waren vor Ort

Eingeladen waren alle großen Parteien, sagt Steffen. Doch gekommen war nur die SPD und die Linke. Von den anderen Parteien habe man weder eine Zu- noch eine Absage bekommen.

„Die SPD hat sich schon immer für den Mindestlohn eingesetzt. Auch in der Bauwirtschaft fordern wir gleiche Löhne für gleiche Arbeit. Es muss endlich einen Gesamtvertrag, auf hohem Niveau, geben, sowohl für Ost als auch für West, um Dumpinglöhne zu verhindern“, betont Bundestagsabgeordneter Dörmann. Seiner Meinung nach ist hier auch eine europäische Regulierung notwendig.

„Der aktuelle Mindestlohn in NRW von 8,84 Euro ist noch immer zu wenig. Notwendig ist eigentlich ein Mindestlohn von mindestens 11,96 Euro. Wir Linke sehen die Forderung der IG Bau mit 12,50 Euro als absolut berechtigt. Ein Bauarbeiter ist im Durchschnitt 57,6 Jahre wenn er in Rente geht. Wir halten daher das Renteneintrittsalter in der Bauwirtschaft mit 56 für richtig“, betont Birkwald, Bundestagsabgeordneter der Linke. Sein Appell an die Arbeitgeber: „Geben Sie nach.“

Autor: Irem Barlin
Foto: Bundestagsabgeordneter der SPD Martin Dörmann und Bundestagsabgeordneter der Linke Matthias W. Birkwald waren zur Unterstützung auf der Kundgebung.