Das Bild zeigt Streikende vor dem Medienhaus Dumont auf der Amsterdamer Straße in Köln am 12. Oktober 2023. | Foto: Bopp

Köln | Das Unternehmen DuMont Druck hat geschlossen. Der Druck der Kölner Zeitungen wie „Kölner Stadtanzeiger“ findet jetzt im Mittelrhein-Verlag GmbH in Koblenz statt. Am heutigen Donnerstag gegen 14 Uhr kam es zu Protestaktionen vor der Firmenzentrale von Dumont in der Amsterdamer Straße.

Die zwei Kölner Abonnementzeitungen „Kölner Stadtanzeiger“ und „Kölnische Rundschau“ sowie der Boulevardtitel „Express“ wurden bis Anfang Oktober im Berliner Format in Köln gedruckt. Jetzt änderte sich das Format der Zeitungen und sie werden im 105 Kilometer entfernten Koblenz im Mittelrhein-Verlag gedruckt. Eine Druckerei, die nicht tarifgebunden ist.

Die Betriebsversammlung aus Sicht der Belegschaft

Die Belegschaft wurde am 4. Oktober bei einer Betriebsversammlung in Kenntnis gesetzt und sofort freigestellt. Es gibt ein Statement des Betriebsrates Harald Hartung von Dumont Druck, der berichtet, wie auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, dass die Belegschaft mehrere Jahre auf Lohnbestandteile verzichtet habe, dann ohne Vorankündigung gekündigt und sofort ausgesperrt wurde. Die Ankündigung von Dumont, ein rein digitales Unternehmen werden zu wollen, werfe die Frage auf, warum dann nicht sofort der Druck aller Printzeitungen eingestellt würde.

Die Wut ist groß in der Belegschaft, die teilweise seit 40 Jahren für die Unternehmerfamilie Dumont arbeitet und die berichtet, dass auch schon Väter und Großväter für das Unternehmen schufteten. Denn Dumont produziert seit mehr als 400 Jahren Medien und feierte sich dafür auch ordentlich. Die Mitarbeiter unterstellen der Verlegerfamilie und dem Management „reine Profitgier“ durch die Verlagerung des Druckgeschäfts in eine nicht tarifgebundene Druckerei, die so der Dumont Betriebsrat, nur über eine Zeitarbeitsfirma ihr Personal beziehe.

Betriebsrat schildert die Vorgänge

Zur Situation nach der Betriebsversammlung schreibt der Betriebsrat: „Der leider schon verstorbene Herausgeber Alfred Neven DuMont mag manchmal ein harter Hund gewesen sein aber er würde sich im Grabe herum drehen, sähe er, was ihr mit dieser Belegschaft tut!
Wir hoffen, dass die Kölner euch das nicht durchgehen lassen und dass viele Kölner sich dem Protest der auf die Strasse gesetzten Belegschaft, am nächsten Donnerstag vor dem Neven DuMont Haus an der Amsterdamer Strasse anschliessen werden! Das Bild, als der CEO und der Vorstandsvorsitzende am Mittwoch, nach Verkündung der Schliessung und der sofortigen Aussperrung vor der Belegschaft ( die das geschockt und ganz ruhig entgegen nahm!) sich im Laufschritt von der Security begleitet aus der Halle flüchtete, als sei gerade auf sie geschossen worden, werden wir nie vergessen. Wäre es nicht so traurig, könnte man glatt darüber lachen… Mit solchen Feiglingen im Management war wohl eh kein Krieg zu gewinnen!“ Für die Mitarbeitenden von Dumont Druck fordert der Betriebsrat nun in den Sozialplanverhandlungen ein vernünftiges Care-Paket auf deren Weg in die Altersarmut.

Was Dumont direkt nach der Schließung bekannt gab und wie Verdi dazu Stellung nahm finden Sie hier bei report-K:

Kölner SPD vor Ort

Die Spitzen der Kölner SPD trafen sich bereits am 9. Oktober mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Dumont Druck und solidarisierten sich. Dazu findet sich ein Video auf Youtube:

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Claudia Walther, die Co-Vorsitzende erklärte sich solidarisch mit der gekündigten Belegschaft und sprach von Entsetzen über den Umgang mit den Menschen. Christian Joisten, Fraktionsvorsitzender der Kölner SPD im Stadtrat pflichtete Walther bei und erklärte zur Art und Weise der Schließung des Druckzentrums, dass dies nicht die Stadt und Wirtschaft sei, in der man leben wolle. Es gehe um die Frage wie wir alle zusammen leben, arbeiten und wirtschaften wollten. Joisten sprach von einem Tiefpunkt für den Wirtschaftsstandort Köln, den er beschämend finde. Joisten sprach davon, dass Arbeitnehmerrechte keine Good Will Rechte seien, sondern sie müssten sich in Krisen bewähren. Joisten kündigte an, das Thema in den Stadtrat tragen zu wollen.

Die Aktion „arbeitsunrecht“ bringt den Fall in ihrem Blog und spricht davon, dass die Auslagerung der hauseigenen Druckerei im Jahr 2014 in eine eigene Gesellschaft bereits ein Warnzeichen gewesen wäre. Die Zersplitterung von Belegschaften sei ein Instrument des Union Busting, da die Ausgegliederten einen eigenen Betriebsrat gründen müssen und das Prinzip „Eine Firma, eine Belegschaft!“ untergraben werde. So schreibt die Aktion „arbeitsunrecht“: „Tarifflucht ist ein riesen Thema für die Besitzerfamilie Dumont und betraf auch Beschäftigte bei der Berliner Zeitung, dem Berliner Kurier und der Hamburger Morgenpost, wo es zur teilweisen Abspaltung in tariffreie Mini-Gesellschaften kam.“ Erinnert wird an die 2014 gegründete „Rheinische Redaktionsgemeinschaft“ (RRG), die ebenfalls tariffrei ist und in der die Lokalredaktionen der Ausgaben Rhein-Erft, Rhein-Berg, Oberberg, Rhein-Sieg und Euskirchen/Eifel von Kölner Stadt-Anzeiger (MDS) und Kölnischer Rundschau (Heinen) ausgelagert wurden. Damals kam es zum Abbau von 30 Redakteursstellen. Die Vorgehensweise von damals erinnert an die von heute. So schreibt der Blog „medienmoral-nrw“: „Informiert wurden die Beschäftigten beider Häuser am Vormittag des 18. März 2014 in Mitarbeiterversammlungen, die erst am Vortag anberaumt worden waren. Kurz vor den Versammlungen hatten die Verlagsspitzen die Betriebsräte vor vollendete Tatsachen gestellt.“

Im sozialen Medium Facebook schreibt eine Kölner Kneipe, die viele Reaktionen hervorrief, dass sie ab sofort nicht mehr den Kölner „Express“ und den „Kölner Stadtanzeiger“ auslegen werde, weil die Art und Weise des Umgangs mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zutiefst „unkölsch“ und das „allerletzte“ sei.

ag