Oben: Klare Sicht ohne Rauschbrille, unten der Blick mit 1,3 Promille

Wenn ich fahre trinke ich nichts!
Sarah ist 19 und aus Köln. Sie setzt sich die sogenannte "Rauschbrille" auf und soll gelbe Gummiklötze auf dem Boden mit ihren Füßen treffen. Zuvor soll sie schätzen wieviele dort liegen. Acht Stück sagt die junge Frau und trifft einen einzigen Gummiklotz. Auf dem Boden lagen aber nur fünf Stück. Auch als Sie Polizeioberkommissar Pfeiffer fragt wieviel Promille die Brille simuliere, verschätzt sich Sarah: "Drei Promille". Es sind aber nur 1,3 Promille die simuliert werden, allerdings sozusagen schlagartig. Wenn man real 1,3 Promille intus hat merkt man das nicht so deutlich, da wir uns daran gewöhnen. Gerade daher führt die "Rauschbrille", getragen im nüchternen Zustand, dazu bei uns über die Folgen für unser Bewußtsein von Alkohol im Klaren zu werden. Und 1,3 Promille sind gerade einmal fünf bis sechs Biere. Dennoch ist unser Bewußtsein so getrübt, wie bei der Brillensimulation. Sarah findet die Aktion "supercool", wenn sie fahre trinkt sie nichts. Auch heute ist sie mit Freunden im Auto gekommen, allerdings wird eine Freundin die nichts trinken wird, die Gruppe nach Hause chauffieren. Sarah ist aber auch ehrlich und gibt zu, schon mal zu Freunden ins Auto gestiegen zu sein, die vorher getrunken hatten. "Das ist leichtsinnig, aber das Taxi ist oft zu teuer und dann bekommt man keines", begründet Sarah ihre Entscheidung.

Polizeioberkommissar Pfeiffer und sein Team will aufklären und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger belehren. Wir wollen die jungen Leute stark machen und ihnen klar machen dass es cool ist auch einmal "Nein" zu sagen und eben nicht ins Auto eines betrunkenen Freundes zu steigen, oder selbst betrunken zu fahren. Denn oft kommt es vor, dass zwar vorher ausgemacht wird wer fährt, aber dann trinkt der doch. Dann muss die Gruppe stark sein und eine Lösung finden.

Artur ist auch 19 Jahre alt. Er versucht sich an der Dartwand und verwirft mit der Rauschbrille alle Pfeile. Allerdings schätzt er den Alkoholpegel besser ein. Auch er findet die Aktion gut, wurde allerdings schon in der Schule einmal mit dem Thema konfrontiert. "Ich habe noch nie Alkohol getrunken, wenn ich fahre, aber ich trinke auch recht selten", so Artur. Auch kennt er sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut aus, weiß dass die Bahn die ganze Nacht im Stundentakt fährt und will seinen Führerschein nicht verlieren. Denn die Grenze für junge Fahranfänger liegt bei 0,0 Promille, bis zur Vollendung des 21sten Lebensjahres. Auch wer den Führerschein später macht muss zwei Jahre lang 0,0 Promille einhalten.

Die Polizei hat einen einfachen Leitsatz, den man auch mittlerweile in viele Sprachen übersetzt hat: "Wer fährt trinkt nicht, wer trinkt fährt nicht." Vor dem Club war die Aktion eine Premiere so Polizeioberkommissar Pfeiffer. Man wünscht sich mehr Betreiber die solche Aktionen unterstützen und der Polizei den nötigen Raum dafür einräumen. In persönlichen Gesprächen bei Aktionen in Schulen, kommt oft heraus dass jeder Dritte Unfallopfer aufgrund von Alkohol benennen, oder beklagen kann. Neben den Rauschbrillen kann man sich im Polizeiwagen noch zusätzlich sogenannte Schockvideos ansehen, die Unfälle zeigen, die unter Alkoholeinfluß geschahen.

Diese Aktion, die von den jungen Fahrern so gut angnommen wird, müsste eigentlich jedes Wochenende vor einem anderen Kölner Club stattfinden. Für die Clubbetreiber ist eine solche Aktion ein echter Benefit, schärft das Bewußtsein auf lockere Art, denn What you see is what you get…

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung