Mit Podiumsdiskussionen, Workshops und Infoständen näherte man sich heute dem Thema Mehrsprachigkeit. Dabei ging es auch um Alphabetisierung, Grundbildung und Integration. Holger Hey, Geschäftsführer der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer (TD-IHK) verdeutlichte wie wichtig für die Wirtschaft und den Standort Deutschland in Zukunft die Nutzung der natürlichen Ressource Mehrsprachigkeit sein wird, um globale Beziehungen aufzubauen. Und das beträfe nicht nur die Großindustrie, sondern auch zunehmend den Mittelstand. Prof. Dr. Claudia M. Riehl, die Vorsitzende des Zentrums Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit an der Universität zu Köln, appellierte an die Politik und Verwaltungen, Programme zu entwickeln, damit mehrsprachige Erziehung effizient in Kindergärten, Grundschulen und den Sekundarschulen umgesetzt werden kann.

Tayfun Keltek, der Vorsitzende des Kölner Integrationsrates und der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen, zeigte auf, dass viele Migrantenkinder mit dem jetzigen System der Spracherziehung nicht klar kommen. Gerade Migrantenkinder, die oftmals weder ihre eigene Muttersprache, noch Deutsch bei der Einschulung richtig können, wären mit der dritten Fremdsprache Englisch überfrodert. Keltek fordert bilinguale Schulen für alle mehrsprachig aufwachsenden Kinder und den Beginn der mehrsprachigen Erziehung im Kindergarten.

Das kindliche Gehirn ist optimal geeignet für frühen Spracherwerb
Untermauert werden diese Forderungen auch vom Sprachenrat der Europäischen Union, der die Kenntnis von mindestens zwei Fremdsprachen fordert. Die Wissenschaft unterstützt diese Forderung und erweitert: Mit dem Spracherwerb soll möglichst früh begonnen werden, denn gerade das kindliche Gehirn ist optimal für den Erwerb mehrerer Sprachen ausgelegt. So hat man wissenschaftlich festgestellt, dass wenn die Kinder mit dem Lernen der Umgebungssprachen anfangen, d.h. die Sprachen die von Migrantenkindern in ihrem Umfeld gesprochen werden, können sie diese im Umgang mit Gleichaltrigen auch verwenden und einüben. 

Das Thema Mehrsprachigkeit muss in den Köpfen ankommen
Ergänzt wurde der Aktionstag Mehrsprachigkeit durch Elternseminare und Seminare über Mehrsprachigkeit in der Ausbildung. Wer ernsthaft an der Weiterentwicklung des Standortes Deutschland in einer globalisierten Welt interessiert ist, muss die Ressource bilingual aufwachsender Kinder früh erkennen und nutzen. Aber nicht nur Lehrer, Kindergärtner, müssen angesprochen werden, sondern auch die Eltern müssen sensibilisiert werden. Dazu muss es entsprechende Kampagnen geben, die die Politik anstoßen muss. Dabei darf die mehrsprachige Erziehung nicht auf die größten Migrantengruppen beschränkt bleiben, wie etwa Türkisch oder Italienisch, sondern muss alle Sprachen umfassen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung