Orgel bereits 2009 nicht mehr spielbar
Nachdem die letzten größeren Reparaturen an der Orgel vor knapp 30 Jahren stattfanden und das Glockenspiel bereits seit 10 Jahren nicht mehr gespielt werden konnte, entschied sich die Gemeinde zu einer umfassenden Begutachtung. Die wurde von Manfred Schwartz, Orgelsachverständiger der evangelischen Landeskirchen im Rheinland und in Westfalen, durchgeführt. Danach stand fest, dass das Instrument dringend der Restaurierung und  Reinigung bedürfe. „2009 habe ich die Orgel untersucht – bereits da war sie eigentlich nicht mehr spielbar“, so Schwartz. Unter anderem empfahl er eine „Restaurierung und Reinigung der Orgel mit behutsamer Nachintonation ohne irreversible Veränderung am Klangbild“ und die „Erneuerung aller Verschleißteile im elektrischen/elektronischen Bereich sowie aller Leder- und Filzteile.“ Alleine schon aus Denkmalschutzgründen sei eine vollständige Restaurierung – die erste einer evangelischen Kirche in Köln – unumgänglich gewesen.


Kantor Thomas Frerichs kann endlich wieder die Orgel in der Kartäuser Kirche erklingen lassen.

Elektrik nicht mehr zeitgemäß
Seit Ende Januar ist nun die Firma „Orgelbau Willi Peter“ mit den Restaurierungsarbeiten zuwerke. Momentan befindet man sich mitten in den Aufbauarbeiten. Einige technische Elemente wären dermaßen verschlissen gewesen, erklärte Christoph Böttcher, Geschäftsführer von Orgelbau Willi Peter, so dass man sie habe völlig austauschen müssen. „Die Elektrik beispielsweise war überhaupt nicht mehr auf der Höhe der Zeit.“ Zudem hat die Firma eine neue, moderne Setzer-Anlage eingebaut, mithilfe dieser kann der Kantor eine Auswahl von bis zu 4.000 Registern vorab speichern, auf die er dann während des Spielens innerhalb von 1,5 Sekunden zugreifen kann.

Ein einmaliges Instrument in Köln
Die 3.000 Pfeifen der Orgel, von denen die größte eine Höhe von 5,80 Meter und ein Gewicht von 90 Kg erreicht, wurden vollständig per Ultraschall gereinigt und wieder in Form gebracht. Austauschen konnte man die Peifen nicht, weil jede Orgelpfeife individuell auf ihren Standort abgestimmt würde, erklärte Böttcher. „Es handelt sich hierbei um ein einmaliges Instrument in der Orgelbaulandschaft Kölns.“
Finanziert wurden die rund 120.000 Euro teuren Arbeiten vollständig aus Spenden und „durch Sparen“, wie Pfarrer Mathias Bonhoeffer erzählte. Man hätte ja bereits seit längerem gewusst, dass diese Arbeiten vorgenommen werden müssten. Noch etwa 1,5 Monate dauern die Aufbauarbeiten, danach kann das Instrument nach und nach eingespielt werden. Deswegen sei, so Bonhoeffer, das Fest zur Inbetriebnahme für den 6. November angesetzt.


Die höchsten der 3.000 Pfeifen sind 5,80 m hoch und wiegen 90 Kg.

Undogmatische Bauweise sticht heraus
Die Kartäuserkirche kann auf eine fast 700-jährige Geschichte zurückblicken. 1334 gegründet als Kloster und während der Säkularisation aufgelöst, wurde 1922 die einstige Klosterkirche dann zur evangelische Pfarrkirche. Nachdem die Kirche im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde, kam es zu umfangreichen Restaurierungs- und Wiederaufbaumaßnahmen. Hierzu gehörte auch die Einrichtung einer neuen Orgel durch die Kölner Orgelbauwerkstätte Willi Peter in den Jahren 1954-60. Das Besondere an der Orgel ist die, für eine neobarocke Orgel, undogmatische Bauweise von Hans Klotz. Der Kölner Professor und damals international bekannte Organologe fungierte als Berater; zudem stammen die Dispositionen und die Mensuren von ihm.

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung