Mülheim soll grüner werden
Das Rheinufer in Mülheim soll für Fußgänger und Radfahrer attraktiver werden. Im Rahmen des Projektes „Mülheim 2020“ will die Stadt Köln mit Fördergeldern von Land und EU einen rechtsrheinischen Rheinboulevard errichten. Heute hatte das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen Bürger und Anwohner zu einer gemeinsamen Begehung des Rheinufers eingeladen. Dabei erläuterte Dr. Joachim Bauer noch einmal das Konzept. Die derzeitigen Planungen sehen vor einen so genannten „Rheinboulevard von der Mülheimer Brücke bis zur Zoobrücke zu errichten. Entlang der Hafenstraße soll dieser direkt am Rheinufer verlaufen.

Mit dem Bau könne hier jedoch frühestens 2014 begonnen werden, da ein Teil der Fläche dort derzeit von der Serie „Die Anrheiner“ gepachtet werde. Unklar sei derzeit auch noch, was mit dem dortigen Beachclub passieren würde, erklärte Bauer. Nicht ausschließen wollte er, dass er bis auf den Radweg direkt am Rheinufer erhalten bleiben könnte. Entlang des Auenwegs müsste der Rheinboulevard dann an die Straße verlegt werden, da das Ufergelände im Mülheimer Hafen nicht Eigentum der Stadt sei. Hier wolle man zwischen Geh- und Radweg sowie der Straße einen breiten Grünstreifen einrichten, um auch diese Strecke für Radfahrer attraktiv zu gestalten. Erst ab Höhe des Tanzbrunnens könnten Fußgänger und Radfahrer wieder direkt am Ufer spazieren und fahren.


Foto: Blick vom "Katzenbuckel" auf die Strandbar und das rechtsrheinische Rheinufer


Foto: Rund 40 Bürger waren gekommen, um sich über die Planungen zu informieren und Kritik zu äußern


„Der Bereich wird durch den Boulevard nicht attraktiver“
Zur heutigen Informationsveranstaltung waren rund 40 Kölner gekommen, um sich zu informieren und ihre Kritik zu äußern. Die meisten der anwesenden Bürger halten das Projekt für unsinnig. „Der Bereich wird durch den Boulevard nicht attraktiver und das Projekt kostet die Stadt nur viel Geld“, fasste eine Bürgerin die Meinung vieler zusammen. Unter einem „Rheinboulevard“ hätte man sich hier schon anderen vorgestellt, argumentierten die Bürger. Denn der größte Teil der Strecke läge ja gar nicht am Rhein. Die meisten von ihnen würden daher sowieso lieber die Feldwege im Jugendpark nutzen, da es dort grüner sei. Problematisch sei zudem, dass fast das gesamte Ufer entlang der Hafenstraße kontaminiert sei. Bauer räumte ein, dass das gesamte Gelände gesäubert werden müsste, bevor am Boulevard Rasen angelegt werden könnte. Skeptisch zeigten sich die Bürger auch gegenüber der Gestaltung entlang des Auenweges. Da ab sofort keine LKWs, die über 30 Tonnen wiegen, nicht mehr über die Zoobrücke fahren dürften, befürchetn sie künftig mehr Verkehr auf dem Auenweg.


Foto: Blick auf das Gelände des Unternehmen Pannenbäcker. Die Häfte der Straße gehört der Stadt. Dort will sie künftig den Radweg entlang führen.


Unternehmer sehen Betriebsabläufe massiv gestört
Auch die dort ansässigen Unternehmen übten heute scharfe Kritik. Durch den Rheinboulevard würde ihr Betriebsablauf massiv gestört, erklärten die Unternehmen Pannenbäcker GmbH und Moissl Bautaucher GmbH. Pannenbäcker war erst vor fünf Jahren nach Mülheim umgezogen. Sollte der Rheinboulevard nun wie geplant auf einem rund sechs Meter breiten Streifen zwischen seinem Betrieb und dem Mülheimer Hafen verlaufen, müsse er sich erneut nach einem neuen Standort umsehen, erklärte heute Unternehmensleiter Heinrich Pannenbäcker. Denn dann könnte er die zu sanierenden Schiffe nicht mehr aus dem Hafenbecken auf sein Gelände hieven. Zudem würde damit die Zufahrt zu seinem Gelände so sehr verkleinert, dass keine Schwertransporte mehr auf den Hof fahren könnten. Der Wendekreis von der Hafenstraße auf das Gelände sei dann zu klein. „Seit ich hier mein Unternehmen habe, wirft die Stadt mir nur Knüppel zwischen die Beine“, so Pannenbäcker heute verzweifelt.

Die Unternehmer forderten heute, dass Radfahrer und Fußgänger nicht am Rheinufer entlang fahren sollten, sondern auf der Hafenstraße bleiben sollten. Statt eines aufwändigen Rheinboulevards sollte man kostengünstiger die Straße sanieren. Zudem sollte der so genannte „Kartenbuckel“, die Fußgängerbrücke über den Mülheimer Hafen, fußgängerfreundlicher umgebaut werden. Derzeit sie sie aufgrund ihrer enormen Steigung insbesondere für Mütter mit Kinderwagen, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung kaum zu bewältigen. Würde die Brücke umgebaut, könnten die Bürger direkt am Rhein im Jugendpark spazieren.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung