Den größten Wagen im Zug bekommt wie immer der Prinz. Ein ganzes Jahr lang hatten die Wagenbauer geplant, entworfen und gewerkelt, bis der neue Prinzenwagen endlich fertig wurde. Prinz Markus I wird am kommenden Montag die Ehre haben, auf dem funkelnagelneuen Wagen fahren zu dürfen. Der strahlt ab sofort nicht mehr in Weiß, sondern in einem kräftigen Rot. Gezogen wird der Wagen dabei von drei goldenen geflügelten Mischwesen aus Adler und Pferd. Der Prinz selbst wird dann in einer Weltkugel stehend Kamelle und Strüssje ins Volk werfen. Frisch poliert stand der Wagen heute noch unbemannt der Wagenhalle des Karnevalsmuseums. Prinz Markus I wird sich noch bis zum Rosenmontag gedulden müssen, bis er die Welt erklimmen darf.


Foto: Herkules Roters steht eine schwere Aufgabe bevor


OB Roters nur im Feigenblatt
Spannung lag heute auf dem Richtfest im Kölner Karnevalsmuseum in der Luft. Rosenmontagszugleiter Christoph Kuckelkorn erhöhet diese noch mit seinem Versprechen: „Der Zug in diesem Jahr ist noch frecher, noch detailreicher und noch provokanter.“ Auch Oberbürgermeister Jürgen Roters wartete gespannt darauf, einen ersten Blick auf die Wagen zu werden. Wie alle anderen geladenen Gäste musste jedoch auch er warten, bis die Tore zu den Rosenmontagszugwagen geöffnet wurden. Besonders gespannt wartete er sicherlich darauf, wie er selbst im Zug dargestellt sein wird. Denn manch ein Wagen blickt auch kritisch auf Kölns neuen Oberbürgermeister. Er selbst nahm es mit Humor: „Auch ich werde durch den Kakao gezogen, aber da muss man drüber lachen können“, betonte Roters.

Da hatte er allerdings noch nicht gesehen, dass er auf einem Wagen als Herkules nur mit einem Feigenblatt bekleidet dargestellt wird. Während Roters auf dem Wagen die Klüngelkeule schwingt, gehen vor ihm der Haushalt, die KVB, der Messeturm und die Beraterverträge baden – als Zeichen, welch schwere Aufgabe Kölns neuem Oberbürgermeister bevorsteht. Der will in diesem Jahr beweisen, dass sich auch ein „dröger Westfale zum begeisterten Karnevalisten“, so der Oberbürgermeister, wandeln kann. Darum wird er selbst im Rosenmontagszug mitmarschieren. Und das bereits zum elften Mal.


Foto: Die Darsteller der Immi-Sitzung präsentierten sich heute auf dem Richtfest


Kölner Immis feiern auf dem Richtfest mit
Bevor Zugleiter Christoph Kuckelkorn seine Gäste in die Wagenhalle einließ, gab es im Karnevalsmuseum ein buntes Programm. Dabei sang Marie-Luise Nikuta ihr Mottolied „In Kölle jebützt“, mit dem sie in sechs Tagen auch den Rosenmontagszug eröffnen wird. Außerdem zeigten die Darsteller der Immi-Sitzung Auszüg aus ihrem Programm. Wurden die überraschend anders auftretenden Künstler anfangs noch zögerlich von den jecken Gästen begutachtet, fand ihre Annäherung an den Kölner Karneval nachher dennoch große Zustimmung – wohl auch dank der einzigen gebürtigen Kölnerin im Ensemble, der Sitzungspräsidentin Katja Solange Wiesner. Die kam mit diesem Auftritt ihrem großen Traum vielleicht ein Stückchen näher: Nichts wünscht sie sich sehnlicher, als dass ihre Immi-Sitzung einmal dem Festkomitee Kölner Karneval angehört. Denn Festkomitee Markus Ritterbach sei schon immer ihr großes Vorbild gewesen, gestand Wiesner heute.

Goldener Zuglorbeer für Präsident Ritterbach
Vor dem Segen für den Zug, dankte Christoph Kuckelkorn anschließend noch allen Mitarbeitern, die sich in jedem Jahr für einen reibungslosen Rosenmontagszug einsetzen. Dabei verlieh er Dieter Kuhn den silbernen Zuglorbeer für seine 35-jährige ehrenamtliche Tätigkeit. Gestartet als Zugordner hält er Kuckelkorn seit Jahren schon als Funkleiter den Rücken frei. Einen ganz besonderen Dank sprach der Rosenmontagszugleiter außerdem seinem Festkomitee-Präsidenten Markus Ritterbach aus. „Du gibst mir konstruktive Kritik, Du holst mich auf den Boden der Tatsachen zurück und Du tolerierst einen kreativen Kopf – oder wie Du immer sagst – einen langhaarigen Bombenleger neben Dir“, wandte sich Christoph Kuckelkorn an Ritterbach und überreichte ihm einen goldenen Zuglorbeer.


Foto: Zu Ehren des 150-jährigen Jubiläums des Kölner Zoos ziehen auch Nilpferd und Co im Rosenmontagszug mit



Bunte Tierwelt im Rosenmontagszug
Dann war es endlich soweit: Christoph Kuckelkorn öffnete die Tore zu der Wagenhalle des Kölner Karnevalsmuseum und ließ die Gäste den lang ersehnten Blick auf die Rosenmontagszugwagen werfen. Bis heute Morgen hatten die Wagenbauer an den Wagen für den Kölner Rosenmontagszug gearbeitet. Teilweise war die Farbe kaum trocken. Vor eine besondere Herausforderung hatte der Wagen „Der dümmste Bauer kriegt die dicksten Kartoffeln“ seine Wagenbauer gestellt. Denn hierbei trägt ein kleiner Bauer eine dicke Kartoffel, die natürlich auch im Zug nicht stürzen soll. Ein Wagen hat es Christoph Kuckelkorn besonders angetan: Der Festwagen zum 150-jährigen Jubiläum des Kölner Zoos. Ausgestattet mit viel Grün blicken Nilpferd, Giraffen, Affen und weitere Tiere von im auf die Menge nieder. „Das ist einer der schönsten Wagen“, sagte der Zugleiter.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung