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UN-Chefvolkswirt Flassbeck: Bei IWF-Personalsuche sollten auch Schwellenländer Chancen haben
Der Chefvolkswirt der UN-Organisation für Welthandel und Entwicklung, Heiner Flassbeck, hat sich dafür ausgesprochen, bei der Besetzung des vakanten IWF-Chef-Postens auch Kandidaten aus Schwellenländern Chancen einzuräumen. Es wäre definitiv eine Möglichkeit Kandidaten aus Schwellenländern in die Auswahl zu integrieren, schließlich sei der IWF "vor allem für diese Länder zuständig", erklärte Flassbeck im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Vor der Eurokrise habe sich der IWF nicht ernsthaft mit den Ländern beschäftigt, "aber wo es wirklich zur Sache ging, das war in den Entwicklungsländern." Bei den Finanzkrisen in Asien oder Lateinamerika habe sich der IWF dadurch "nicht mit Ruhm bekleckert", so Flassbeck. In Afrika und Asien gebe es zudem "profilierte und auch durchaus anerkannte Kandidaten". Dabei müsse es jemand sein "mit einer Vision, mit neuen Ideen, und er muss versuchen, diese Rieseninstitution ein bisschen zu bewegen", fügte Flassbeck hinzu.

9:21 Uhr > Schäuble favorisiert Französin Lagarde
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat an die übrigen europäischen IWF-Mitglieder appelliert, sich auf die Französin Christine Lagarde als Nachfolgerin des zurückgetretenen IWF-Direktors Dominique Strauss-Kahn zu verständigen. In einem Interview mit "Bild am Sonntag" sagte Schäuble: "Mit Christine Lagarde, so sie sich dann entscheidet zu kandidieren, hätte Europa beste Chancen, den Posten wieder zu besetzen. Entscheidend ist jetzt aber vor allem, dass Europa in dieser Frage mit einer Stimme spricht". Schäuble lobte die Qualifikationen seiner französischen Amtskollegin: "Christine Lagarde ist in der Sache und als Person hervorragend geeignet. Sie wird in der gesamten Finanzwelt überaus respektiert und geschätzt." Schäuble bekräftigte den Anspruch der Europäer auf den Posten des IWF-Direktors: "Wir brauchen eine starke Persönlichkeit an der Spitze des IWF und zwar einen Europäer oder eine Europäerin. Ein Amerikaner leitet traditionell die Weltbank, ein Europäer den IWF. Die USA und Europa zahlen schließlich mit weitem Abstand den größten Teil der Beiträge. Das ist wie in jeder Aktiengesellschaft: Wer die Mehrheit der Anteile besitzt, stellt den Aufsichtsratsvorsitzenden." Schäuble drängte auf eine rasche Lösung, um die Handlungsfähigkeit des IWF nicht zu gefährden: "Die Entscheidung muss jetzt zügig getroffen werden – innerhalb der nächsten Wochen."

Auch EU-Kommissar Michel Barnier hat die Regierungen der Europäischen Union zu einer raschen Einigung aufgerufen. "Es ist ganz wichtig, dass die Europäer so schnell wie möglich einen gemeinsamen Kandidaten für den Chefposten des IWF vorschlagen", sagte Barnier der Tageszeitung "Die Welt". Der Kandidat müsse für die Amerikaner und für die Schwellenländer akzeptabel sein. "Das sollte nicht so schwer sein", fügte der französische Ex-Außenminister hinzu. Der Internationale Währungsfonds (IWF) will bis zum 30. Juni einen Nachfolger für den zurückgetretenen Chef Dominique Strauss-Kahn finden. Wie der IWF in der Nacht zum Samstag mitteilte, können bereits ab Montag Kandidaten für den Posten nominiert werden, die Bewerbungsphase laufe bis zum 10. Juni. Bis Ende Juni sollen dann die Auswahlprozesse abgeschlossen sein. Auch die Bedingungen für eine Kandidatur setzte der IWF fest. Der neue Direktor soll aus einem der Mitgliedsländer stammen, über weitreichende Erfahrungen in der Gestaltung der Wirtschaftspolitik haben und auch über tiefgreifende diplomatische Fähigkeiten verfügen. Als Favoritin für den Posten gilt derzeit die französische Finanzministerin Christine Lagarde. Allerdings haben auch Schwellenländer wie Indien oder China ihren Anspruch angemeldet.

[ag; dts]