Köln | Das Amt für Umwelt und Verbraucherschutz der Stadt Köln lässt Ende September auf dem Gelände des ehemaligen Schießplatzes am Alten Deutzer Postweg in Ostheim auf einer Fläche von 3,5 Hektar den hochgradig kontaminierten Boden (report-k.de deckte auf) sanieren. Vor den eigentlichen Sanierungsarbeiten sollen auf der betroffenen Fläche sämtliche Bäume gefällt werden.

Untersuchungen hatten ergeben, dass die oberste Bodenschicht dort mit Blei, Arsen, Antimon und teilweise mit polycyclischen aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) erheblich belasten ist (report-k.de berichtete). Weil zu befürchten sei, so die Stadt, dass die Schadstoffe auf Dauer mit dem Regenwasser ins Grundwasser gelangen und damit Menschen mit dem Boden nicht mehr in Kontakt kommen können, soll nun das belastete Erdreich entfernt werden.

Künstlicher Erdhügel entsteht

Nach Fällung der Bäume Ende September will das Amt den belasteten Boden abheben lassen. In Abstimmung mit den Landesbehörden soll dann der belastete Boden abgeschoben und vor Ort in einem so genannten Landschaftsbauwerk eingebaut werden. Zur „dauerhaften Sicherung“, so die städtische Mitteilung, soll dieses belastete Erdreich an einer Stelle zu einem Hügel angehäuft und mit Kunststoffdichtungsbahnen abgedichtet werden. Diese so erstellte Schadstoffhalde und das sanierte Gelände könnten anschließend mit sauberem Boden abgedeckt, rekultiviert und mit Bäumen bepflanzt werden, so das Kölner Umweltamt.

Das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen will die Fläche nach Abschluss der Altlastensanierung mit standortgerechten heimischen Arten wie Buche, Eiche und Wild-Obstbäumen im Winter 2015/2016 wieder aufforsten lassen.  Ein Erhalt der Bäume auf der Sanierungsfläche sei nicht möglich, da diese erfahrungsgemäß das Freilegen der Wurzeln durch die Bodensanierung nicht überlebten, so die Erklärung des Amtes.

Knapp vier Hektar kontaminierte Fläche

Ein von der Stadt Köln beauftragter Gutachter untersuchte das ehemalige Schießplatzgelände, um die Gefährdungen für Mensch und Grundwasser abschätzen zu können. Die Gutachtertätigkeiten begannen, nachdem der Fall im Kölner Umweltausschuss behandelt worden war (report-k.de berichtete; Lesen Sie auch: Politik setzt „grüne Bleilunge auf die Tagesordnung), Ende des Jahres 2012 und wurden laut Angaben der Stadt Mitte 2013 abgeschlossen.

Ergebnis des Gutachtens: Auf dem etwa vier Hektar großen Bereich der ehemaligen Wurfscheibenschießstände ist der Boden in der obersten Bodenschicht in einer Tiefe von 10 bis 40 Zentimetern erheblich mit Blei, Arsen, Antimon und teilweise polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen belastet. Die gemessenen Schadstoffwerte liegen im zentralen Bereich bis zum 36-fachen über den maßgebenden Prüfwerten der Bodenschutzverordnung. Auch der für Menschen aufnehmbare Schadstoffanteil liegt weit über den tolerierbaren Werten. Insbesondere für Kleinkinder sind bei einer oraler Aufnahme, also durch Verschlucken des belasteten Bodens Gesundheitsgefahren nicht auszuschließen.

Ein „Austrag der Schadstoffe über die Luft in die Umgebung“ ist nach Angaben des Kölner Umweltamtes nicht gegeben. Aber durch eine Verlagerung der Schwermetalle mit dem Regenwasser in den Untergrund seien auf Dauer auch Beeinträchtigungen des Grundwassers zu befürchten. Eine Sanierung des Geländes sei daher nach dem Bundesbodenschutzgesetz erforderlich. Das Gutachten zur Gefährdungsabschätzung des Schießplatzgeländes Ostheim kann auf der Website der Stadt Köln eingesehen werden (Link zum Gutachten).

Zukünftig sei sicherzustellen, so die städtische Mitteilung, dass einerseits die Anwohnerinnen und Anwohner mit den Bodenbelastungen nicht mehr in Kontakt kommen und den Wald gefahrlos wieder betreten können. Andererseits müsse der Schadstofftransport zum Schutz des Grundwassers unterbrochen werden.

800.000 Euro Sanierungskosten

Für die gesamten Sanierungsmaßnahmen kalkuliert die Stadt Köln mit Kosten in Höhe von rund 800.000 Euro. Dabei soll das für Altlastensanierung beim Land Nordrhein-Westfalen bestehende Förderprogramm genutzt werden, sodass der städtische Anteil an den Kosten nur 20 Prozent betrage. Ein entsprechender Förderantrag sei im Frühjahr 2014 gestellt und im Juli bewilligt worden. Auch die ehemaligen Nutzer der Schießanlage würden im Rahmen ihrer geprüften finanziellen Leistungsfähigkeit an den Kosten beteiligt werden, so eine Mitteilung der Stadt.

Ablauf der Sanierungsarbeiten

Die betroffene Sanierungsfläche muss für die Baumaßnahme gerodet werden. Solche umfangreichen Fällarbeiten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz nur in der Zeit von Oktober bis Februar erlaubt. Abweichend von dieser Maßgabe könne auch außerhalb dieser Zeiten gerodet werden, wenn durch eine Vorab-Kontrolle aktuelle Brutvorkommen im Eingriffsbereich ausgeschlossen werden können, so die Stadt. Dies sei auf dem Gelände erfolgt. Daher sei der Baubeginn für Ende 2014 geplant. Mit den Erdarbeiten könne voraussichtlich im zweiten Quartal 2015 begonnen werden.

Das sind die einzelnen Arbeitsschritte:

Nach dem Fällen der Bäume im Sanierungsgebiet soll die Fläche mit einer Großfräse aufbereitet werden. Danach wird der belastete Boden auf einer Fläche von etwa 3,8 Hektar aufgenommen. Die Aushubtiefe soll im Mittel 25 Zentimeter betragen. Abschließend werden die fertiggestellten Sanierungsflächen durch die Entnahme von Bodenmischproben auf die Einhaltung der Sanierungsziele kontrolliert.

Das belastete Material soll an einer noch festzulegenden Stelle im Sanierungsgebiet angehäuft und mit wasserdicht verschweißten 2,5 Millimeter starken Kunststoffdichtungsbahnen abgedichtet werden. Auf die so hergestellte dichte Oberfläche werden dann Drainagematten zur Niederschlagswasser-Entwässerung und der frische Rekultivierungsboden aufgebracht. In einem letzten Arbeitsschritt wird das Landschaftsbauwerk begrünt und die Sanierungsfläche aufgeforstet.

Die Arbeiten werden laut Stadt unter Berücksichtigung des Arbeitsschutz so ausgeführt, dass keine Schadstoffe in die Umgebung gelangen können. Für benachbarte Grundstücksnutzer und die Bevölkerung bestehe deshalb während der Arbeiten keine Gefährdung.

Nach der Aufforstung soll die Fläche für die Öffentlichkeit wieder als Waldgebiet freigegeben werden.

Autor: dd
Foto: Meterdick lagen im Sommer 2012 mit Bleischrot abgeschossene Tontaubenscheiben auf dem Gelände des ehemaligen Schießplatzes, als report-k.de die Zustände dort aufdeckte.