Er hat die Gesinnung eines Herrschers, nicht die eines Demokraten", erklärte der 78-Jährige im Interview mit der "Frankfurter Rundschau". Dass Berlusconi trotz all der Skandale, die ihm anhafteten, immer noch an der Macht sei, verwundere Eco indes nicht. Viele Italiener bewunderten ihn demnach, weil er beispielsweise vormache, was jeder männliche Italiener gerne mache, sich mit Frauen umgeben "und keine Steuern zahlen. Berlusconi repräsentiert ihre wildesten Träume", sagte Eco. Selbst wenn der italienische Ministerpräsident nach einer Abstimmungsniederlage bei der Vertrauensfrage am 14. Dezember abtreten müsste, wäre sein Einfluss damit nicht beendet, glaubt Eco. "Berlusconi könnte morgen sterben, aber das System Berlusconi hat eine Strahlkraft über die Grenzen Italiens hinaus". Berlusconi mache "vor, wie Regierungen in den nächsten 20 Jahren aussehen könnten. Man könnte es Avantgarde nennen, wie er diese neue Form eines populistisch-demokratischen Staatenlenkers entwickelt hat." Eco hat den italienischen Staatschef in den vergangenen Jahren immer wieder in Essays und Pamphleten kritisiert. "Ich wurde unter dem Faschismus geboren, ich möchte nicht unter Berlusconi sterben", so Eco.

[dts]