Köln | aktualisiert | Die Kölner Polizei hat heute ein erstes Bild – noch nicht abschließend – gezeichnet von den Nationalitäten der überprüften Personen am Kölner Hauptbahnhof. Die Fixierung der ersten Tage in den Aussagen des Polizeipräsidenten der mehrfach auf Nachfrage, aber auch in schriftlichen Erklärungen sich auf die Gruppe Nordafrikaner bezog, lässt sich so nicht eindeutig herstellen. Die Polizei betont aber die Vorläufigkeit der genannten Zahlen.

Nur geringer Teil der Überprüften aus den Maghreb-Staaten

Insgesamt, so die Polizei Köln, wurden in der Silvesternacht 2016 rund 2.500 Abfragen getätigt. Von 674 Personen gibt es gesicherte Personendatensätze und von diesen gebe es aktuell eine Feststellung von 425 Nationalitäten. Allerdings, so die Polizei sind diese Zahlen noch nicht abschließend gesichert oder werden so in die polizeiliche Kriminalstatistik einfließen. Es handelt sich um vorläufige Zahlen, die aber zumindest einen Tendenz sichtbar machen. Von den 425 Nationalitäten waren unter anderem 100 Menschen aus dem Irak, 94 aus Syrien, 48 aus Afghanistan, 46 aus Deutschland, 17 aus Marokko und 13 aus Algerien. Die Kölner Polizei mutmaßt aber, dass bei den von ihr genannten 2.000 junge Männern aus Nordafrika und aus arabischen Ländern, von denen ja nicht alle überprüft wurden, noch eine höhere Anzahl Personen aus den Maghreb-Staaten waren. Belegen kann sie das allerdings nicht und wie die neuen Zahlen zeigen, lag die Polizei mit ihren Behauptungen schon einmal falsch.

Woher kam die Gewissheit immer von Menschen aus Nordafrika zu sprechen?

Die offizielle Presseerklärung der Kölner Polizei vom 4. Januar 2017, 14:56 Uhr zitiert Polizeipräsident Jürgen Mathies, als er bekannt gab einen Arbeitsgruppe einzurichten: „Ich möchte versuchen festzustellen, warum unter anderem so viele junge Nordafrikaner auch zu Silvester 2016 nach Köln gekommen sind und warum sie nahezu zeitgleich aus dem Bundesgebiet am Hauptbahnhof eintrafen“. Am 2.1. erklärte Mathies bei einem Pressestatement um 15 Uhr im Polizeipräsidium in Köln Kalk auf Nachfrage dieser Internetzeitung, dass ein Einsatzführer ihm mitgeteilt habe, dass mehr als 90 Prozent der Kontrollierten aus den Maghreb-Staaten waren. Auch bei den Statements am Neujahrstag wurden immer wieder die Maghreb-Staaten in den Vordergrund gestellt, Mathies erklärte damals 98 bis 99 Prozent der überprüften Menschen stammten aus Nordafrika und die restlichen zwei Prozent aus Syrien, Schwarzafrika, Pakistan oder Afghanistan. Und es gibt noch den „Nafri“-Tweet aus der Silvesternacht aus der Stabstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kölner Polizei, den man schon mehrfach von Seiten der Polizei bedauert hat, der aber vor den jetzt vorgelegten Zahlen noch mehr irritiert. Die belegbaren Zahlen sprechen eine andere Sprache.

Kann man feststellen, wie viele Menschen aus den Maghreb-Staaten in Köln waren an Silvester 2016?

In einer Pressemitteilung der Kölner Polizei heißt es heute: „Mathies betonte abschließend, dass die Bundespolizei bereits in der Silvesternacht von etwa 2000 nordafrikanisch beziehungsweise arabisch aussehenden jungen Männern im Bereich des Kölner Hauptbahnhofs und des Deutzer Bahnhofs gesprochen hat. Diese Zahl habe sich mit Feststellungen der Polizei Köln gedeckt.“ Die Bundespolizei und ihr Präsident Wurm sprach am 1. Januar allerdings von 2.000 fahndungsrelevanten Personen in NRW, die seine Beamten schon bei der Anfahrt auf die NRW-Metropolen im Blick hatten. 1.000 wollten Köln erreichen, 800 Düsseldorf, um dort Silvester zu feiern. Die Hauptanreisezeit sei zwischen 21 bis 23 Uhr gelegen. Mittlerweile hat die Bundespolizei die Zahl von 2.000 Männern in und um den Kölner Hauptbahnhof bestätigt. (Hinweis der Redaktion: Am Freitag, 13.1.2017 konnte die Redaktion keinen Pressesprecher der Bundespolizei, der diese Zahl bestätigen konnte, mehr erreichen. Die Bundespolizei hat auf schriftliche Nachfrage am Montag, 16.1. die Zahl zur Verfügung gestellt und bestätigt. Wie es zu der Änderung der Zahl kommt ist aktuell noch Teil der Recherche der Redaktion und wird ergänzt, sobald die Antworten vorliegen.)

Die Polizei will die gewonnen Daten aus den Personenüberprüfungen jetzt nutzen und die an Silvester 2016 festgestellten Personen aufsuchen, um Ihnen Fragen zu stellen, etwa warum sie nach Köln gekommen sind und auch andere. Diese Befragungen geschehen auf rein freiwilliger Basis und seien vom Polizeigesetz NRW gedeckt, so die Behörde. Einfließen sollen auch Daten der Bundespolizei, oder sollte einer der Überprüften nicht in NRW wohnen, sollen seine Daten auch an andere Landespolizeien weitergegeben werden. Man werde auch den Datenschutz einhalten bekräftigt die Kölner Polizei, indem man Antworten von Personendaten entkoppele. Ein Polizeibeamter der auch Sozialwissenschaftler ist, soll die Befragung leiten. Zudem werde man sich mit Wissenschaftlern austauschen, um Wissen über die Szene aufzubauen.

Autor: Andi Goral