Blick in das im Memphis-Stil gestaltete Untergeschoss mit der neuen Sonderausstellung des Vitra Design Museums. Foto: Eppinger

Köln Revolutionäres Design im Untergeschoss findet sich in der Kölner Filiale von Wempe bei der Schau des Vitra Design Museums.

Es war ein Schatz, der beim Umbau für die neue Niederlassung des Juweliers Wempe im Kölner Stollwerck-Haus an der Straße Am Hof entdeckt worden ist. 1986 gestaltete der italienische Architekt und Designer Ettore Sottsass dort die neuen Geschäftsräume für die Modemarke Esprit im Memphis-Look. Die gleichnamige Designgruppe hatte von 1981 bis 1987 unter Sottass einen großen Einfluss auf die Architektur genauso wie auf die Trends bei Möbeln, Mode, Uhren und Schmuck.

„Wir haben bei den Umbauarbeiten ein echtes Juwel gefunden. Schon das Treppenhaus hier ist skulptural gebaut worden. Dazu kommen die Terrazzoflächen im Memphis-Stil, die wir wieder freilegen konnten. Es gibt zudem noch original erhaltene Memphis-Möbel und Designelemente, die wir in unser Interieur-Konzept integriert haben“, berichtet die Inhaberin Kim-Eva Wempe, die das Hamburger Familienunternehmen seit 2003 leitet.

Museumsdireketor Mateo Kreis, Wempe-Chefin Kim-Eva Wempe und dem Kölner Niederlassungsleiter Jochen Siemer (v.l.). Foto: Eppinger

Das Untergeschoss im ausgefallenen Memphis-Stil wird heute von der Filiale für Ausstellungen und Events genutzt. Noch bis zum 21. November ist dort eine Sonderausstellung des Vitra Design Museums zu sehen. „Der Kontakt mit dem Direktor Mateo Kries kam beim Besuch einer Memphis-Ausstellung im Museum zustande. Dort habe ich ihm von unserem Fund in Köln erzählt. Er war als Memphis-Fan begeistert und hat uns direkt dort besucht. So entstand die Idee zur gemeinsamen Schau hier im Untergeschoss, die für jeden zugänglich ist. Mit der Ausstellung wollen die fruchtbare Wechselwirkung zwischen der Luxusgüterindustrie und der Welt von Kunst und Design weiter stärken“, sagt Wempe.

„Wir haben bei uns im Museum viele Objekte der Gruppe und auch von Ettore Sottsass, der als Designer schon seit den 50er Jahren großen Einfluss hatte. Eine solche Ausstellung zu Memphis jetzt in diesen Räumen zu realisieren, ist großartig. Wir haben eine besondere Auswahl an Objekten zusammengestellt, welche die Geschichte der Designgruppe erzählen. Gezeigt werden Objekte aus der frühen Phase von Sottsasss, Objekte von anderen Designern der Gruppe und von Sottsass nach dem Ende der Gruppe. Die Memphis-Ästhetik ging weit über die eigentliche Arbeitszeit der Gruppe hinaus“, erläutert Museumsdirektor Mateo Kries.

Noch bis zum 21. November ist die „Memphis“-Ausstellung in Köln zu sehen

Alle Exponate der Sonderschau „Ettore Sottsass. Memphis Design 1981 bis 1987“ stammen aus der Sammlung des Vitra Design Museums. Zu sehen sind im Untergeschoss der Kölner Wempe-Niederlassung insgesamt 13 sorgsam inszenierte Ikonen des internationalen Designs. Darunter befinden sich die Leuchten „Ashoka“ und „Cavalieri“ von Ettore Sottsass sowie die Sitzmöbel „Seggiolina da Pranzo“ und „Teodora“.

Das Stollwerck-Haus selbst ist ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert und stellte durch die vorhandene Struktur von stützenden Säulen und Balken beim Umbau des Ladenlokals eine besondere Herausforderung dar. Im Eingangsbereich wurde der Blick auf die imposante Treppe wiederhergestellt, die ursprünglich vom japanischen Architekten Shuji Hisada konzipiert wurde.

Auch die schwarz-weiß gesprenkelten Terrazzoflächen von Sottsass aus dem Jahr 1986 wurden wieder aufgearbeitet. Das gilt ebenfalls für die Originalausstattung der Konferenz- und Aufenthaltsräume sowie der Küche. Auch der Fußboden wurde teilweise wiederhergestellt, genau wie einige Glasmosaikfliesen und ein Rohrpostsystem. In den eigentlichen Verkaufsräumen blieben die architektonischen Linien erhalten, man verzichtete aber auf die schrille Farbigkeit, des Memphis-Stils, um Uhren und Schmuck in den Fokus zu rücken.