Köln | aktualisiert | Ein Tagesordnungpunkt im Stadtentwicklungsausschuss am 12. Dezember war unter anderem das „Stadtentwicklungskonzept Wohnen“, erstellt unter der Federführung des Baudezernenten Höing. Dieses sieht vor, das Potenzial jedes Stadtbezirks auf zu bebauendes Wohnland hin zu überprüfen. Über die Stadt verteilt will man bis 2029 52.000 zusätzliche Wohnungen schaffen, die das wachsende Köln benötige, um genug Wohnraum für zuziehende Neukölner zur Verfügung zu stellen. Das Konzept sieht ebenfalls Maßnahmen zur Beschleunigung von Verwaltungsprozessen im Zusammenhang mit dem Wohnungsbau vor.

Bis zum Jahr 2029 werden laut Ergebnis einer durch die Stadt 2011 in Auftrag gegebenen Studie in Köln rund 52.000 zusätzliche Wohnungen benötigt. Dieser Bedarf entsteht hiernach vor allem in den ersten Prognosejahren bis 2020. Eine zentrale Herausforderung für die Kölner Wohnungspolitik besteht laut Baudezernent Höing darin, in den Jahren bis 2020 ausreichend viele Flächen für den Wohnungsbau zu finden, um diese Nachfrage befriedigen zu können. Das nun dem Stadtentwicklungsausschuss vorgelegte Konzept, entstanden in Kooperation von Verwaltung, Politik und Wohnungsbauakteuren innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre umfasst ein in acht Punkte gegliedertes Handlungskonzept, aus dem sich wiederum 22 Handlungsempfehlungen ableiten. Elf davon sollen aufgrund von Schnittmengen priorisiert behandelt werden. Das Konzept soll nun zügig durch die zuständigen Gremien wandern, mit dem Ziel einer Ratsvorlage bis Februar 2014.

52.000 zusätzliche Wohnungen bis 2029 benötigt

Köln sei entgegen der Entwicklung vieler anderer deutscher Kommunen eine wachsende Stadt, so Höing. Laut städtischer Bevölkerungsprognose soll Köln bis zum Jahr 2020 rund 1.065.000 Einwohner haben, das wären rund 48.000 mehr als noch bei der Volkszählung im Mai 2011.  Auch die Zahl der Haushalte werde in diesem Zeitraum deutlich wachsen, da es sich bei den neuen Einwohnern hauptsächlich um Vertreter der Altersgruppe zwischen 18 und 30 Jahren handeln werde. Das gehe auch aus dem Stadtentwicklungskonzept Wohnen hervor. Bis zum Jahr 2029 würden in Köln rund 52.000 zusätzliche Wohnungen benötigt, so Höing. Ein Großteil, etwa 42.000, im Geschosswohnungsbau, der Rest in Form von Einfamilienhäusern.

Der Bedarf an Einfamilienhäusern sei durch das vorhandene Angebot an Flächen gedeckt, so  Maria Kröger, Leiterin Amt für Stadtentwicklung und Statistik. Die Prognose des Konzepts weißt sogar einen potenziellen Überhang von 300 Häusern aus. Als größere Wohnbauflächen für Mehrfamilienhäuser und Wohnanlagen weißt Höing das Gelände des Ehrenfelder Güterbahnhofs aus, auf dem rund 600 Wohneinheiten entstehen sollen,  die gleiche Anzahl könnte auf dem Gelände der Deutschen Welle im Kölner Süden entstehen. Potenzial für bis zu 2.000 Wohneinheiten sieht Höing auf dem Areal rund um den Mülheimer Hafen.

Nach derzeitiger Berechnung fehlten in Köln planungsrechtlich qualifizierte Flächen für rund 13.300 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, für rund 30.000 bestehen demnach ausreichend Flächen. Ausgehend vom aktuellen Baulandpotenzial errechnet das Stadtentwicklungskonzept 48.000 potenzielle Wohneinheiten, die bis 2029 entstehen könnten. Die Anzahl realisierbarer Wohneinheiten beziffert das Konzept mit insgesamt 30.620 Wohneinheiten. 15.520 davon sollen durch das sogenannte Wohnungsbauprogramm 2015 entstehen, 1.800 durch Baulückenschluss (bei einem Potenzial von 15.000), 13.600 (deckungsgleich mit Potenzial) frei finanziert als sogenannte Selbstläufer, basierend auf der Realisierung von 800 Wohneinheiten pro Jahr. Abzüglich der 7.490 als realisierbar ausgewiesenen Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern entfallen somit 23.130 auf Mehrfamilienhäuser (10.270 im Wohnungsbauprogramm, 1.300 durch Baulückenschluss, 11.560 Selbstläufer).

Was den geförderten Wohnungsbau anbelange, müsse man eine Zahl von 1.300 neu entstandenen Wohneinheiten pro Jahr erreichen, um ein weiteres Abschmelzen des Angebots daran aufzuhalten, so Kröger. Momentan würden durchschnittlich nur rund 700 Einheiten realisiert, in diesem Jahr liege man „deutlich unter dieser Zahl“.

Konzept sieht Wohnungsbauleitstelle vor

Ebenfalls sieht das Konzept vor, eine sogenannte Wohnungsbauleitstelle einzurichten. Diese soll als einheitlicher Ansprechpartner bei Fragen zu Planungs- und Genehmigungsverfahren fungieren. Außerdem soll die Stelle für eine Beschleunigung von Wohnbauvorhaben innerhalb der Verwaltung sorgen. Ziel der neuen Stelle sei es auch, so Höing, mehr Transparenz nach Innen und Außen zu schaffen.

Die Stadt könne die Herausforderung, Köln als Wohnstandort zu stärken, nicht allein bewältigen, so Höing. „Die Stadt ist nur im geringsten Ausmaß Bauherr der Flächen“, erklärt er. Man sei auf dem Kölner Wohnungsmarkt ein Akteur von vielen. Deshalb werden in einem eigenen Handlungsfeld des Konzepts Handlungsvorschläge gemacht, wie etwa der Abschluss von Kooperationsvereinbarungen zwischen der Verwaltung und Akteuren des Wohnungsmarktes.

Eine zentrale Herausforderung für die Kölner Wohnungspolitik bestehe darin, so Höing, möglichst bald viele Standorte für den Wohnungsbau zu mobilisieren, um die beschriebene Nachfrage zu befriedigen. Damit sei aber auch die große Herausforderung verbunden, die vorhandenen Wohnungen nicht nur zu erhalten, sondern sie auch an den demographischen Wandel anzupassen. Außerdem spiele bei der Planung auch der Klimaschutz eine wichtige Rolle. „Drei Viertel der Kölner Wohngebäude sind vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 entstanden“, so Kröger. Diese Häuser nach und nach energetisch zu ertüchtigen, sei eine weitere Herausforderung. 

Autor: Daniel Deininger
Foto: Laut dem Stadtentwicklungskonzept Wohnen sollen bis 2029 rund 52.000 zusätzliche Wohnungen in Köln entstehen (Symbol).