Die "Zitronenpresse" - St. Engelbert in Riehl. Foto: Eppinger

Köln Die Stadt hat bei der sakralen Architektur viel zu bieten. Das gilt nicht nur für den Dom und die großen Romanischen Kirchen. Spannend sind auch moderne Gotteshäuser, die oft auch in Kombination mit den alten, ursprünglichen Bauten entstanden sind. Bekannte Architekten waren für ihre Gestaltung zuständig. Wir haben acht Kirchen in Köln besucht.

Zu den markantesten Bauwerken zählt definitiv St. Engelbert in Riehl, die wegen der Form ihres Daches von den Kölnern den Beinamen „Zitronenpresse“ bekommen hat. Als das nach den Entwürfen von Dominikus Böhm gebaute Gotteshaus 1932 eingeweiht wurde, hagelte es Spott von der nationalsozialistischen Presse, die die Kirche als „bolschewistische Afterkunst“ deklarierte. Dazu kam eine Abmahnung von Papst Pius XI. Es dauert lange, bis die Kirche, in der Kardinal Frings 1946 seine berühmte Silvesterpredigt hielt, komplett fertiggestellt war – erst 1979 konnte das charakteristische Metalldach realisiert werden.

Alt trifft neu: St. Anna in Ehrenfeld. Foto: Eppinger

Wie alt und neu zusammengebracht werden, zeigt St. Anna in Ehrenfeld. Dort blieb nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nur noch der Kirchturm stehen, der dem des Paderborner Doms gleicht. Den Wiederaufbau von St. Anna übernahmen Dominikus und Gottfried Böhm. Unter ihrer Regie entstand ein moderner Bau aus Beton, Trümmerziegeln und Glas. Die Kirche war das letzte gemeinsame Werk des Vater-Sohn-Duos. Zu den Besonderheiten von St. Anna gehören die Messen „op Kölsch“.

Im Keller der Christuskirche gab es die Geburtsstunde von Bap. Foto: Eppinger

Die Kombination aus alten Kirchturm und moderner Baukunst findet sich auch bei der evangelischen Christuskirche unweit des Stadtgartens. Hier wurde der Entwurf „Wohnen in der Kirchenmauer“ von Klaus Hollenbeck Architekten und von Maier Architekten umgesetzt. Dabei ist der Turm mit seinem neuen Kirchenschiff das Herzstück der Anlage, verkleidet mit einer Reliefwand aus Stahl. Flankiert wird dieser von zwei weißen Gebäuderiegeln mit Gewerbe-, Büro- und Wohnfläche. Berühmt ist der alte Keller der Kirche. Das „Basement“ gilt als der Geburtsort von Bap, zog aber auch andere Musiker wie die Bläck Fööss, Trio oder Annie Lennox an.

Eckig und kantig: die Nathanaelkirche in Bilderstöckchen. Foto: Eppinger

Unweit der neuen Rheinenergiezentrale befindet sich in Bilderstöckchen die evangelische Nathanaelkirche an der Escher Straße. Das Gebäudeensemble mit seinem frei stehenden Glockenturm wurde 1965 erbaut. Eckig und kantig ist das Gebäude, das von Hans Berger und Jürgen Hartmann entworfen worden ist. Das runde Gegenstück dazu ist die benachbarte katholische Kirche, die ebenfalls vom Architektenduo gestaltet wurde. Der Namensgeber war einer der ersten Jünger, die von Christus berufen worden sind.

St. Katharina von Siena in Blumenberg. Foto: Eppinger

Nun geht es in den linkrheinischen Norden der Stadt – nach Blumenberg. Dort steht mit der Kirche St. Katharina von Siena ein sakrales Streifen-Meisterwerk, das 2003 vom Architekten Nikolaus Bienefeld nach den Plänen seines verstorbenen Vaters Heinz Bienefeld realisiert wurde. Im 14. Jahrhundert war die Namensgeberin als wundertätige Nonne die wichtigste Ratgeberin der Päpste sowie eine Kümmerin der Armen und Kranken. Sehenswert ist der schiffsartige Innenraum, den man von der Bugseite betritt und dessen Boden zwei Meter tiefergelegt ist. Die Wände bestehen aus Beton in zwölf Farbtönen. Der vierkantige Kirchenturm erinnert an den Rathausturm von Siena.

Ein Glaspalast in der Kölner City – die Spiegelkirche Christi Auferstehung. Foto: Eppinger

Mitten in der Innenstadt findet sich ein besonderes Gebäudeensemble, bei dem ein altehrwürdiger Kirchturm mit einem modernen Glaspalast kombiniert wurde – die „Spiegelkirche“ Christi Auferstehung. Geschaffen wurde diese Anfang der 90er Jahre vom Architekten Frantisek Sedlacek. Hinter der Glasfassade befindet sich aber keine Kirche, sondern Büroräume. Die alt-katholische Kirchengemeinde nutzt einen Bau, der sich auf dem Gelände des ehemaligen Pfarrgartens befindet und der von einer Glaspyramide gekrönt wird. Die alt-katholische Kirche hat sich aus Protest gegen die Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils 1870 gegründet und war anfänglich ein Reformversuch, der in einer Abspaltung endete.

Peter Busmann war der Architekt des Gemeindezentrums der Christengemeinde in Dellbrück. Foto: Eppinger

Nun geht es zu zwei modernen Kirchen im Rechtsrheinischen. Dort liegt in Dellbrück die „Kirche der neuen Wege“ an einem uralten Weg, dem Mauspfad, den es wohl schon in der Eisenzeit gab. Auf einem Grabhügel aus dieser Zeit wurde 2005 das neue Gemeindezentrum für die Christengemeinde Köln-Ost eingeweiht. Entstanden ist der rote Bau nach den Plänen von Peter Busmann, der in Köln auch das Museum Ludwig und die Philharmonie entworfen hat. Die Christengemeinschaft basiert auf den Lehren der Anthroposophie und nennt sich auch „Bewegung.für religiöse Erneuerung“.

Die Wirkungsstätte von Pfarrer Franz Meurer: St. Theodor in Vingst. Foto: Eppinger

Zum Schluss geht es zu einer Kirche, die sich vor allem durch ihren couragierten Pfarrer Franz Meurer einen Namen gemacht hat – St. Theodor in Vingst. 1992 wurde die Vorgängerkirche bei einem Erdbeben so beschädigt, dass sie abgerissen werden musste. Der markante runde Neubau entstand nach den Plänen von Paul Böhm, der auch die Zentralmoschee in Ehrenfeld gestaltet hat. 2002 wurde das Gotteshaus eingeweiht. Für Meurer, der seit 1992 für die Gemeinden Höhenberg und Vingst zuständig ist, ist die Kirche für den Menschen da und die Nächstenliebe ist die Basis von allem. Entsprechend umfangreich ist auch das soziale Engagement des Pfarrers in seiner Gemeinde.

Buchtipp: Monika Schmitz: 111 Kölner Kirchen, die man gesehen haben muss, Emons-Verlag, 240 Seiten, 16,95 Euro