Berlin | Deutschland hat laut einer Studie bis April bereits so viel Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen, wie nach dem Pariser Klimaabkommen für das gesamte Jahr 2017 erlaubt wäre. „Jedes Jahr bis 2050 dürfen wir im Schnitt 220 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen, ohne das Weltklima zu gefährden. In dieser ersten Aprilwoche, am 3. April, haben wir unser gesamtes Budget für 2017 bereits verbraucht“, erklärt Timm Kehler, Vorsitzender der Brancheninitiative Zukunft Erdgas, das Ergebnis einer Studie der Berliner „Nymoen Strategieberatung“ gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Die meisten CO2-Emissionen fielen beim Autofahren, Fliegen, der Stromerzeugung und fürs Heizen an. Die Experten haben in der Studie das weltweite CO2-Budget des Klimaabkommens mittels Pro-Kopf-Schlüssel auf Deutschland umgerechnet. Die Bundesregierung hat sich dazu bekannt, den CO2-Ausstoß zwischen 2010 und 2050 auf neun Milliarden Tonnen zu reduzieren, um die globale Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Auch für die nächsten drei Jahre sagt die Studie voraus, dass dieses fiktive CO2-Budget schon im April erschöpft sein wird. Die Bilanz mache deutlich, dass noch viel verbessert werden müsse, sagte Kehler: „Wir müssen so wirtschaften, dass wir bis zum 31. Dezember mit unserem Budget auskommen.“ Dazu könnte aus seiner Sicht die Modernisierung alter Heizungsanlagen einen wesentlichen Beitrag leisten, ebenso die Umstellung der Stromerzeugung von Braunkohle auf Erdgas.

Dem Branchenverband Zukunft Erdgas gehören rund 100 Stadtwerke und Energieversorger an. Die Mehrheit der Bundesbürger (55 Prozent) befürwortet unterdessen nach einer Umfrage die Energiewende. Allerdings halten 63 Prozent der Befragten die Kosten für die Energiewende für zu hoch, wie die GfK-Umfrage unter rund 1.000 Bürgern ergab.

Die Hauptkosten sollten nach Meinung von 67 Prozent in erster Linie über den Energieverbrauch finanziert werden. „Wer viel Energie verbraucht, der soll auch einen höheren Anteil an den Kosten der Energiewende tragen.“ Rund 60 Prozent wünschen sich, dass nur noch in Technologien investiert wird, die erneuerbare Energien nutzen. Vor allem die Heizkosten bewerten fast zwei Drittel (63 Prozent) aller Bürger für zu hoch – und zwar unabhängig von der Energiewende. Würde die Heizkosten um zehn Prozent steigen, müssten 58 Prozent an anderer Stelle sparen, so die Umfrage. Sie soll nach Angaben der GfK repräsentativ sein.

Autor: dts