"Ich kann nicht umhin, meine Wut über die Brutalität des Regimes im Norden auszudrücken", erklärte Lee am Montag in einer Fernsehansprache. Er werde dafür sorgen, "dass der Norden den Preis für jede seiner Provokationen bezahlen wird". Der südkoreanische Staatschef erklärte weiter, dass ein militärischer Angriff gegen Zivilisten "ein unmenschliches Verbrechen" sei, das "selbst in Zeiten des Krieges verboten ist." Derzeit führt die südkoreanische Armee gemeinsam mit den USA ein Seemanöver im Gelben Meer durch. Nordkorea hatte davor gewarnt, eine Verletzung der umstrittenen Seegrenze mit weiteren Angriffen zu beantworten. Nordkorea hatte die Insel Yeonpyeong am vergangenen Dienstag mit rund 170 Granaten beschossen. Dabei wurden zwei Soldaten und zwei Zivilisten getötet. Südkorea hatte daraufhin zurück gefeuert und die Armee in den höchsten Alarmzustand seit dem Ende des Korea-Krieges im Jahr 1953 versetzt. Zudem trat Verteidigungsminister Kim Tae Young am Freitag zurück. Ihm war vorgeworfen worden, nach dem Angriff zu spät reagiert zu haben.

Aktualisiert um 16:25 Uhr
EKD-Auslandsbischof kritisiert Seemanöver von Südkorea und USA
Angesichts der gespannten Lage in Korea hat der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, das Seemanöver von Südkorea und US-Streitkräften kritisiert. Auch die evangelischen Kirchen Südkoreas haben sich gegen die Durchführung gemeinsamer Seemanöver vor der Küste Nordkoreas gewandt. In der Erklärung des Nationalen Rates der Kirchen in Korea (NCCK) warnten die Kirchen vor einer militärischen Eskalation und riefen die Regierungen dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die Krise mit diplomatischen Mitteln zu überwinden. Die Erklärung fordert eine Rückkehr der südkoreanischen Regierung zur Entspannungspolitik. Die harte Linie der gegenwärtigen Regierung gegenüber Nordkorea habe die Gefahr eines Krieges erhöht.

Der Nationale Rat der Kirchen in Korea ist der Zusammenschluss der wichtigsten evangelischen Kirchen Südkoreas, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung umfassen. EKD-Auslandsbischof Schindehütte hat den Aufruf der koreanischen Mitchristen zur Mäßigung begrüßt. Die EKD unterstütze die Forderung der koreanischen Kirchen nach einem Friedensvertrag, der den seit 1950 andauernden Kriegszustand auf der koreanischen Halbinsel beenden müsse. Bisher sei beispielsweise die Grenzziehung im Seegebiet zwischen China, Nord- und Südkorea umstritten. Immer wieder käme es zu gefährlichen Provokationen, die jederzeit außer Kontrolle geraten könnten. Schindehütte erinnerte daran, dass der Rat der EKD im September 2009 sowohl Nord- als auch Südkorea besucht habe. Zwanzig Jahre nach der Öffnung der Berliner Mauer habe man auf "die gespenstische Situation an der innerkoreanischen Grenze" hinweisen wollen, die "nach mutigen Schritten der Versöhnung ruft".

[dts]