Ein nicht aufgepusteter Luftballon

Köln | Der 1. FC Köln ist in die 2. Bundesliga abgestiegen. Es scheint mehrere Wahrnehmungsebenen zu geben: Der Vorstand des Vereins, der Mitgliederrat, die operative Ebene, die Fans und ein Team „FC-Zukunft“ um den ehemaligen Spieler Dieter Prestin und Stefan Jung. Von den letztgenannten gibt es Neues zu berichten.

Je nachdem aus welcher Perspektive auf den Verein geblickt wird, gibt es aktuell sehr unterschiedliche Wahrnehmungen, die auch öffentlich gemacht werden. Dabei bleibt vieles vage, nur wenig Konkretes wird sichtbar und nicht wenige Fans haben das Gefühl alles bleibe beim Alten. Konkret sind derzeit zwei Personalien bekannt: Jeff Chabot und Justin Diehl verlassen den Verein. Der Vorstand beschwichtigt viel in öffentlichen Interviews, wiegelt die Kritik ab – vor allem mit dem Argument finanziell nachhaltig zu agieren und verspricht Aufarbeitung. Der Mitgliederrat hat sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen, argumentiert ebenfalls mit Geld und formalen Kriterien und warum keine Änderungen möglich seien, auch mit dem Argument für das Operative nicht zuständig zu sein und nur intern zu kritisieren. Die Fans:  Sie sind sauer und besorgt. Sie sorgen sich auch darum, dass nichts passiert und einfach alles so weitergeht wie bisher. Das ist verständlich, denn nach außen wirkt der Verein nicht so, als würde es neben der Trauerbekundungen zum Abstieg Konsequenzen oder eine Aufbruchstimmung, ein erst Recht jetzt spürbar und schon gar nicht spürbar anders, geben.

Wer haucht dem FC neues Leben ein?

Es kommt einem ein Bild in den Kopf eines hochfliegenden Luftballons in den Sinn, aus dem quietschend die Luft entweicht. Der, Pirouetten drehend, rasend an Höhe verliert und zu Boden fällt. Dort bleibt dieser als Hülle schlaff liegen. Eine heiße Hülle. Wer nimmt den Ballon jetzt auf? Wer pustet neue Luft hinein? Wer will ihn wieder zum Fliegen bringen? Wer schafft einen Knoten, der hält und dafür sorgt, dass die Luft drinnen bleibt und er nicht zum achten Mal zu Boden fällt? Die Frage, die mit diesem Bild gestellt wird ist: Wer haucht dem FC neues Leben ein – mehr noch: wer ist in dieser Lage aus einer Depression Mitglieder, Fans, Mannschaft mitzureißen und hochzureißen? Reicht da die Parole derer, die beim Abstieg maßgeblich beteiligt waren, und jetzt mal medial sagen, dass das Ziel der direkte Wiederaufstieg sei?

Impuls von außen

Ein Impuls und Zugriff kommt jetzt von außen und wird von Dieter Prestin, der einst mit dem FC als Spieler das Double gewann und dem Steuer- und Bilanzrechtsexperten Stefan Jung gesetzt und angeführt. Die beiden Köpfe des Teams „FC Zukunft“ haben an den Vorstand des 1. FC Köln einen Brief geschrieben. Aber keinen einfachen Brief, sondern ein Einschreiben, das auf den 24. Mai 2024 datiert.

Darin fordern sie den Vorstand des 1. FC Köln anwaltlich auf, die Mitgliederlisten des Vereins bis spätestens 6. Juni 2024 auszuhändigen. Als Begründung schreibt das Team „FC Zukunft“: „Um eine Alternative bezüglich der Politik und Strategie des amtierenden Vorstands zu organisieren und damit seine Mitgliederrechte ausüben zu können, ist es erforderlich, mit den Vereinsmitgliedern in Kontakt zu treten. Daraus folgt wiederum, dass Mitglieder für die Teilnahme an der nächsten anstehenden oder etwaig einer außerordentlichen Mitgliederversammlung motiviert und gewonnen werden müssen.“

Es gehe um Richtungsentscheidungen, die jetzt getroffen werden müssten, so das Team „FC Zukunft“. Am 10. Juni 2024 soll zum ersten Mal öffentlich das Team „FC Zukunft“ und das dahinterstehende Konzept vorgestellt werden. Hier nimmt jemand das heiße Eisen auf.